Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 2: Von 1558 bis 1740. Göttingen, 1786.

Bild:
<< vorherige Seite

4) Rud. II. Reichshofrathsgerichtb.
immer sieben Reichsstände nach der Ordnung, wie
sie auf dem Reichstage Sitz und Stimme hatten,
dazu kamen, waren gemeiniglich unter den sieben
Ständen mehr catholische als evangelische, ohne
daß letztere, wenn sie sich über partheyisches Ueber-
stimmen beschwerten, Gehör fanden. So waren
noch 1587. bey der damaligen Visitation und Re-
vision fünf catholische und nur zwey evangelische
Stände; nehmlich 1) Churmainz, 2) Chursachsen,
3) Salzburg, 4) Herzog Johann Casimir zu Sach-
sen, 5) Prälaten, 6) Schwäbische Grafen, 7)
Reichsstadt Cölln, wovon nur die zwey Stimmen
vom Hause Sachsen auf evangelischer Seite waren.
Für das Jahr 1588. folgten nun in der Ordnung
des reichstäglichen Sitzes 1) Churmainz, 2) Chur-
brandenburg, 3) Magdeburg, 4) Marggraf Georg
Friedrich von Brandenburg, 5) Prälaten, 6) Wet-
terauische Grafen, 7) Reichsstadt Regensburg.
Darunter waren ganz zufälliger Weise einmal um-
gekehrt nur zwey catholische Stimmen (Churmainz,
und Prälaten), die übrigen fünf hingegen evan-
gelisch. Um diese Mehrheit der Stimmen auf
evangelischer Seite nicht zur Würklichkeit kommen
zu laßen, wurde der Fortgang dieser Visitation
zurückgehalten, und darüber diese herrliche Anstalt
auf unübersehliche Zeit ins Stecken gebracht (c).
Womit das Cammergericht in einen Verfall gerieth,
der dem kaiserlichen Ansehen eben so sehr, als den
daselbst in Rechtssachen verwickelten Partheyen zum
Nachtheil gereichte.


Frey-
(c) Joh. Phil. Conr. Falke Verwahrung und
Befestigung des Revisionsgerichts (Hannov. 1777.)
S. 29. §. 25. Meine Litteratur des T. Staats-
rechts Th. 2. S. 188.

4) Rud. II. Reichshofrathsgerichtb.
immer ſieben Reichsſtaͤnde nach der Ordnung, wie
ſie auf dem Reichstage Sitz und Stimme hatten,
dazu kamen, waren gemeiniglich unter den ſieben
Staͤnden mehr catholiſche als evangeliſche, ohne
daß letztere, wenn ſie ſich uͤber partheyiſches Ueber-
ſtimmen beſchwerten, Gehoͤr fanden. So waren
noch 1587. bey der damaligen Viſitation und Re-
viſion fuͤnf catholiſche und nur zwey evangeliſche
Staͤnde; nehmlich 1) Churmainz, 2) Churſachſen,
3) Salzburg, 4) Herzog Johann Caſimir zu Sach-
ſen, 5) Praͤlaten, 6) Schwaͤbiſche Grafen, 7)
Reichsſtadt Coͤlln, wovon nur die zwey Stimmen
vom Hauſe Sachſen auf evangeliſcher Seite waren.
Fuͤr das Jahr 1588. folgten nun in der Ordnung
des reichstaͤglichen Sitzes 1) Churmainz, 2) Chur-
brandenburg, 3) Magdeburg, 4) Marggraf Georg
Friedrich von Brandenburg, 5) Praͤlaten, 6) Wet-
terauiſche Grafen, 7) Reichsſtadt Regensburg.
Darunter waren ganz zufaͤlliger Weiſe einmal um-
gekehrt nur zwey catholiſche Stimmen (Churmainz,
und Praͤlaten), die uͤbrigen fuͤnf hingegen evan-
geliſch. Um dieſe Mehrheit der Stimmen auf
evangeliſcher Seite nicht zur Wuͤrklichkeit kommen
zu laßen, wurde der Fortgang dieſer Viſitation
zuruͤckgehalten, und daruͤber dieſe herrliche Anſtalt
auf unuͤberſehliche Zeit ins Stecken gebracht (c).
Womit das Cammergericht in einen Verfall gerieth,
der dem kaiſerlichen Anſehen eben ſo ſehr, als den
daſelbſt in Rechtsſachen verwickelten Partheyen zum
Nachtheil gereichte.


