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Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 2: Von 1558 bis 1740. Göttingen, 1786.

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10) Religionsveränderungen.
ten Kreise ein zweyfaches beiderseitig catholisches
Kreisdirectorium. Dabey konnte man sich um so
weniger beruhigen, je häufiger Fälle zu erwarten
waren, da beide kreisausschreibende Fürsten Exe-
cutionsaufträge von den höchsten Reichsgerichten
erhalten würden, die vermöge des Westphälischen
Friedens nicht anders als durch Commissarien von
gleicher Anzahl beider Religionen vollzogen werden
sollten. Bey einem Kreistage 1695. ward deswe-
gen darauf angetragen, an statt des Pfälzischen
Hofes ein anderes evangelisches Kreisdirectorium
zu ernennen. Da solches aber nicht geschah,
trennte sich Hessencassel darüber ganz vom Oberrhei-
nischen Kreise, weil es nicht anders, als unter der
Bedingung der Religionsgleichheit unter den kreis-
ausschreibenden Fürsten, an der Verfassung dieses
an sich vermischten Kreises sich gebunden hielt (p).

Der andere Auftritt war noch von größererXVIII.
Wichtigkeit. Unter den Competenten zur Pol-
nischen Königswahl nach dem Tode Johanns des
III. (+ 1696. Jun. 17.) meldete sich auch der Chur-
fürst Friedrich August von Sachsen, und erreich-
te, nachdem er sich zur catholischen Religion be-
kannt hatte, im Jahre 1697. seine Absicht. Sei-
nen Chursächsischen Landständen und Unterthanen
gab er indessen am 27. Jul. (6. Aug.) 1697. eine

Reli-
(p) Wie das Haus Hessencassel hernach im Oct.
1733. dem Oberrheinischen Kreise zwar wieder bey-
getreten, allein 1741. sich auch wiederum davon
getrennet, bis endlich im Jan. 1764. von neuem
dessen Beytritt erfolget, beschreibt Moser von der
Teutschen Kreisverfassung S. 44-50.
P. Entw. d. Staatsverf. Th. II. Z

10) Religionsveraͤnderungen.
ten Kreiſe ein zweyfaches beiderſeitig catholiſches
Kreisdirectorium. Dabey konnte man ſich um ſo
weniger beruhigen, je haͤufiger Faͤlle zu erwarten
waren, da beide kreisausſchreibende Fuͤrſten Exe-
cutionsauftraͤge von den hoͤchſten Reichsgerichten
erhalten wuͤrden, die vermoͤge des Weſtphaͤliſchen
Friedens nicht anders als durch Commiſſarien von
gleicher Anzahl beider Religionen vollzogen werden
ſollten. Bey einem Kreistage 1695. ward deswe-
gen darauf angetragen, an ſtatt des Pfaͤlziſchen
Hofes ein anderes evangeliſches Kreisdirectorium
zu ernennen. Da ſolches aber nicht geſchah,
trennte ſich Heſſencaſſel daruͤber ganz vom Oberrhei-
niſchen Kreiſe, weil es nicht anders, als unter der
Bedingung der Religionsgleichheit unter den kreis-
ausſchreibenden Fuͤrſten, an der Verfaſſung dieſes
an ſich vermiſchten Kreiſes ſich gebunden hielt (p).

Der andere Auftritt war noch von groͤßererXVIII.
Wichtigkeit. Unter den Competenten zur Pol-
niſchen Koͤnigswahl nach dem Tode Johanns des
III. († 1696. Jun. 17.) meldete ſich auch der Chur-
fuͤrſt Friedrich Auguſt von Sachſen, und erreich-
te, nachdem er ſich zur catholiſchen Religion be-
kannt hatte, im Jahre 1697. ſeine Abſicht. Sei-
nen Churſaͤchſiſchen Landſtaͤnden und Unterthanen
gab er indeſſen am 27. Jul. (6. Aug.) 1697. eine

Reli-
(p) Wie das Haus Heſſencaſſel hernach im Oct.
1733. dem Oberrheiniſchen Kreiſe zwar wieder bey-
getreten, allein 1741. ſich auch wiederum davon
getrennet, bis endlich im Jan. 1764. von neuem
deſſen Beytritt erfolget, beſchreibt Moſer von der
Teutſchen Kreisverfaſſung S. 44-50.
P. Entw. d. Staatsverf. Th. II. Z
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[353/0395] 10) Religionsveraͤnderungen. ten Kreiſe ein zweyfaches beiderſeitig catholiſches Kreisdirectorium. Dabey konnte man ſich um ſo weniger beruhigen, je haͤufiger Faͤlle zu erwarten waren, da beide kreisausſchreibende Fuͤrſten Exe- cutionsauftraͤge von den hoͤchſten Reichsgerichten erhalten wuͤrden, die vermoͤge des Weſtphaͤliſchen Friedens nicht anders als durch Commiſſarien von gleicher Anzahl beider Religionen vollzogen werden ſollten. Bey einem Kreistage 1695. ward deswe- gen darauf angetragen, an ſtatt des Pfaͤlziſchen Hofes ein anderes evangeliſches Kreisdirectorium zu ernennen. Da ſolches aber nicht geſchah, trennte ſich Heſſencaſſel daruͤber ganz vom Oberrhei- niſchen Kreiſe, weil es nicht anders, als unter der Bedingung der Religionsgleichheit unter den kreis- ausſchreibenden Fuͤrſten, an der Verfaſſung dieſes an ſich vermiſchten Kreiſes ſich gebunden hielt (p). Der andere Auftritt war noch von groͤßerer Wichtigkeit. Unter den Competenten zur Pol- niſchen Koͤnigswahl nach dem Tode Johanns des III. († 1696. Jun. 17.) meldete ſich auch der Chur- fuͤrſt Friedrich Auguſt von Sachſen, und erreich- te, nachdem er ſich zur catholiſchen Religion be- kannt hatte, im Jahre 1697. ſeine Abſicht. Sei- nen Churſaͤchſiſchen Landſtaͤnden und Unterthanen gab er indeſſen am 27. Jul. (6. Aug.) 1697. eine Reli- XVIII. (p) Wie das Haus Heſſencaſſel hernach im Oct. 1733. dem Oberrheiniſchen Kreiſe zwar wieder bey- getreten, allein 1741. ſich auch wiederum davon getrennet, bis endlich im Jan. 1764. von neuem deſſen Beytritt erfolget, beſchreibt Moſer von der Teutſchen Kreisverfaſſung S. 44-50. P. Entw. d. Staatsverf. Th. II. Z

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Zitationshilfe: Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 2: Von 1558 bis 1740. Göttingen, 1786, S. 353. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung02_1786/395>, abgerufen am 25.11.2024.