Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 3: Von 1740 bis 1786. Göttingen, 1787.

Bild:
<< vorherige Seite

1) Friedenszeit 1748-1753.
wogen, von derjenigen Stelle des Westphälischen
Friedens Gebrauch zu machen, welche dasselbe in
solchen Fällen zur Selbsthülfe berechtiget (v).

Es beschloß also am 29. Apr. 1750., demVIII.
Fränkischen Kreisausschreibamte evangelischen
Theils den Auftrag zu thun, den beschwerten
evangelischen Unterthanen zu ihrem Rechte zu ver-
helfen; zu welchem Ende auch noch am 8. Jun.
1750. Churbrandenburg, Churbraunschweig, Sach-
sengotha und Hessencassel ersucht wurden, benö-
thigten Falls die Ausführung dieses Auftrages un-
terstützen zu helfen. Als darauf am 15. Oct.
1750. ein Anspachischer Hauptmann mit 104. Gre-
nadieren ins Hohenlohische einrückte; so hatte das
endlich die Wirkung, daß die Fürsten von Hohen-
lohe sich bequemten, die ihnen vorgelegten Puncte
einzugehen.

Nur von Seiten des kaiserlichen Hofes undIX.
des catholischen Religionstheiles wollte man die-
ses als einen gesetzwidrigen Eingriff in das dem
Kaiser alleine zustehende Recht Hülfsvollstreckun-
gen zu verfügen ansehen. Jedoch die hier ein-
schlagende Stelle des Westphälischen Friedens ist
zu klar, als daß sie nicht zur Rechtfertigung dieses
Schrittes hätte dienen sollen. Auf den Fall,
wenn einer wider den Frieden zugefügten Beschwer-
de weder in Güte noch im Wege Rechtens in drey
Jahren abgeholfen wird, sollen alle und jede Frie-
densconsorten, (mithin auch sämmtliche evangeli-
sche Reichsstände, die einen der Friedenschließen-

den
(v) Oben Th. 2. S. 145-147.
E 5

1) Friedenszeit 1748-1753.
wogen, von derjenigen Stelle des Weſtphaͤliſchen
Friedens Gebrauch zu machen, welche daſſelbe in
ſolchen Faͤllen zur Selbſthuͤlfe berechtiget (v).

Es beſchloß alſo am 29. Apr. 1750., demVIII.
Fraͤnkiſchen Kreisausſchreibamte evangeliſchen
Theils den Auftrag zu thun, den beſchwerten
evangeliſchen Unterthanen zu ihrem Rechte zu ver-
helfen; zu welchem Ende auch noch am 8. Jun.
1750. Churbrandenburg, Churbraunſchweig, Sach-
ſengotha und Heſſencaſſel erſucht wurden, benoͤ-
thigten Falls die Ausfuͤhrung dieſes Auftrages un-
terſtuͤtzen zu helfen. Als darauf am 15. Oct.
1750. ein Anſpachiſcher Hauptmann mit 104. Gre-
nadieren ins Hohenlohiſche einruͤckte; ſo hatte das
endlich die Wirkung, daß die Fuͤrſten von Hohen-
lohe ſich bequemten, die ihnen vorgelegten Puncte
einzugehen.

Nur von Seiten des kaiſerlichen Hofes undIX.
des catholiſchen Religionstheiles wollte man die-
ſes als einen geſetzwidrigen Eingriff in das dem
Kaiſer alleine zuſtehende Recht Huͤlfsvollſtreckun-
gen zu verfuͤgen anſehen. Jedoch die hier ein-
ſchlagende Stelle des Weſtphaͤliſchen Friedens iſt
zu klar, als daß ſie nicht zur Rechtfertigung dieſes
Schrittes haͤtte dienen ſollen. Auf den Fall,
wenn einer wider den Frieden zugefuͤgten Beſchwer-
de weder in Guͤte noch im Wege Rechtens in drey
Jahren abgeholfen wird, ſollen alle und jede Frie-
densconſorten, (mithin auch ſaͤmmtliche evangeli-
ſche Reichsſtaͤnde, die einen der Friedenſchließen-

