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Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 2: Von 1558 bis 1740. Göttingen, 1786.

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VIII. Folgen d. Westph. Fr. 1648-1657.
Bisthum Hildesheim, dessen größten Theil seit
1523. das Haus Braunschweig ingehabt hatte,
war fast durchgängig die evangelische Religion an-
genommen worden. Aber im Jahre 1643. wur-
de der Herzog Christian Ludewig von Braunschweig
genöthiget, dem damaligen Churfürsten Ferdinand
von Cölln, der zugleich Bischof von Hildesheim
war, das so genannte große Stift, oder den grö-
ßern Theil des Landes, so das Haus Braunschweig
bis dahin in seinem Besitz erhalten hatte, mittelst
eines zu Braunschweig am 17. (27.) Apr. 1643.
darüber errichteten Recesses wieder abzutreten (e).
Bey dieser Gelegenheit wurde an eben dem Tage
der Religion wegen noch ein besonderer Nebenre-
ceß errichtet, vermöge dessen für den evangelischen
Adel nur noch auf 70., für die übrigen Untertha-
nen auf 40. Jahre der öffentliche Gottesdienst fer-
ner statt finden sollte. Doch sollte dem Churfür-
sten als Bischofe von Hildesheim und seinen Nach-
folgern frey stehen, die öffentliche catholische Reli-
gionsübung überall daneben einzuführen; so, daß,
wo an einem Orte zwey Kirchen vorhanden, eine da-
von den Catholischen überlaßen werden solle. Wo
aber nur eine Kirche wäre, sollte beiden Theilen
zugelaßen seyn, in derselben zu verschiedenen Zei-
ten und Stunden ihren Gottesdienst zu üben.
Auch sollten zu dem Ende Beichtstühle, Canzeln,
Klocken, Schlüssel und Kirchhöfe beiden sowohl
Catholischen als Evangelischen gemein seyn (f).


Wie
(e) Lünigs Reichsarchiv part. special. Th. 1.
S. 523.
(f) Lünig am a. O. S. 537. 540.

VIII. Folgen d. Weſtph. Fr. 1648-1657.
Biſthum Hildesheim, deſſen groͤßten Theil ſeit
1523. das Haus Braunſchweig ingehabt hatte,
war faſt durchgaͤngig die evangeliſche Religion an-
genommen worden. Aber im Jahre 1643. wur-
de der Herzog Chriſtian Ludewig von Braunſchweig
genoͤthiget, dem damaligen Churfuͤrſten Ferdinand
von Coͤlln, der zugleich Biſchof von Hildesheim
war, das ſo genannte große Stift, oder den groͤ-
ßern Theil des Landes, ſo das Haus Braunſchweig
bis dahin in ſeinem Beſitz erhalten hatte, mittelſt
eines zu Braunſchweig am 17. (27.) Apr. 1643.
daruͤber errichteten Receſſes wieder abzutreten (e).
Bey dieſer Gelegenheit wurde an eben dem Tage
der Religion wegen noch ein beſonderer Nebenre-
ceß errichtet, vermoͤge deſſen fuͤr den evangeliſchen
Adel nur noch auf 70., fuͤr die uͤbrigen Untertha-
nen auf 40. Jahre der oͤffentliche Gottesdienſt fer-
ner ſtatt finden ſollte. Doch ſollte dem Churfuͤr-
ſten als Biſchofe von Hildesheim und ſeinen Nach-
folgern frey ſtehen, die oͤffentliche catholiſche Reli-
gionsuͤbung uͤberall daneben einzufuͤhren; ſo, daß,
wo an einem Orte zwey Kirchen vorhanden, eine da-
von den Catholiſchen uͤberlaßen werden ſolle. Wo
aber nur eine Kirche waͤre, ſollte beiden Theilen
zugelaßen ſeyn, in derſelben zu verſchiedenen Zei-
ten und Stunden ihren Gottesdienſt zu uͤben.
Auch ſollten zu dem Ende Beichtſtuͤhle, Canzeln,
Klocken, Schluͤſſel und Kirchhoͤfe beiden ſowohl
Catholiſchen als Evangeliſchen gemein ſeyn (f).


Wie
(e) Luͤnigs Reichsarchiv part. ſpecial. Th. 1.
S. 523.
(f) Luͤnig am a. O. S. 537. 540.
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[234/0276] VIII. Folgen d. Weſtph. Fr. 1648-1657. Biſthum Hildesheim, deſſen groͤßten Theil ſeit 1523. das Haus Braunſchweig ingehabt hatte, war faſt durchgaͤngig die evangeliſche Religion an- genommen worden. Aber im Jahre 1643. wur- de der Herzog Chriſtian Ludewig von Braunſchweig genoͤthiget, dem damaligen Churfuͤrſten Ferdinand von Coͤlln, der zugleich Biſchof von Hildesheim war, das ſo genannte große Stift, oder den groͤ- ßern Theil des Landes, ſo das Haus Braunſchweig bis dahin in ſeinem Beſitz erhalten hatte, mittelſt eines zu Braunſchweig am 17. (27.) Apr. 1643. daruͤber errichteten Receſſes wieder abzutreten (e). Bey dieſer Gelegenheit wurde an eben dem Tage der Religion wegen noch ein beſonderer Nebenre- ceß errichtet, vermoͤge deſſen fuͤr den evangeliſchen Adel nur noch auf 70., fuͤr die uͤbrigen Untertha- nen auf 40. Jahre der oͤffentliche Gottesdienſt fer- ner ſtatt finden ſollte. Doch ſollte dem Churfuͤr- ſten als Biſchofe von Hildesheim und ſeinen Nach- folgern frey ſtehen, die oͤffentliche catholiſche Reli- gionsuͤbung uͤberall daneben einzufuͤhren; ſo, daß, wo an einem Orte zwey Kirchen vorhanden, eine da- von den Catholiſchen uͤberlaßen werden ſolle. Wo aber nur eine Kirche waͤre, ſollte beiden Theilen zugelaßen ſeyn, in derſelben zu verſchiedenen Zei- ten und Stunden ihren Gottesdienſt zu uͤben. Auch ſollten zu dem Ende Beichtſtuͤhle, Canzeln, Klocken, Schluͤſſel und Kirchhoͤfe beiden ſowohl Catholiſchen als Evangeliſchen gemein ſeyn (f). Wie (e) Luͤnigs Reichsarchiv part. ſpecial. Th. 1. S. 523. (f) Luͤnig am a. O. S. 537. 540.

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Zitationshilfe: Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 2: Von 1558 bis 1740. Göttingen, 1786, S. 234. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung02_1786/276>, abgerufen am 22.11.2024.