Frey-
(c) Joh. Phil. Conr. Falke Verwahrung und
Befeſtigung des Reviſionsgerichts (Hannov. 1777.)
S. 29. §. 25. Meine Litteratur des T. Staats-
rechts Th. 2. S. 188.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0069" n="27"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">4) Rud. <hi rendition="#aq">II.</hi> Reichshofrathsgerichtb.</hi></fw><lb/>
immer &#x017F;ieben Reichs&#x017F;ta&#x0364;nde nach der Ordnung, wie<lb/>
&#x017F;ie auf dem Reichstage Sitz und Stimme hatten,<lb/>
dazu kamen, waren gemeiniglich unter den &#x017F;ieben<lb/>
Sta&#x0364;nden mehr catholi&#x017F;che als evangeli&#x017F;che, ohne<lb/>
daß letztere, wenn &#x017F;ie &#x017F;ich u&#x0364;ber partheyi&#x017F;ches Ueber-<lb/>
&#x017F;timmen be&#x017F;chwerten, Geho&#x0364;r fanden. So waren<lb/>
noch 1587. bey der damaligen Vi&#x017F;itation und Re-<lb/>
vi&#x017F;ion fu&#x0364;nf catholi&#x017F;che und nur zwey evangeli&#x017F;che<lb/>
Sta&#x0364;nde; nehmlich 1) Churmainz, 2) Chur&#x017F;ach&#x017F;en,<lb/>
3) Salzburg, 4) Herzog Johann Ca&#x017F;imir zu Sach-<lb/>
&#x017F;en, 5) Pra&#x0364;laten, 6) Schwa&#x0364;bi&#x017F;che Grafen, 7)<lb/>
Reichs&#x017F;tadt Co&#x0364;lln, wovon nur die zwey Stimmen<lb/>
vom Hau&#x017F;e Sach&#x017F;en auf evangeli&#x017F;cher Seite waren.<lb/>
Fu&#x0364;r das Jahr 1588. folgten nun in der Ordnung<lb/>
des reichsta&#x0364;glichen Sitzes 1) Churmainz, 2) Chur-<lb/>
brandenburg, 3) Magdeburg, 4) Marggraf Georg<lb/>
Friedrich von Brandenburg, 5) Pra&#x0364;laten, 6) Wet-<lb/>
teraui&#x017F;che Grafen, 7) Reichs&#x017F;tadt Regensburg.<lb/>
Darunter waren ganz zufa&#x0364;lliger Wei&#x017F;e einmal um-<lb/>
gekehrt nur zwey catholi&#x017F;che Stimmen (Churmainz,<lb/>
und Pra&#x0364;laten), die u&#x0364;brigen fu&#x0364;nf hingegen evan-<lb/>
geli&#x017F;ch. Um die&#x017F;e Mehrheit der Stimmen auf<lb/>
evangeli&#x017F;cher Seite nicht zur Wu&#x0364;rklichkeit kommen<lb/>
zu laßen, wurde der Fortgang die&#x017F;er Vi&#x017F;itation<lb/>
zuru&#x0364;ckgehalten, und daru&#x0364;ber die&#x017F;e herrliche An&#x017F;talt<lb/>
auf unu&#x0364;ber&#x017F;ehliche Zeit ins Stecken gebracht <note place="foot" n="(c)">Joh. Phil. Conr. <hi rendition="#fr">Falke</hi> Verwahrung und<lb/>
Befe&#x017F;tigung des Revi&#x017F;ionsgerichts (Hannov. 1777.)<lb/>
S. 29. §. 25. Meine Litteratur des T. Staats-<lb/>
rechts Th. 2. S. 188.</note>.<lb/>
Womit das Cammergericht in einen Verfall gerieth,<lb/>
der dem kai&#x017F;erlichen An&#x017F;ehen eben &#x017F;o &#x017F;ehr, als den<lb/>
da&#x017F;elb&#x017F;t in Rechts&#x017F;achen verwickelten Partheyen zum<lb/>
Nachtheil gereichte.</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Frey-</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[27/0069] 4) Rud. II. Reichshofrathsgerichtb. immer ſieben Reichsſtaͤnde nach der Ordnung, wie ſie auf dem Reichstage Sitz und Stimme hatten, dazu kamen, waren gemeiniglich unter den ſieben Staͤnden mehr catholiſche als evangeliſche, ohne daß letztere, wenn ſie ſich uͤber partheyiſches Ueber- ſtimmen beſchwerten, Gehoͤr fanden. So waren noch 1587. bey der damaligen Viſitation und Re- viſion fuͤnf catholiſche und nur zwey evangeliſche Staͤnde; nehmlich 1) Churmainz, 2) Churſachſen, 3) Salzburg, 4) Herzog Johann Caſimir zu Sach- ſen, 5) Praͤlaten, 6) Schwaͤbiſche Grafen, 7) Reichsſtadt Coͤlln, wovon nur die zwey Stimmen vom Hauſe Sachſen auf evangeliſcher Seite waren. Fuͤr das Jahr 1588. folgten nun in der Ordnung des reichstaͤglichen Sitzes 1) Churmainz, 2) Chur- brandenburg, 3) Magdeburg, 4) Marggraf Georg Friedrich von Brandenburg, 5) Praͤlaten, 6) Wet- terauiſche Grafen, 7) Reichsſtadt Regensburg. Darunter waren ganz zufaͤlliger Weiſe einmal um- gekehrt nur zwey catholiſche Stimmen (Churmainz, und Praͤlaten), die uͤbrigen fuͤnf hingegen evan- geliſch. Um dieſe Mehrheit der Stimmen auf evangeliſcher Seite nicht zur Wuͤrklichkeit kommen zu laßen, wurde der Fortgang dieſer Viſitation zuruͤckgehalten, und daruͤber dieſe herrliche Anſtalt auf unuͤberſehliche Zeit ins Stecken gebracht (c). Womit das Cammergericht in einen Verfall gerieth, der dem kaiſerlichen Anſehen eben ſo ſehr, als den daſelbſt in Rechtsſachen verwickelten Partheyen zum Nachtheil gereichte. Frey- (c) Joh. Phil. Conr. Falke Verwahrung und Befeſtigung des Reviſionsgerichts (Hannov. 1777.) S. 29. §. 25. Meine Litteratur des T. Staats- rechts Th. 2. S. 188.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung02_1786
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung02_1786/69
Zitationshilfe: Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 2: Von 1558 bis 1740. Göttingen, 1786, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung02_1786/69>, abgerufen am 24.11.2024.