den
(v) Oben Th. 2. S. 145-147.
E 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0107" n="73"/><fw place="top" type="header">1) Friedenszeit 1748-1753.</fw><lb/>
wogen, von derjenigen Stelle des We&#x017F;tpha&#x0364;li&#x017F;chen<lb/>
Friedens Gebrauch zu machen, welche da&#x017F;&#x017F;elbe in<lb/>
&#x017F;olchen Fa&#x0364;llen zur Selb&#x017F;thu&#x0364;lfe berechtiget <note place="foot" n="(v)">Oben Th. 2. S. 145-147.</note>.</p><lb/>
          <p>Es be&#x017F;chloß al&#x017F;o am 29. Apr. 1750., dem<note place="right"><hi rendition="#aq">VIII.</hi></note><lb/>
Fra&#x0364;nki&#x017F;chen Kreisaus&#x017F;chreibamte evangeli&#x017F;chen<lb/>
Theils den Auftrag zu thun, den be&#x017F;chwerten<lb/>
evangeli&#x017F;chen Unterthanen zu ihrem Rechte zu ver-<lb/>
helfen; zu welchem Ende auch noch am 8. Jun.<lb/>
1750. Churbrandenburg, Churbraun&#x017F;chweig, Sach-<lb/>
&#x017F;engotha und He&#x017F;&#x017F;enca&#x017F;&#x017F;el er&#x017F;ucht wurden, beno&#x0364;-<lb/>
thigten Falls die Ausfu&#x0364;hrung die&#x017F;es Auftrages un-<lb/>
ter&#x017F;tu&#x0364;tzen zu helfen. Als darauf am 15. Oct.<lb/>
1750. ein An&#x017F;pachi&#x017F;cher Hauptmann mit 104. Gre-<lb/>
nadieren ins Hohenlohi&#x017F;che einru&#x0364;ckte; &#x017F;o hatte das<lb/>
endlich die Wirkung, daß die Fu&#x0364;r&#x017F;ten von Hohen-<lb/>
lohe &#x017F;ich bequemten, die ihnen vorgelegten Puncte<lb/>
einzugehen.</p><lb/>
          <p>Nur von Seiten des kai&#x017F;erlichen Hofes und<note place="right"><hi rendition="#aq">IX.</hi></note><lb/>
des catholi&#x017F;chen Religionstheiles wollte man die-<lb/>
&#x017F;es als einen ge&#x017F;etzwidrigen Eingriff in das dem<lb/>
Kai&#x017F;er alleine zu&#x017F;tehende Recht Hu&#x0364;lfsvoll&#x017F;treckun-<lb/>
gen zu verfu&#x0364;gen an&#x017F;ehen. Jedoch die hier ein-<lb/>
&#x017F;chlagende Stelle des We&#x017F;tpha&#x0364;li&#x017F;chen Friedens i&#x017F;t<lb/>
zu klar, als daß &#x017F;ie nicht zur Rechtfertigung die&#x017F;es<lb/>
Schrittes ha&#x0364;tte dienen &#x017F;ollen. Auf den Fall,<lb/>
wenn einer wider den Frieden zugefu&#x0364;gten Be&#x017F;chwer-<lb/>
de weder in Gu&#x0364;te noch im Wege Rechtens in drey<lb/>
Jahren abgeholfen wird, &#x017F;ollen alle und jede Frie-<lb/>
denscon&#x017F;orten, (mithin auch &#x017F;a&#x0364;mmtliche evangeli-<lb/>
&#x017F;che Reichs&#x017F;ta&#x0364;nde, die einen der Frieden&#x017F;chließen-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">den</fw><lb/>
<fw place="bottom" type="sig">E 5</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[73/0107] 1) Friedenszeit 1748-1753. wogen, von derjenigen Stelle des Weſtphaͤliſchen Friedens Gebrauch zu machen, welche daſſelbe in ſolchen Faͤllen zur Selbſthuͤlfe berechtiget (v). Es beſchloß alſo am 29. Apr. 1750., dem Fraͤnkiſchen Kreisausſchreibamte evangeliſchen Theils den Auftrag zu thun, den beſchwerten evangeliſchen Unterthanen zu ihrem Rechte zu ver- helfen; zu welchem Ende auch noch am 8. Jun. 1750. Churbrandenburg, Churbraunſchweig, Sach- ſengotha und Heſſencaſſel erſucht wurden, benoͤ- thigten Falls die Ausfuͤhrung dieſes Auftrages un- terſtuͤtzen zu helfen. Als darauf am 15. Oct. 1750. ein Anſpachiſcher Hauptmann mit 104. Gre- nadieren ins Hohenlohiſche einruͤckte; ſo hatte das endlich die Wirkung, daß die Fuͤrſten von Hohen- lohe ſich bequemten, die ihnen vorgelegten Puncte einzugehen. VIII. Nur von Seiten des kaiſerlichen Hofes und des catholiſchen Religionstheiles wollte man die- ſes als einen geſetzwidrigen Eingriff in das dem Kaiſer alleine zuſtehende Recht Huͤlfsvollſtreckun- gen zu verfuͤgen anſehen. Jedoch die hier ein- ſchlagende Stelle des Weſtphaͤliſchen Friedens iſt zu klar, als daß ſie nicht zur Rechtfertigung dieſes Schrittes haͤtte dienen ſollen. Auf den Fall, wenn einer wider den Frieden zugefuͤgten Beſchwer- de weder in Guͤte noch im Wege Rechtens in drey Jahren abgeholfen wird, ſollen alle und jede Frie- densconſorten, (mithin auch ſaͤmmtliche evangeli- ſche Reichsſtaͤnde, die einen der Friedenſchließen- den IX. (v) Oben Th. 2. S. 145-147. E 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung03_1787
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung03_1787/107
Zitationshilfe: Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 3: Von 1740 bis 1786. Göttingen, 1787, S. 73. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung03_1787/107>, abgerufen am 27.04.2024.