Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682.Das VI. Capitel Oesterreich und seinen Alliirten noch wohlaushalten. Jch will nicht sagen/ daß auf solchen Fall Schweden/ und viel- leicht auch Polen/ Franckreich nicht ent- fallen werden/ wo sie nur in einigem Stand sind sich zu regen. Daß aber Franckreich einige Reflexion auf den Türcken mache/ wo die äusserste Gefahr unter zu liegen es nicht zwinget/ kommt mir nicht glaublich vor; zumahl die Mu- hammedanischen Printzen observiret haben/ daß wenn sie sich in der Christen Kriege gemenget/ diese hernach Frieden unter sich machen/ ohne sie mit einzu- schliessen/ oder ihr Interesse zu beobach- ten. Hingegen scheinet auch Franck- reich nicht capabel zu seyn alle Staaten der Christenheit übern Hauffen zuwerf- fen/ und sie alle unter seine Botmässig- keit zubringen. Denn das grösseste Kö- nigreich in der Christenheit kan es seyn/ aber nicht das einzige; ja es solte durch allzugrosse und weitläufftige Conque- sten innerlich nur geschwächet werden. Jedoch lauffen bey dem blühenden Glück dieses Reichs die benachbarten kleinen Staaten/ die ihm so wohl gelegen sind/ ziemliche Gefahr verschlungen zu werden. Das
Das VI. Capitel Oeſterꝛeich und ſeinen Alliirten noch wohlaushalten. Jch will nicht ſagen/ daß auf ſolchen Fall Schweden/ und viel- leicht auch Polen/ Franckreich nicht ent- fallen werden/ wo ſie nur in einigem Stand ſind ſich zu regen. Daß aber Franckreich einige Reflexion auf den Tuͤrcken mache/ wo die aͤuſſerſte Gefahr unter zu liegen es nicht zwinget/ kommt mir nicht glaublich vor; zumahl die Mu- hammedaniſchen Printzen obſerviret haben/ daß wenn ſie ſich in der Chriſten Kriege gemenget/ dieſe hernach Frieden unter ſich machen/ ohne ſie mit einzu- ſchlieſſen/ oder ihr Intereſſe zu beobach- ten. Hingegen ſcheinet auch Franck- reich nicht capabel zu ſeyn alle Staaten der Chriſtenheit uͤbern Hauffen zuwerf- fen/ und ſie alle unter ſeine Botmaͤſſig- keit zubringen. Denn das groͤſſeſte Koͤ- nigreich in der Chriſtenheit kan es ſeyn/ aber nicht das einzige; ja es ſolte durch allzugroſſe und weitlaͤufftige Conque- ſten innerlich nur geſchwaͤchet werden. Jedoch lauffen bey dem bluͤhenden Gluͤck dieſes Reichs die benachbarten kleinen Staaten/ die ihm ſo wohl gelegen ſind/ ziemliche Gefahr verſchlungen zu werden. Das
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Das VI. Capitel
Oeſterꝛeich und ſeinen Alliirten noch wohl
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auf ſolchen Fall Schweden/ und viel-
leicht auch Polen/ Franckreich nicht ent-
fallen werden/ wo ſie nur in einigem
Stand ſind ſich zu regen. Daß aber
Franckreich einige Reflexion auf den
Tuͤrcken mache/ wo die aͤuſſerſte Gefahr
unter zu liegen es nicht zwinget/ kommt
mir nicht glaublich vor; zumahl die Mu-
hammedaniſchen Printzen obſerviret
haben/ daß wenn ſie ſich in der Chriſten
Kriege gemenget/ dieſe hernach Frieden
unter ſich machen/ ohne ſie mit einzu-
ſchlieſſen/ oder ihr Intereſſe zu beobach-
ten. Hingegen ſcheinet auch Franck-
reich nicht capabel zu ſeyn alle Staaten
der Chriſtenheit uͤbern Hauffen zuwerf-
fen/ und ſie alle unter ſeine Botmaͤſſig-
keit zubringen. Denn das groͤſſeſte Koͤ-
nigreich in der Chriſtenheit kan es ſeyn/
aber nicht das einzige; ja es ſolte durch
allzugroſſe und weitlaͤufftige Conque-
ſten innerlich nur geſchwaͤchet werden.
Jedoch lauffen bey dem bluͤhenden Gluͤck
dieſes Reichs die benachbarten kleinen
Staaten/ die ihm ſo wohl gelegen ſind/
ziemliche Gefahr verſchlungen
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