Raabe, Wilhelm: Das Odfeld. Leipzig, 1889."Jeses, man kriegt so schon keine Luft vor Angst "Münchhausen!" erscholl es von der andern Seite "Mademoisell Selinde, o mein Licht im Dunkel," "Er ist ein ganz dummer Kerl, Herr von Münch¬ "Lieber Münchhausen, es ist Heldenart in großen „Jeſes, man kriegt ſo ſchon keine Luft vor Angſt „Münchhauſen!“ erſcholl es von der andern Seite „Mademoiſell Selinde, o mein Licht im Dunkel,“ „Er iſt ein ganz dummer Kerl, Herr von Münch¬ „Lieber Münchhauſen, es iſt Heldenart in großen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0220" n="212"/> <p>„Jeſes, man kriegt ſo ſchon keine Luft vor Angſt<lb/> und in der Pechrabenſchwärze, — dichter braucht Er<lb/> mir nicht auf den Leib zu rücken, Thedel. So laſſe<lb/> Er doch das Drängeln, Herr von Münchhauſen!“ klang<lb/> es plötzlich aus einem Winkel der <hi rendition="#aq">Spelunca</hi>, weinerlich,<lb/> verdrießlich, abwehrend.</p><lb/> <p>„Münchhauſen!“ erſcholl es von der andern Seite<lb/> her, vermahnend, abmahnend; „aber lieber Münchhauſen,<lb/> wenn Er da drüben keinen Platz findet, ſo krieche Er<lb/> hier herüber zu mir her und beläſtige Er nicht Made¬<lb/> moiſelle unnöthigerweiſe. Hier iſt des Raumes zur Ge¬<lb/> nüge für Ihn und mich.“</p><lb/> <p>„Mademoiſell Selinde, o mein Licht im Dunkel,“<lb/> flüſterte es drüben, während Magiſter Buchius vergeblich<lb/> auf Antwort und Folgſamkeit wartete. „Mein Wieſen¬<lb/> ſtern, mein Roſenſtrauch, mein Schönheitſpiegel, je tiefer<lb/> der Abgrund deſto höher meine Seligkeit; je finſterer<lb/> die Hölle deſto heller meine Sonne: je kälter der Keller<lb/> deſto heißer meine Amour! ..“</p><lb/> <p>„Er iſt ein ganz dummer Kerl, Herr von Münch¬<lb/> hauſen, und wenn mir nicht alle Glieder vor Näſſe,<lb/> Froſt und Aengſten beberten, ſo ſollte Er ſchon — jetzt<lb/> aber laſſe Er ab — iſt das ein Ort und eine Stunde<lb/> für dumme Flattuſen und Dumme-Jungens-Kindereien?<lb/> So höre Er doch auf Seinen alten verrückten Schulmeiſter,<lb/> Thedel!“ flüſterte es zurück.</p><lb/> <p>„Lieber Münchhauſen, es iſt Heldenart in großen<lb/> Drangſalen, ſich von den Schreckniſſen und Moleſten<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [212/0220]
„Jeſes, man kriegt ſo ſchon keine Luft vor Angſt
und in der Pechrabenſchwärze, — dichter braucht Er
mir nicht auf den Leib zu rücken, Thedel. So laſſe
Er doch das Drängeln, Herr von Münchhauſen!“ klang
es plötzlich aus einem Winkel der Spelunca, weinerlich,
verdrießlich, abwehrend.
„Münchhauſen!“ erſcholl es von der andern Seite
her, vermahnend, abmahnend; „aber lieber Münchhauſen,
wenn Er da drüben keinen Platz findet, ſo krieche Er
hier herüber zu mir her und beläſtige Er nicht Made¬
moiſelle unnöthigerweiſe. Hier iſt des Raumes zur Ge¬
nüge für Ihn und mich.“
„Mademoiſell Selinde, o mein Licht im Dunkel,“
flüſterte es drüben, während Magiſter Buchius vergeblich
auf Antwort und Folgſamkeit wartete. „Mein Wieſen¬
ſtern, mein Roſenſtrauch, mein Schönheitſpiegel, je tiefer
der Abgrund deſto höher meine Seligkeit; je finſterer
die Hölle deſto heller meine Sonne: je kälter der Keller
deſto heißer meine Amour! ..“
„Er iſt ein ganz dummer Kerl, Herr von Münch¬
hauſen, und wenn mir nicht alle Glieder vor Näſſe,
Froſt und Aengſten beberten, ſo ſollte Er ſchon — jetzt
aber laſſe Er ab — iſt das ein Ort und eine Stunde
für dumme Flattuſen und Dumme-Jungens-Kindereien?
So höre Er doch auf Seinen alten verrückten Schulmeiſter,
Thedel!“ flüſterte es zurück.
„Lieber Münchhauſen, es iſt Heldenart in großen
Drangſalen, ſich von den Schreckniſſen und Moleſten
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