Raabe, Wilhelm: Das Odfeld. Leipzig, 1889.Es kam über ihn wie ein Taumel, eine begeisterte "Amelungsborn heraus! die ganze Schule! Hier post jucundam juventutem, post molestam senectutem, nos habebit humus, -- hinauf auf des Herrn Amtsmanns Schimmel, Wieschen. Es kam über ihn wie ein Taumel, eine begeiſterte „Amelungsborn heraus! die ganze Schule! Hier post jucundam juventutem, post molestam senectutem, nos habebit humus, — hinauf auf des Herrn Amtsmanns Schimmel, Wieſchen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0176" n="168"/> <p>Es kam über ihn wie ein Taumel, eine begeiſterte<lb/> Trunkenheit. Was er in ſeiner Jugend verſäumt hatte,<lb/> das holte er nunmehr in der Betäubung dieſes wilden,<lb/> greuligen Tages ganz und gar nach. So hatte er nie<lb/> und nimmer ſich in der Welt Trubel lebendig gefühlt,<lb/> wie in dieſer ſchlimmen, rathloſen Stunde auf Wodans<lb/> Felde, dem Odfelde.</p><lb/> <p>„Amelungsborn heraus! die ganze Schule! Hier<lb/> Amelungsborn! Wir bleiben Alle beiſammen im Leben<lb/> und im Sterben —</p><lb/> <lg type="poem"> <l>post jucundam juventutem,</l><lb/> <l>post molestam senectutem,</l><lb/> <l>nos habebit humus, —</l><lb/> </lg> <p>hinauf auf des Herrn Amtsmanns Schimmel, Wieſchen.<lb/> Wir heben Dir Deinen Heinrich nach. Halt ihn nur<lb/> ſo feſt, wie der junge Menſch hier Mademoiſelle in<lb/> ſeiner Thorheit gehalten hat, und wir hauen uns heraus.<lb/> Faß zu, Thedel. <hi rendition="#aq">Dei providentia mundus administratur</hi>,<lb/> ſagt Marcus Tullius: wer weiß wozu Er geſtern Nacht<lb/> nach Amelungsborn geſendet iſt, lieber Münchhauſen.<lb/> Hat Er den Invaliden feſt? Hoch mit ihm und —<lb/><hi rendition="#aq">ſursum corda</hi>, hat der Herr uns bis hieher in ſeinem<lb/> Nebel geführt, ſo wird er uns auch im Lichte ſeines<lb/> Morgens nicht verlaſſen. Siehſt Du, es ging, Wieſchen.<lb/> Nun halte Du Deinen Schatz feſt im Arm vor Dir.<lb/> Der Herr Amtmann werden uns auch dieſen Noth¬<lb/> gebrauch ſeines wackern Gauls verzeihen. Nehme Er<lb/> den Hans am Zügel, und Mademoiſelle, Sie nehmen<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [168/0176]
Es kam über ihn wie ein Taumel, eine begeiſterte
Trunkenheit. Was er in ſeiner Jugend verſäumt hatte,
das holte er nunmehr in der Betäubung dieſes wilden,
greuligen Tages ganz und gar nach. So hatte er nie
und nimmer ſich in der Welt Trubel lebendig gefühlt,
wie in dieſer ſchlimmen, rathloſen Stunde auf Wodans
Felde, dem Odfelde.
„Amelungsborn heraus! die ganze Schule! Hier
Amelungsborn! Wir bleiben Alle beiſammen im Leben
und im Sterben —
post jucundam juventutem,
post molestam senectutem,
nos habebit humus, —
hinauf auf des Herrn Amtsmanns Schimmel, Wieſchen.
Wir heben Dir Deinen Heinrich nach. Halt ihn nur
ſo feſt, wie der junge Menſch hier Mademoiſelle in
ſeiner Thorheit gehalten hat, und wir hauen uns heraus.
Faß zu, Thedel. Dei providentia mundus administratur,
ſagt Marcus Tullius: wer weiß wozu Er geſtern Nacht
nach Amelungsborn geſendet iſt, lieber Münchhauſen.
Hat Er den Invaliden feſt? Hoch mit ihm und —
ſursum corda, hat der Herr uns bis hieher in ſeinem
Nebel geführt, ſo wird er uns auch im Lichte ſeines
Morgens nicht verlaſſen. Siehſt Du, es ging, Wieſchen.
Nun halte Du Deinen Schatz feſt im Arm vor Dir.
Der Herr Amtmann werden uns auch dieſen Noth¬
gebrauch ſeines wackern Gauls verzeihen. Nehme Er
den Hans am Zügel, und Mademoiſelle, Sie nehmen
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