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Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 3: Von 1740 bis 1786. Göttingen, 1787.

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XII. Franz der I. 1748-1764.
denburg beytrat, sofern jetzt die Sache aus dem
Gesichtspuncte in Betrachtung kam, da das Di-
rectorium eines so erheblichen Widerspruchs unge-
achtet eigenmächtig in der Sache fortfahren wollte.
In der That kam es darüber so weit, daß, so
oft hernach die Stimme Thurn und Taxis im Für-
stenrathe aufgerufen wurde, die widersprechenden
Gesandten weggiengen, und in ihren Protocollen
diese Stimme nie mitschreiben ließen. (Soviel
aus öffentlichen Nachrichten abzunehmen gewesen,
ist diese Sache bis auf den heutigen Tag nicht aus
dem Grunde gehoben worden, noch eine authenti-
sche Erklärung obiger Stelle der Wahlcapitulation
erfolget. Inzwischen gehet die Taxische Stimme
immer ihren Gang fort. Mit derselben wurde zu-
gleich die Stimme des fürstlichen Hauses Schwarz-
burg eingeführet; auf diese hat sich jener Wider-
spruch nicht erstreckt. Seit dieser Zeit hat aber
auch keine Einführung neuer fürstlicher Stimmen
mehr zu Stande gebracht werden können; so wie
in der ganzen vorigen Zeit seit der Regierung Leo-
polds keine neue Stimme mehr zur Einführung
gelangt ist, als unter Carl dem VI. das einzige
Haus Lichtenstein.)


IV.

Ein anderer Vorfall, den man zu Wien an-
ders ansah, als zu Berlin, und worüber beide
Religionstheile sehr ungleich dachten, bestand in
der Religionsveränderung des damaligen Erb-
prinzen von Hessencassel
. Von demselben wur-
de erst im Herbste 1754. bekannt, daß er schon im
Jahre 1749. zu Paderborn, wo er damals beym
Churfürsten Clemens August von Cölln zum Be-
suche gewesen, catholisch geworden sey. Weil

sein

XII. Franz der I. 1748-1764.
denburg beytrat, ſofern jetzt die Sache aus dem
Geſichtspuncte in Betrachtung kam, da das Di-
rectorium eines ſo erheblichen Widerſpruchs unge-
achtet eigenmaͤchtig in der Sache fortfahren wollte.
In der That kam es daruͤber ſo weit, daß, ſo
oft hernach die Stimme Thurn und Taxis im Fuͤr-
ſtenrathe aufgerufen wurde, die widerſprechenden
Geſandten weggiengen, und in ihren Protocollen
dieſe Stimme nie mitſchreiben ließen. (Soviel
aus oͤffentlichen Nachrichten abzunehmen geweſen,
iſt dieſe Sache bis auf den heutigen Tag nicht aus
dem Grunde gehoben worden, noch eine authenti-
ſche Erklaͤrung obiger Stelle der Wahlcapitulation
erfolget. Inzwiſchen gehet die Taxiſche Stimme
immer ihren Gang fort. Mit derſelben wurde zu-
gleich die Stimme des fuͤrſtlichen Hauſes Schwarz-
burg eingefuͤhret; auf dieſe hat ſich jener Wider-
ſpruch nicht erſtreckt. Seit dieſer Zeit hat aber
auch keine Einfuͤhrung neuer fuͤrſtlicher Stimmen
mehr zu Stande gebracht werden koͤnnen; ſo wie
in der ganzen vorigen Zeit ſeit der Regierung Leo-
polds keine neue Stimme mehr zur Einfuͤhrung
gelangt iſt, als unter Carl dem VI. das einzige
Haus Lichtenſtein.)


IV.

Ein anderer Vorfall, den man zu Wien an-
ders anſah, als zu Berlin, und woruͤber beide
Religionstheile ſehr ungleich dachten, beſtand in
der Religionsveraͤnderung des damaligen Erb-
prinzen von Heſſencaſſel
. Von demſelben wur-
de erſt im Herbſte 1754. bekannt, daß er ſchon im
Jahre 1749. zu Paderborn, wo er damals beym
Churfuͤrſten Clemens Auguſt von Coͤlln zum Be-
ſuche geweſen, catholiſch geworden ſey. Weil

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[80/0114] XII. Franz der I. 1748-1764. denburg beytrat, ſofern jetzt die Sache aus dem Geſichtspuncte in Betrachtung kam, da das Di- rectorium eines ſo erheblichen Widerſpruchs unge- achtet eigenmaͤchtig in der Sache fortfahren wollte. In der That kam es daruͤber ſo weit, daß, ſo oft hernach die Stimme Thurn und Taxis im Fuͤr- ſtenrathe aufgerufen wurde, die widerſprechenden Geſandten weggiengen, und in ihren Protocollen dieſe Stimme nie mitſchreiben ließen. (Soviel aus oͤffentlichen Nachrichten abzunehmen geweſen, iſt dieſe Sache bis auf den heutigen Tag nicht aus dem Grunde gehoben worden, noch eine authenti- ſche Erklaͤrung obiger Stelle der Wahlcapitulation erfolget. Inzwiſchen gehet die Taxiſche Stimme immer ihren Gang fort. Mit derſelben wurde zu- gleich die Stimme des fuͤrſtlichen Hauſes Schwarz- burg eingefuͤhret; auf dieſe hat ſich jener Wider- ſpruch nicht erſtreckt. Seit dieſer Zeit hat aber auch keine Einfuͤhrung neuer fuͤrſtlicher Stimmen mehr zu Stande gebracht werden koͤnnen; ſo wie in der ganzen vorigen Zeit ſeit der Regierung Leo- polds keine neue Stimme mehr zur Einfuͤhrung gelangt iſt, als unter Carl dem VI. das einzige Haus Lichtenſtein.) Ein anderer Vorfall, den man zu Wien an- ders anſah, als zu Berlin, und woruͤber beide Religionstheile ſehr ungleich dachten, beſtand in der Religionsveraͤnderung des damaligen Erb- prinzen von Heſſencaſſel. Von demſelben wur- de erſt im Herbſte 1754. bekannt, daß er ſchon im Jahre 1749. zu Paderborn, wo er damals beym Churfuͤrſten Clemens Auguſt von Coͤlln zum Be- ſuche geweſen, catholiſch geworden ſey. Weil ſein

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Zitationshilfe: Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 3: Von 1740 bis 1786. Göttingen, 1787, S. 80. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung03_1787/114>, abgerufen am 27.04.2024.