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Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 3: Von 1740 bis 1786. Göttingen, 1787.

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5) Regierungsantritt Franz d. I. 1745.
an konnten also auch Oesterreichische Schriftsteller
wieder solche Grundsätze annehmen, die sie schwer-
lich mit eben dem Eifer aufgestellt und vertheidi-
get haben möchten, wenn die Kaiserwürde länger
zu München ihren Sitz behalten hätte.)

Eine Schwierigkeit, die unter Carl dem VII.XI.
nicht ganz hatte gehoben werden können, (und
die in ähnlichen Umständen wahrscheinlich noch
immer wieder eintreten würde,) verlohr sich jetzt
von selbsten, sobald das kaiserliche Hoflager wie-
der zu Wien seinen Sitz hatte. Man war in
den Registraturen und Archiven in vorigen Zei-
ten nicht immer so sorgsam gewesen, die Ge-
schäffte der kaiserlichen und Oesterreichischen Re-
gierung so genau von einander abzusondern, wie
man es jetzt gewohnt ist. Als daher mit Verle-
gung des kaiserlichen Hoflagers von Wien nach
München auch natürlich in Frage kam, das kai-
serliche Reichshofarchiv
nunmehr von Wien
nach München herüberzubringen; so machte der
Wiener Hof nicht nur darum Schwierigkeit, weil
derselbe Carl den VII. nicht als Kaiser erkennen
wollte, sondern auch vorzüglich deswegen, weil
erst eine Absonderung der Oesterreichischen Brief-
schaften von den Reichssachen geschehen müßte.
Inzwischen ward auf ein am 13. May 1742. an
das Reich erlaßenes Commissionsdecret im Oct.
1742. zu Wien zwar ein Anfang gemacht, jene
Absonderung zu bewerkstelligen. Allein nun ka-
men noch andere Schwierigkeiten hinzu, unter
andern selbst wegen der Kosten des Transports
einer so ungeheuren Actenmasse nur einen Fond zu
verschaffen, u. s. w. Das alles erledigte sich

aber

5) Regierungsantritt Franz d. I. 1745.
an konnten alſo auch Oeſterreichiſche Schriftſteller
wieder ſolche Grundſaͤtze annehmen, die ſie ſchwer-
lich mit eben dem Eifer aufgeſtellt und vertheidi-
get haben moͤchten, wenn die Kaiſerwuͤrde laͤnger
zu Muͤnchen ihren Sitz behalten haͤtte.)

Eine Schwierigkeit, die unter Carl dem VII.XI.
nicht ganz hatte gehoben werden koͤnnen, (und
die in aͤhnlichen Umſtaͤnden wahrſcheinlich noch
immer wieder eintreten wuͤrde,) verlohr ſich jetzt
von ſelbſten, ſobald das kaiſerliche Hoflager wie-
der zu Wien ſeinen Sitz hatte. Man war in
den Regiſtraturen und Archiven in vorigen Zei-
ten nicht immer ſo ſorgſam geweſen, die Ge-
ſchaͤffte der kaiſerlichen und Oeſterreichiſchen Re-
gierung ſo genau von einander abzuſondern, wie
man es jetzt gewohnt iſt. Als daher mit Verle-
gung des kaiſerlichen Hoflagers von Wien nach
Muͤnchen auch natuͤrlich in Frage kam, das kai-
ſerliche Reichshofarchiv
nunmehr von Wien
nach Muͤnchen heruͤberzubringen; ſo machte der
Wiener Hof nicht nur darum Schwierigkeit, weil
derſelbe Carl den VII. nicht als Kaiſer erkennen
wollte, ſondern auch vorzuͤglich deswegen, weil
erſt eine Abſonderung der Oeſterreichiſchen Brief-
ſchaften von den Reichsſachen geſchehen muͤßte.
Inzwiſchen ward auf ein am 13. May 1742. an
das Reich erlaßenes Commiſſionsdecret im Oct.
1742. zu Wien zwar ein Anfang gemacht, jene
Abſonderung zu bewerkſtelligen. Allein nun ka-
men noch andere Schwierigkeiten hinzu, unter
andern ſelbſt wegen der Koſten des Transports
einer ſo ungeheuren Actenmaſſe nur einen Fond zu
verſchaffen, u. ſ. w. Das alles erledigte ſich

aber
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[43/0077] 5) Regierungsantritt Franz d. I. 1745. an konnten alſo auch Oeſterreichiſche Schriftſteller wieder ſolche Grundſaͤtze annehmen, die ſie ſchwer- lich mit eben dem Eifer aufgeſtellt und vertheidi- get haben moͤchten, wenn die Kaiſerwuͤrde laͤnger zu Muͤnchen ihren Sitz behalten haͤtte.) Eine Schwierigkeit, die unter Carl dem VII. nicht ganz hatte gehoben werden koͤnnen, (und die in aͤhnlichen Umſtaͤnden wahrſcheinlich noch immer wieder eintreten wuͤrde,) verlohr ſich jetzt von ſelbſten, ſobald das kaiſerliche Hoflager wie- der zu Wien ſeinen Sitz hatte. Man war in den Regiſtraturen und Archiven in vorigen Zei- ten nicht immer ſo ſorgſam geweſen, die Ge- ſchaͤffte der kaiſerlichen und Oeſterreichiſchen Re- gierung ſo genau von einander abzuſondern, wie man es jetzt gewohnt iſt. Als daher mit Verle- gung des kaiſerlichen Hoflagers von Wien nach Muͤnchen auch natuͤrlich in Frage kam, das kai- ſerliche Reichshofarchiv nunmehr von Wien nach Muͤnchen heruͤberzubringen; ſo machte der Wiener Hof nicht nur darum Schwierigkeit, weil derſelbe Carl den VII. nicht als Kaiſer erkennen wollte, ſondern auch vorzuͤglich deswegen, weil erſt eine Abſonderung der Oeſterreichiſchen Brief- ſchaften von den Reichsſachen geſchehen muͤßte. Inzwiſchen ward auf ein am 13. May 1742. an das Reich erlaßenes Commiſſionsdecret im Oct. 1742. zu Wien zwar ein Anfang gemacht, jene Abſonderung zu bewerkſtelligen. Allein nun ka- men noch andere Schwierigkeiten hinzu, unter andern ſelbſt wegen der Koſten des Transports einer ſo ungeheuren Actenmaſſe nur einen Fond zu verſchaffen, u. ſ. w. Das alles erledigte ſich aber XI.

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Zitationshilfe: Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 3: Von 1740 bis 1786. Göttingen, 1787, S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung03_1787/77>, abgerufen am 05.05.2024.