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Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 3: Von 1740 bis 1786. Göttingen, 1787.

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XI. Carl VII. u. Franz 1740-1748.
richtung getroffen. An statt der im Jahre 1724.
beliebten Gemeinschaft verglichen sich die beiden
Höfe zu München und Manheim auf eine künf-
tige Abwechselung desselben, womit diesmal zu
München der Anfang gemacht wurde. Das chur-
fürstliche Collegium bezeigte schon in der Wahlca-
pitulation Franz des I. seine Zufriedenheit dar-
über, und empfahl den Vergleich zur Genehmi-
gung des gesammten Reichs, die hernach durch
ein Reichsgutachten vom 7. Aug. 1752., und des-
sen kaiserliche Genehmigung vom 21. Aug. 1752.
erfolget ist. (Doch haben sich die Umstände seit-
dem wieder geändert, da nach dem Abgange des
Hauses Baiern jetzt ohnedem wieder nur ein
Rheinischer Vicariatshof seyn kann.)


X.

Uebrigens kam mit dem Regierungsantritt
Kaiser Franz des I. nunmehr in Ansehung des kai-
serlichen Hofes meist alles wieder auf den Fuß, wie
es unter Carl dem VI. gewesen war. Ein we-
sentlicher Unterschied zeigte sich zwar darin, daß
die Regierung der Erbstaaten des Hauses Oester-
reich mit der kaiserlichen Regierung diesmal nicht,
wie ehedem, in einer Person verbunden war.
Jedoch das genaue Verhältniß, worin Franz und
Maria Theresia als Gemahl und Gemahlinn ge-
gen einander standen, ließ jenen Unterschied kaum
merklich werden. Wenigstens war nun doch für
die Zukunft der Weg von neuem gebahnt, der-
einst in der Nachkommenschaft dieses erhabenen
Paares beide Regierungen wieder in einer Person
vereiniget zu sehen. Von nun an schien also kai-
serlich und Oesterreichisches Staatsinteresse wieder
ziemlich in einander zu fließen. (Von dieser Zeit

an

XI. Carl VII. u. Franz 1740-1748.
richtung getroffen. An ſtatt der im Jahre 1724.
beliebten Gemeinſchaft verglichen ſich die beiden
Hoͤfe zu Muͤnchen und Manheim auf eine kuͤnf-
tige Abwechſelung deſſelben, womit diesmal zu
Muͤnchen der Anfang gemacht wurde. Das chur-
fuͤrſtliche Collegium bezeigte ſchon in der Wahlca-
pitulation Franz des I. ſeine Zufriedenheit dar-
uͤber, und empfahl den Vergleich zur Genehmi-
gung des geſammten Reichs, die hernach durch
ein Reichsgutachten vom 7. Aug. 1752., und deſ-
ſen kaiſerliche Genehmigung vom 21. Aug. 1752.
erfolget iſt. (Doch haben ſich die Umſtaͤnde ſeit-
dem wieder geaͤndert, da nach dem Abgange des
Hauſes Baiern jetzt ohnedem wieder nur ein
Rheiniſcher Vicariatshof ſeyn kann.)


X.

Uebrigens kam mit dem Regierungsantritt
Kaiſer Franz des I. nunmehr in Anſehung des kai-
ſerlichen Hofes meiſt alles wieder auf den Fuß, wie
es unter Carl dem VI. geweſen war. Ein we-
ſentlicher Unterſchied zeigte ſich zwar darin, daß
die Regierung der Erbſtaaten des Hauſes Oeſter-
reich mit der kaiſerlichen Regierung diesmal nicht,
wie ehedem, in einer Perſon verbunden war.
Jedoch das genaue Verhaͤltniß, worin Franz und
Maria Thereſia als Gemahl und Gemahlinn ge-
gen einander ſtanden, ließ jenen Unterſchied kaum
merklich werden. Wenigſtens war nun doch fuͤr
die Zukunft der Weg von neuem gebahnt, der-
einſt in der Nachkommenſchaft dieſes erhabenen
Paares beide Regierungen wieder in einer Perſon
vereiniget zu ſehen. Von nun an ſchien alſo kai-
ſerlich und Oeſterreichiſches Staatsintereſſe wieder
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[42/0076] XI. Carl VII. u. Franz 1740-1748. richtung getroffen. An ſtatt der im Jahre 1724. beliebten Gemeinſchaft verglichen ſich die beiden Hoͤfe zu Muͤnchen und Manheim auf eine kuͤnf- tige Abwechſelung deſſelben, womit diesmal zu Muͤnchen der Anfang gemacht wurde. Das chur- fuͤrſtliche Collegium bezeigte ſchon in der Wahlca- pitulation Franz des I. ſeine Zufriedenheit dar- uͤber, und empfahl den Vergleich zur Genehmi- gung des geſammten Reichs, die hernach durch ein Reichsgutachten vom 7. Aug. 1752., und deſ- ſen kaiſerliche Genehmigung vom 21. Aug. 1752. erfolget iſt. (Doch haben ſich die Umſtaͤnde ſeit- dem wieder geaͤndert, da nach dem Abgange des Hauſes Baiern jetzt ohnedem wieder nur ein Rheiniſcher Vicariatshof ſeyn kann.) Uebrigens kam mit dem Regierungsantritt Kaiſer Franz des I. nunmehr in Anſehung des kai- ſerlichen Hofes meiſt alles wieder auf den Fuß, wie es unter Carl dem VI. geweſen war. Ein we- ſentlicher Unterſchied zeigte ſich zwar darin, daß die Regierung der Erbſtaaten des Hauſes Oeſter- reich mit der kaiſerlichen Regierung diesmal nicht, wie ehedem, in einer Perſon verbunden war. Jedoch das genaue Verhaͤltniß, worin Franz und Maria Thereſia als Gemahl und Gemahlinn ge- gen einander ſtanden, ließ jenen Unterſchied kaum merklich werden. Wenigſtens war nun doch fuͤr die Zukunft der Weg von neuem gebahnt, der- einſt in der Nachkommenſchaft dieſes erhabenen Paares beide Regierungen wieder in einer Perſon vereiniget zu ſehen. Von nun an ſchien alſo kai- ſerlich und Oeſterreichiſches Staatsintereſſe wieder ziemlich in einander zu fließen. (Von dieſer Zeit an

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Zitationshilfe: Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 3: Von 1740 bis 1786. Göttingen, 1787, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung03_1787/76>, abgerufen am 05.05.2024.