diesem Elend, der Herr Magister, der Herr Magister Buchius!"
Magister Buchius, unterbrochen in seinem ersten Anlauf, sich und seiner ungebehrdigen Genossenschaft die Zeit im Dunkeln bis zur möglichen Erlösung heroenhaft und wissenschaftlich zu vertreiben, sprach:
"Herzenstochter, Du hättest wohl Recht: es sollte ganz eigentlich am hiesigen Orte kein Anderer als wie ich als erster neuer Possessor nach unseren Vorfahren, der Cherusker Auszug, die Verfügung über Thor und Thür, Eingang und Ausgang haben. So werde ich denn wirklich auch der Erste von uns allhier sein, der für¬ sichtig nach dem Wetter draußen siehet, wenn es mir Zeit dünkt, guter Freund Heinrich. Von Ihm aber, Münchhausen, wünsche, erhoffe und glaube ich, daß Er mich auch in dieser Finsterniß oder Dämmerung drauf hin ansehen werde, wie ich unsern vornehmen Altvordern den erlauchten Herren des Landes, des Grunds und Bodens, einen solchen gemeinen, beschwerlichen, unbe¬ quemen Aufenthalt in Höhlen und Schluchten des Waldes und Gebirges anweisen dürfe --"
"Thedel, ich sage es Ihm zum allerletzten Male!" zischelte es in der unbequemen, beschwerlichen, cherus¬ kischen Höhlen- und Schluchtdunkelheit.
"Ich sehe den Herrn Magister ganz genau darauf an -- sitze Sie nur stille, o Mademoiselle -- Mamsell Selinde!"
"Sieht Er, das freut mich! Und so weise ich Ihn
dieſem Elend, der Herr Magiſter, der Herr Magiſter Buchius!“
Magiſter Buchius, unterbrochen in ſeinem erſten Anlauf, ſich und ſeiner ungebehrdigen Genoſſenſchaft die Zeit im Dunkeln bis zur möglichen Erlöſung heroenhaft und wiſſenſchaftlich zu vertreiben, ſprach:
„Herzenstochter, Du hätteſt wohl Recht: es ſollte ganz eigentlich am hieſigen Orte kein Anderer als wie ich als erſter neuer Poſſeſſor nach unſeren Vorfahren, der Cherusker Auszug, die Verfügung über Thor und Thür, Eingang und Ausgang haben. So werde ich denn wirklich auch der Erſte von uns allhier ſein, der für¬ ſichtig nach dem Wetter draußen ſiehet, wenn es mir Zeit dünkt, guter Freund Heinrich. Von Ihm aber, Münchhauſen, wünſche, erhoffe und glaube ich, daß Er mich auch in dieſer Finſterniß oder Dämmerung drauf hin anſehen werde, wie ich unſern vornehmen Altvordern den erlauchten Herren des Landes, des Grunds und Bodens, einen ſolchen gemeinen, beſchwerlichen, unbe¬ quemen Aufenthalt in Höhlen und Schluchten des Waldes und Gebirges anweiſen dürfe —“
„Thedel, ich ſage es Ihm zum allerletzten Male!“ ziſchelte es in der unbequemen, beſchwerlichen, cherus¬ kiſchen Höhlen- und Schluchtdunkelheit.
„Ich ſehe den Herrn Magiſter ganz genau darauf an — ſitze Sie nur ſtille, o Mademoiſelle — Mamſell Selinde!“
„Sieht Er, das freut mich! Und ſo weiſe ich Ihn
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[214/0222]
dieſem Elend, der Herr Magiſter, der Herr Magiſter
Buchius!“
Magiſter Buchius, unterbrochen in ſeinem erſten
Anlauf, ſich und ſeiner ungebehrdigen Genoſſenſchaft die
Zeit im Dunkeln bis zur möglichen Erlöſung heroenhaft
und wiſſenſchaftlich zu vertreiben, ſprach:
„Herzenstochter, Du hätteſt wohl Recht: es ſollte
ganz eigentlich am hieſigen Orte kein Anderer als wie
ich als erſter neuer Poſſeſſor nach unſeren Vorfahren, der
Cherusker Auszug, die Verfügung über Thor und Thür,
Eingang und Ausgang haben. So werde ich denn
wirklich auch der Erſte von uns allhier ſein, der für¬
ſichtig nach dem Wetter draußen ſiehet, wenn es mir
Zeit dünkt, guter Freund Heinrich. Von Ihm aber,
Münchhauſen, wünſche, erhoffe und glaube ich, daß Er
mich auch in dieſer Finſterniß oder Dämmerung drauf
hin anſehen werde, wie ich unſern vornehmen Altvordern
den erlauchten Herren des Landes, des Grunds und
Bodens, einen ſolchen gemeinen, beſchwerlichen, unbe¬
quemen Aufenthalt in Höhlen und Schluchten des Waldes
und Gebirges anweiſen dürfe —“
„Thedel, ich ſage es Ihm zum allerletzten Male!“
ziſchelte es in der unbequemen, beſchwerlichen, cherus¬
kiſchen Höhlen- und Schluchtdunkelheit.
„Ich ſehe den Herrn Magiſter ganz genau darauf
an — ſitze Sie nur ſtille, o Mademoiſelle — Mamſell
Selinde!“
„Sieht Er, das freut mich! Und ſo weiſe ich Ihn
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Raabe, Wilhelm: Das Odfeld. Leipzig, 1889, S. 214. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/raabe_odfeld_1889/222>, abgerufen am 26.07.2024.
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