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Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 3: Von 1740 bis 1786. Göttingen, 1787.

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XIII. Joseph II. 1764-1786.
lung des Domdechanten verfügte, und die Erör-
terung der Sache selbst nach Mainz zurückver-
wies (t). Das alles zeigte sich aber bald nur als
ein Vorspiel weit größerer Dinge, die dem Rö-
mischen Hofe von Teutschland aus bevorzustehen
schienen.


IV.

Schon seit einiger Zeit konnte man es in der
Litteratur des catholischen Teutschlandes wahr-
nehmen, daß man über den Werth der Isidori-
schen Decretalen (u), und eben deswegen auch
über das Verhältniß der Teutschen Bischöfe und
Erzbischöfe zum Römischen Stuhle, über die Im-
munität der Geistlichen, und über das Mönchs-
wesen nicht mehr so dachte, oder doch nicht mehr
so zurückhaltend war, wie in vorigen Zeiten.
Selbst die Rechtssache des Speirischen Domde-
chanten mochte wohl einigen Antheil daran haben,
daß im Jahre 1763. ein neuer Abdruck von den
Concordaten zwischen dem päbstlichen Stuhle und
der Teutschen Nation in ihrer Vollständigkeit er-
schien, wo zum erstenmal die wichtige Urkunde
von der von Albrecht dem II. im Jahre 1439. ge-
schehenen Acceptation der Baselischen Concilien-

schlüsse
Abstimmungen in Mosers Religionsverfassung
S. 742-749. wie auch in Henr. Ferd. Christ von
Lynker Wahlcap. Josephs des II. mit beygefüg-
tem Protocolle etc. Arnst. 1783. 4. S. 184. u. 305.)
(t) Das päbstliche Erkenntniß vom 4. Sept.
1764. habe ich in meinen Rechtsfällen B. 1. Th.
2. S. 316. abdrucken laßen. Ein Vergleich, der
hernach am 18. Jan. 1767. über die Sache selbst
geschlossen worden, findet sich in Cramers Wetz-
larischen Nebenstunden Th. 68. S. 100.
(u) Oben Th. 1. S. 88-93.

XIII. Joſeph II. 1764-1786.
lung des Domdechanten verfuͤgte, und die Eroͤr-
terung der Sache ſelbſt nach Mainz zuruͤckver-
wies (t). Das alles zeigte ſich aber bald nur als
ein Vorſpiel weit groͤßerer Dinge, die dem Roͤ-
miſchen Hofe von Teutſchland aus bevorzuſtehen
ſchienen.


IV.

Schon ſeit einiger Zeit konnte man es in der
Litteratur des catholiſchen Teutſchlandes wahr-
nehmen, daß man uͤber den Werth der Iſidori-
ſchen Decretalen (u), und eben deswegen auch
uͤber das Verhaͤltniß der Teutſchen Biſchoͤfe und
Erzbiſchoͤfe zum Roͤmiſchen Stuhle, uͤber die Im-
munitaͤt der Geiſtlichen, und uͤber das Moͤnchs-
weſen nicht mehr ſo dachte, oder doch nicht mehr
ſo zuruͤckhaltend war, wie in vorigen Zeiten.
Selbſt die Rechtsſache des Speiriſchen Domde-
chanten mochte wohl einigen Antheil daran haben,
daß im Jahre 1763. ein neuer Abdruck von den
Concordaten zwiſchen dem paͤbſtlichen Stuhle und
der Teutſchen Nation in ihrer Vollſtaͤndigkeit er-
ſchien, wo zum erſtenmal die wichtige Urkunde
von der von Albrecht dem II. im Jahre 1439. ge-
ſchehenen Acceptation der Baſeliſchen Concilien-

ſchluͤſſe
Abſtimmungen in Moſers Religionsverfaſſung
S. 742-749. wie auch in Henr. Ferd. Chriſt von
Lynker Wahlcap. Joſephs des II. mit beygefuͤg-
tem Protocolle ꝛc. Arnſt. 1783. 4. S. 184. u. 305.)
(t) Das paͤbſtliche Erkenntniß vom 4. Sept.
1764. habe ich in meinen Rechtsfaͤllen B. 1. Th.
2. S. 316. abdrucken laßen. Ein Vergleich, der
hernach am 18. Jan. 1767. uͤber die Sache ſelbſt
geſchloſſen worden, findet ſich in Cramers Wetz-
lariſchen Nebenſtunden Th. 68. S. 100.
(u) Oben Th. 1. S. 88-93.
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[178/0212] XIII. Joſeph II. 1764-1786. lung des Domdechanten verfuͤgte, und die Eroͤr- terung der Sache ſelbſt nach Mainz zuruͤckver- wies (t). Das alles zeigte ſich aber bald nur als ein Vorſpiel weit groͤßerer Dinge, die dem Roͤ- miſchen Hofe von Teutſchland aus bevorzuſtehen ſchienen. Schon ſeit einiger Zeit konnte man es in der Litteratur des catholiſchen Teutſchlandes wahr- nehmen, daß man uͤber den Werth der Iſidori- ſchen Decretalen (u), und eben deswegen auch uͤber das Verhaͤltniß der Teutſchen Biſchoͤfe und Erzbiſchoͤfe zum Roͤmiſchen Stuhle, uͤber die Im- munitaͤt der Geiſtlichen, und uͤber das Moͤnchs- weſen nicht mehr ſo dachte, oder doch nicht mehr ſo zuruͤckhaltend war, wie in vorigen Zeiten. Selbſt die Rechtsſache des Speiriſchen Domde- chanten mochte wohl einigen Antheil daran haben, daß im Jahre 1763. ein neuer Abdruck von den Concordaten zwiſchen dem paͤbſtlichen Stuhle und der Teutſchen Nation in ihrer Vollſtaͤndigkeit er- ſchien, wo zum erſtenmal die wichtige Urkunde von der von Albrecht dem II. im Jahre 1439. ge- ſchehenen Acceptation der Baſeliſchen Concilien- ſchluͤſſe (s) (t) Das paͤbſtliche Erkenntniß vom 4. Sept. 1764. habe ich in meinen Rechtsfaͤllen B. 1. Th. 2. S. 316. abdrucken laßen. Ein Vergleich, der hernach am 18. Jan. 1767. uͤber die Sache ſelbſt geſchloſſen worden, findet ſich in Cramers Wetz- lariſchen Nebenſtunden Th. 68. S. 100. (u) Oben Th. 1. S. 88-93. (s) Abſtimmungen in Moſers Religionsverfaſſung S. 742-749. wie auch in Henr. Ferd. Chriſt von Lynker Wahlcap. Joſephs des II. mit beygefuͤg- tem Protocolle ꝛc. Arnſt. 1783. 4. S. 184. u. 305.)

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Zitationshilfe: Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 3: Von 1740 bis 1786. Göttingen, 1787, S. 178. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung03_1787/212>, abgerufen am 09.05.2024.