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Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 3: Von 1740 bis 1786. Göttingen, 1787.

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XIII. Joseph II. 1764-1786.

XIII.

Die ganze Friedenshandlung zu Teschen hatte
dadurch eine große Erleichterung gewonnen, daß
der König in Preussen weder zu Vergütung seiner
Kriegskosten noch sonst einige Vortheile für sich
begehrte. Bey den Unterhandlungen war es aber
einmal vorgekommen, daß der Wiener Hof alles,
was er in Baiern in Besitz genommen hatte, zu-
rückgeben wollte, wenn der König in Preussen
sich anheischig machen würde, daß künftig auch
Anspach und Baireuth nicht wieder mit dem
regierenden Churhause vereiniget, sondern, wie
bisher, immer wieder einem oder zwey jüngeren
Prinzen vom Hause überlaßen werden sollte. Zu
Wien schien man das selbst für eine in den Bran-
denburgischen Hausverträgen gegründete Noth-
wendigkeit zu halten. Der König hielt es hinge-
gen für eine widerrechtliche Zumuthung, weil auch
ältere Hausverträge unter solchen Umständen, wie
sie hier einträten, wieder abgeändert werden könn-
ten. Er bestand deswegen darauf, daß die Kai-
serinn Königinn für sich und ihre Nachkommen
sich verbindlich machen mußte, sich nicht dagegen
widersetzen zu wollen, wenn der Berliner Hof es
gut fände, die beiden Fränkischen Fürstenthümer
nach Abgang des bisherigen marggräflichen Hau-
ses wieder mit der churfürstlichen Primogenitur zu
vereinigen.


XIV.

Uebrigens ward der Friede nebst allen dazu
gehörigen Conventionen nicht nur durch Russische
und Französische Garantie befestiget, sondern auch
Kaiser und Keich ersucht ihre Einwilligung dazu
zu geben. Hiebey zeigte sich nur deswegen eini-
ge Schwierigkeit, weil verschiedene Reichsstände

theils
XIII. Joſeph II. 1764-1786.

XIII.

Die ganze Friedenshandlung zu Teſchen hatte
dadurch eine große Erleichterung gewonnen, daß
der Koͤnig in Preuſſen weder zu Verguͤtung ſeiner
Kriegskoſten noch ſonſt einige Vortheile fuͤr ſich
begehrte. Bey den Unterhandlungen war es aber
einmal vorgekommen, daß der Wiener Hof alles,
was er in Baiern in Beſitz genommen hatte, zu-
ruͤckgeben wollte, wenn der Koͤnig in Preuſſen
ſich anheiſchig machen wuͤrde, daß kuͤnftig auch
Anſpach und Baireuth nicht wieder mit dem
regierenden Churhauſe vereiniget, ſondern, wie
bisher, immer wieder einem oder zwey juͤngeren
Prinzen vom Hauſe uͤberlaßen werden ſollte. Zu
Wien ſchien man das ſelbſt fuͤr eine in den Bran-
denburgiſchen Hausvertraͤgen gegruͤndete Noth-
wendigkeit zu halten. Der Koͤnig hielt es hinge-
gen fuͤr eine widerrechtliche Zumuthung, weil auch
aͤltere Hausvertraͤge unter ſolchen Umſtaͤnden, wie
ſie hier eintraͤten, wieder abgeaͤndert werden koͤnn-
ten. Er beſtand deswegen darauf, daß die Kai-
ſerinn Koͤniginn fuͤr ſich und ihre Nachkommen
ſich verbindlich machen mußte, ſich nicht dagegen
widerſetzen zu wollen, wenn der Berliner Hof es
gut faͤnde, die beiden Fraͤnkiſchen Fuͤrſtenthuͤmer
nach Abgang des bisherigen marggraͤflichen Hau-
ſes wieder mit der churfuͤrſtlichen Primogenitur zu
vereinigen.


XIV.

Uebrigens ward der Friede nebſt allen dazu
gehoͤrigen Conventionen nicht nur durch Ruſſiſche
und Franzoͤſiſche Garantie befeſtiget, ſondern auch
Kaiſer und Keich erſucht ihre Einwilligung dazu
zu geben. Hiebey zeigte ſich nur deswegen eini-
ge Schwierigkeit, weil verſchiedene Reichsſtaͤnde

theils
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[196/0230] XIII. Joſeph II. 1764-1786. Die ganze Friedenshandlung zu Teſchen hatte dadurch eine große Erleichterung gewonnen, daß der Koͤnig in Preuſſen weder zu Verguͤtung ſeiner Kriegskoſten noch ſonſt einige Vortheile fuͤr ſich begehrte. Bey den Unterhandlungen war es aber einmal vorgekommen, daß der Wiener Hof alles, was er in Baiern in Beſitz genommen hatte, zu- ruͤckgeben wollte, wenn der Koͤnig in Preuſſen ſich anheiſchig machen wuͤrde, daß kuͤnftig auch Anſpach und Baireuth nicht wieder mit dem regierenden Churhauſe vereiniget, ſondern, wie bisher, immer wieder einem oder zwey juͤngeren Prinzen vom Hauſe uͤberlaßen werden ſollte. Zu Wien ſchien man das ſelbſt fuͤr eine in den Bran- denburgiſchen Hausvertraͤgen gegruͤndete Noth- wendigkeit zu halten. Der Koͤnig hielt es hinge- gen fuͤr eine widerrechtliche Zumuthung, weil auch aͤltere Hausvertraͤge unter ſolchen Umſtaͤnden, wie ſie hier eintraͤten, wieder abgeaͤndert werden koͤnn- ten. Er beſtand deswegen darauf, daß die Kai- ſerinn Koͤniginn fuͤr ſich und ihre Nachkommen ſich verbindlich machen mußte, ſich nicht dagegen widerſetzen zu wollen, wenn der Berliner Hof es gut faͤnde, die beiden Fraͤnkiſchen Fuͤrſtenthuͤmer nach Abgang des bisherigen marggraͤflichen Hau- ſes wieder mit der churfuͤrſtlichen Primogenitur zu vereinigen. Uebrigens ward der Friede nebſt allen dazu gehoͤrigen Conventionen nicht nur durch Ruſſiſche und Franzoͤſiſche Garantie befeſtiget, ſondern auch Kaiſer und Keich erſucht ihre Einwilligung dazu zu geben. Hiebey zeigte ſich nur deswegen eini- ge Schwierigkeit, weil verſchiedene Reichsſtaͤnde theils

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Zitationshilfe: Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 3: Von 1740 bis 1786. Göttingen, 1787, S. 196. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung03_1787/230>, abgerufen am 24.11.2024.