Raabe, Wilhelm: Das Odfeld. Leipzig, 1889.der Gegenwärtigkeit frei zu machen, und zu thun, als "Wie die, welche das Ohrenklingen haben, das ganze "Herr Magister," seufzte aus seiner Ecke in der "Du bleibst hier, Du bleibst bei mir, Du bleibst der Gegenwärtigkeit frei zu machen, und zu thun, als „Wie die, welche das Ohrenklingen haben, das ganze „Herr Magiſter,“ ſeufzte aus ſeiner Ecke in der „Du bleibſt hier, Du bleibſt bei mir, Du bleibſt <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0221" n="213"/> der Gegenwärtigkeit frei zu machen, und zu thun, als<lb/> ob ſie nicht wären. Wir haben die Exempla berühmter<lb/> Kriegsleute und weiſer Männer. Plutarchos giebt uns<lb/> Beiſpiele von den Erſtern. Was die zweite Art an¬<lb/> gehet, ſo haben wir vor allem Platons zwei Bücher,<lb/> den Phädon und den Kriton — Er höret mich doch,<lb/> Münchhauſen?“</p><lb/> <p>„Wie die, welche das Ohrenklingen haben, das ganze<lb/> Gehör voll Pauken, Flöten und Trompeten haben, Herr<lb/> Magiſter,“ brummte der Exſcholar von Amelungsborn,<lb/> ohne die geringſte Ahnung davon zu haben, daß er jetzt<lb/> wirklich das Buch Kriton am Schluß ziemlich wörtlich<lb/> citire. „Der Herr Magiſter brauchen nur zu befehlen,<lb/> wovon wir hier im Erdenbauch diskurriren ſollen, während<lb/> uns der Kuckuck und ſein Küſter über den Köpfen<lb/> aufſpielen, tanzen und den Tanzboden eintreten —“</p><lb/> <p>„Herr Magiſter,“ ſeufzte aus ſeiner Ecke in der<lb/> Erdhöhle Knecht Heinrich. „Herr Magiſter, ich meine,<lb/> ich bin halbwegs wieder bei Beinen. Den Kellerhals<lb/> kenn' ich ja leidergottes gegen des Herrn Magiſters<lb/> Vorwiſſen, und auf die Gefahr käm's mir nicht an, den<lb/> Kopf vorzuſtecken und zuzuſehen, wie's draußen ſtünde.“<lb/></p> <p>„Du bleibſt hier, Du bleibſt bei mir, Du bleibſt<lb/> wo Du biſt und rührſt Dich nicht von der Stelle,“<lb/> kreiſchte Wieſchen. „Wer einzig und allein hier zu ſagen<lb/> und zu befehlen hat, und den Kopf vorzuſtecken und<lb/> draußen zu ſpioniren hat, das iſt einzig und allein<lb/> unſer einzigſter Troſt und Helfer in dieſer Angſt und<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [213/0221]
der Gegenwärtigkeit frei zu machen, und zu thun, als
ob ſie nicht wären. Wir haben die Exempla berühmter
Kriegsleute und weiſer Männer. Plutarchos giebt uns
Beiſpiele von den Erſtern. Was die zweite Art an¬
gehet, ſo haben wir vor allem Platons zwei Bücher,
den Phädon und den Kriton — Er höret mich doch,
Münchhauſen?“
„Wie die, welche das Ohrenklingen haben, das ganze
Gehör voll Pauken, Flöten und Trompeten haben, Herr
Magiſter,“ brummte der Exſcholar von Amelungsborn,
ohne die geringſte Ahnung davon zu haben, daß er jetzt
wirklich das Buch Kriton am Schluß ziemlich wörtlich
citire. „Der Herr Magiſter brauchen nur zu befehlen,
wovon wir hier im Erdenbauch diskurriren ſollen, während
uns der Kuckuck und ſein Küſter über den Köpfen
aufſpielen, tanzen und den Tanzboden eintreten —“
„Herr Magiſter,“ ſeufzte aus ſeiner Ecke in der
Erdhöhle Knecht Heinrich. „Herr Magiſter, ich meine,
ich bin halbwegs wieder bei Beinen. Den Kellerhals
kenn' ich ja leidergottes gegen des Herrn Magiſters
Vorwiſſen, und auf die Gefahr käm's mir nicht an, den
Kopf vorzuſtecken und zuzuſehen, wie's draußen ſtünde.“
„Du bleibſt hier, Du bleibſt bei mir, Du bleibſt
wo Du biſt und rührſt Dich nicht von der Stelle,“
kreiſchte Wieſchen. „Wer einzig und allein hier zu ſagen
und zu befehlen hat, und den Kopf vorzuſtecken und
draußen zu ſpioniren hat, das iſt einzig und allein
unſer einzigſter Troſt und Helfer in dieſer Angſt und
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