schnaufte, stand einen Augenblick überlegend und ging langsam seitab in den Wald seines eigenen Weges.
"Herr Magister," rief Knecht Heinrich, "Herr Ma¬ gister, mir däucht, es gehet schlecht für unsern Herzog Ferdinand und die Franzosen gewinnen's ihm ab."
"Zum Henker ja," rief Thedel. "Monsieur Le Crapaud und Monsieur La Grenouille sind wieder im Vorhupfen gegen den Idistavisus und also auch gegen uns. Ihr Canon kommt wahrhaftig näher! Hört nur! all' ihr groß und klein Geschütz hat was wie vom Froschsumpf an sich: Brekkekekk, brekkekekk, Koax, Koax! O mit Jovis Donner gegen die Batrachier. Vivat Fridericus Rex! Vivat Ferdinandus Dux!"
Magister Buchius bog den nächsten Busch zur Seite: "Belieben mir itzo auf den Fersen zu folgen, Ma¬ demoiselle Fegebanck. Und fürchte Sie sich nicht, liebes Kind, es gehet wohl zuerst ein wenig abschüssig in's Dunkle; ja auch ein wenig auf den Knieen, aber wer kann heute hier sagen, daß das Dach seines Hauses sicherer über ihm sei als das Gestein, so des Herrn Hand in der Wildniß zum Unterschlupf für seine gejagte Kreatur wundervoll ausgehöhlet hat?"
Jetzt im tiefsten Busch und unter einer nicht allzu hohen Felswand im Dolomitgeklipp des Iths bückte er sich und griff in einen hohen Haufen von dürrem Gestrüpp, den der Wind und Zufall hier aufgehäuft zu haben schien, und fing an, denselben zur Seite zu räumen.
Raabe, Das Odfeld. 13
ſchnaufte, ſtand einen Augenblick überlegend und ging langſam ſeitab in den Wald ſeines eigenen Weges.
„Herr Magiſter,“ rief Knecht Heinrich, „Herr Ma¬ giſter, mir däucht, es gehet ſchlecht für unſern Herzog Ferdinand und die Franzoſen gewinnen's ihm ab.“
„Zum Henker ja,“ rief Thedel. „Monsieur Le Crapaud und Monsieur La Grenouille ſind wieder im Vorhupfen gegen den Idiſtaviſus und alſo auch gegen uns. Ihr Canon kommt wahrhaftig näher! Hört nur! all' ihr groß und klein Geſchütz hat was wie vom Froſchſumpf an ſich: Brekkekekk, brekkekekk, Koax, Koax! O mit Jovis Donner gegen die Batrachier. Vivat Fridericus Rex! Vivat Ferdinandus Dux!“
Magiſter Buchius bog den nächſten Buſch zur Seite: „Belieben mir itzo auf den Ferſen zu folgen, Ma¬ demoiſelle Fegebanck. Und fürchte Sie ſich nicht, liebes Kind, es gehet wohl zuerſt ein wenig abſchüſſig in's Dunkle; ja auch ein wenig auf den Knieen, aber wer kann heute hier ſagen, daß das Dach ſeines Hauſes ſicherer über ihm ſei als das Geſtein, ſo des Herrn Hand in der Wildniß zum Unterſchlupf für ſeine gejagte Kreatur wundervoll ausgehöhlet hat?“
Jetzt im tiefſten Buſch und unter einer nicht allzu hohen Felswand im Dolomitgeklipp des Iths bückte er ſich und griff in einen hohen Haufen von dürrem Geſtrüpp, den der Wind und Zufall hier aufgehäuft zu haben ſchien, und fing an, denſelben zur Seite zu räumen.
Raabe, Das Odfeld. 13
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ſchnaufte, ſtand einen Augenblick überlegend und ging
langſam ſeitab in den Wald ſeines eigenen Weges.
„Herr Magiſter,“ rief Knecht Heinrich, „Herr Ma¬
giſter, mir däucht, es gehet ſchlecht für unſern Herzog
Ferdinand und die Franzoſen gewinnen's ihm ab.“
„Zum Henker ja,“ rief Thedel. „Monsieur Le
Crapaud und Monsieur La Grenouille ſind wieder im
Vorhupfen gegen den Idiſtaviſus und alſo auch gegen
uns. Ihr Canon kommt wahrhaftig näher! Hört nur!
all' ihr groß und klein Geſchütz hat was wie vom
Froſchſumpf an ſich: Brekkekekk, brekkekekk, Koax, Koax!
O mit Jovis Donner gegen die Batrachier. Vivat
Fridericus Rex! Vivat Ferdinandus Dux!“
Magiſter Buchius bog den nächſten Buſch zur Seite:
„Belieben mir itzo auf den Ferſen zu folgen, Ma¬
demoiſelle Fegebanck. Und fürchte Sie ſich nicht, liebes
Kind, es gehet wohl zuerſt ein wenig abſchüſſig in's
Dunkle; ja auch ein wenig auf den Knieen, aber wer
kann heute hier ſagen, daß das Dach ſeines Hauſes
ſicherer über ihm ſei als das Geſtein, ſo des Herrn Hand
in der Wildniß zum Unterſchlupf für ſeine gejagte
Kreatur wundervoll ausgehöhlet hat?“
Jetzt im tiefſten Buſch und unter einer nicht allzu
hohen Felswand im Dolomitgeklipp des Iths bückte er ſich
und griff in einen hohen Haufen von dürrem Geſtrüpp,
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Raabe, Wilhelm: Das Odfeld. Leipzig, 1889, S. 193. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/raabe_odfeld_1889/201>, abgerufen am 26.07.2024.
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