Raabe, Wilhelm: Stopfkuchen. Eine See- und Mordgeschichte. Berlin, 1891.so werthen und seltenen Gastes wegen verzichte ich Das that er wirklich, und da es jetzt in Wahrheit "Komm denn herein, lieber Junge. Wenn der ſo werthen und ſeltenen Gaſtes wegen verzichte ich Das that er wirklich, und da es jetzt in Wahrheit „Komm denn herein, lieber Junge. Wenn der <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0105" n="95"/> ſo werthen und ſeltenen Gaſtes wegen verzichte ich<lb/> auch mal darauf. Alſo geht nur voran, ihr Beiden,<lb/> ich folge langſam in eurer lieben Spur.“</p><lb/> <p>Das that er wirklich, und da es jetzt in Wahrheit<lb/> zu Tiſche ging, auch ohne ſich nochmals unterwegs<lb/> niederzulaſſen, oder gar in den ſiebenjährigen Krieg,<lb/> auf den Prinzen Xaver von Sachſen und die Be-<lb/> lagerung unſerer Heimathsſtadt zu fallen. Dicht hinter<lb/> uns her erreichte er das Haus, welchem auch ich jetzt,<lb/> ſonderbarerweiſe, zuerſt am heutigen Tage in nächſte<lb/> Nähe trat. Bis jetzt war es aber zu gemüthlich unter<lb/> den Linden vor ihm — dem Hauſe — geweſen. Und<lb/> was aus einer blutigen Kriegesſchanze und aus dem<lb/> vervehmten, verrufenen Unterſchlupf von Kienbaums<lb/> Mörder zu machen geweſen war, das hatte Stopfkuchen<lb/> daraus gemacht. Solches konnte ich ihm zugeben<lb/> und darauf konnte er unbedingt ſtolz ſein. Er hatte<lb/> es verſtanden, hier die böſen Geiſter auszutreiben,<lb/> das bemerkte man auf den erſten Blick, wenn man<lb/> Quakatzens Heimweſen noch gekannt hatte. Er aber<lb/> ſagte, ohne ſich auf der Schwelle etwas zu Gute zu thun:</p><lb/> <p>„Komm denn herein, lieber Junge. Wenn der<lb/> Menſch mit ſeinen höheren Zwecken, nach dem Dichter-<lb/> wort, in die Höhe wachſen ſoll, ſo ſollte er von rechts-<lb/> wegen mit ſeinem zweckloſen guten Gewiſſen ſich un-<lb/> angegrinſt in eben dem Verhältniß ruhig in die<lb/> Breite ausdehnen dürfen. Aber komme der ſchlechten<lb/> Welt mit dieſem beſcheidenen Anſpruch! Na die<lb/> Hausthür des alten Quakatz habe ich übrigens meinet-<lb/> wegen noch nicht breiter machen laſſen müſſen. Eduard,<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [95/0105]
ſo werthen und ſeltenen Gaſtes wegen verzichte ich
auch mal darauf. Alſo geht nur voran, ihr Beiden,
ich folge langſam in eurer lieben Spur.“
Das that er wirklich, und da es jetzt in Wahrheit
zu Tiſche ging, auch ohne ſich nochmals unterwegs
niederzulaſſen, oder gar in den ſiebenjährigen Krieg,
auf den Prinzen Xaver von Sachſen und die Be-
lagerung unſerer Heimathsſtadt zu fallen. Dicht hinter
uns her erreichte er das Haus, welchem auch ich jetzt,
ſonderbarerweiſe, zuerſt am heutigen Tage in nächſte
Nähe trat. Bis jetzt war es aber zu gemüthlich unter
den Linden vor ihm — dem Hauſe — geweſen. Und
was aus einer blutigen Kriegesſchanze und aus dem
vervehmten, verrufenen Unterſchlupf von Kienbaums
Mörder zu machen geweſen war, das hatte Stopfkuchen
daraus gemacht. Solches konnte ich ihm zugeben
und darauf konnte er unbedingt ſtolz ſein. Er hatte
es verſtanden, hier die böſen Geiſter auszutreiben,
das bemerkte man auf den erſten Blick, wenn man
Quakatzens Heimweſen noch gekannt hatte. Er aber
ſagte, ohne ſich auf der Schwelle etwas zu Gute zu thun:
„Komm denn herein, lieber Junge. Wenn der
Menſch mit ſeinen höheren Zwecken, nach dem Dichter-
wort, in die Höhe wachſen ſoll, ſo ſollte er von rechts-
wegen mit ſeinem zweckloſen guten Gewiſſen ſich un-
angegrinſt in eben dem Verhältniß ruhig in die
Breite ausdehnen dürfen. Aber komme der ſchlechten
Welt mit dieſem beſcheidenen Anſpruch! Na die
Hausthür des alten Quakatz habe ich übrigens meinet-
wegen noch nicht breiter machen laſſen müſſen. Eduard,
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