Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 2: Von 1558 bis 1740. Göttingen, 1786.

Bild:
<< vorherige Seite

4) Religionsverhältnisse.
"eine, und die Evangelischen die andere Parthey
"constituiren, das Ueberstimmen hinfüro nicht mehr
"gelten solle" (q). Von den hier benannten vie-
rerley Gegenständen blieb nun zwar der zweyte,
die Contributionssachen betreffend, wie ich vorhin
schon angemerkt habe, ausgesetzt. Die drey übri-
gen wurden aber endlich im Frieden in folgenden
Worten bestimmt: "In Religionssachen, und
allen anderen Geschäfften, worin die Stände nicht
als ein Corpus angesehen werden können, wie auch
wenn die catholischen und evangelischen Stände in
zwey Theile gehen (oder zweyerley Meynungen be-
haupten,) so soll allein gütliche Vergleichung den
Streit entscheiden, ohne die Mehrheit der Stim-
men zu achten."

In den Verbindungsworten: wie auch, warXXIII.
hier offenbar der Uebergang von den beiden vor-
her benannten Gegenständen, worin die Mehrheit
der Stimmen wegfallen sollte, auf einen davon
unterschiedenen dritten Gegenstand enthalten, der
unstreitig den Sinn hatte, daß ohne alle Ein-
schränkung, so oft und in welchen Fällen es auch
seyn möchte, wenn der catholische und evangelische
Religionstheil zweyerley Meynungen gegen einan-
der behaupteten, kein Theil den andern überstim-
men sollte. Sowohl nach der Veranlaßung als
dem Zusammenhange dieser Stelle des Friedens
war nicht die Frage, (wie man sie nachher ver-
schiedentlich aufgeworfen hat): in welchen Fällen
oder über welcherley Gegenstände beide Religions-
theile sich zu trennen berechtiget seyn sollten? son-

dern
(q) Londorp acta publ. Th. 1. S. 138.,
Meiern acta pac. Westph. Th. 1. S. 701. 824.

4) Religionsverhaͤltniſſe.
„eine, und die Evangeliſchen die andere Parthey
„conſtituiren, das Ueberſtimmen hinfuͤro nicht mehr
„gelten ſolle” (q). Von den hier benannten vie-
rerley Gegenſtaͤnden blieb nun zwar der zweyte,
die Contributionsſachen betreffend, wie ich vorhin
ſchon angemerkt habe, ausgeſetzt. Die drey uͤbri-
gen wurden aber endlich im Frieden in folgenden
Worten beſtimmt: ”In Religionsſachen, und
allen anderen Geſchaͤfften, worin die Staͤnde nicht
als ein Corpus angeſehen werden koͤnnen, wie auch
wenn die catholiſchen und evangeliſchen Staͤnde in
zwey Theile gehen (oder zweyerley Meynungen be-
haupten,) ſo ſoll allein guͤtliche Vergleichung den
Streit entſcheiden, ohne die Mehrheit der Stim-
men zu achten.”

In den Verbindungsworten: wie auch, warXXIII.
hier offenbar der Uebergang von den beiden vor-
her benannten Gegenſtaͤnden, worin die Mehrheit
der Stimmen wegfallen ſollte, auf einen davon
unterſchiedenen dritten Gegenſtand enthalten, der
unſtreitig den Sinn hatte, daß ohne alle Ein-
ſchraͤnkung, ſo oft und in welchen Faͤllen es auch
ſeyn moͤchte, wenn der catholiſche und evangeliſche
Religionstheil zweyerley Meynungen gegen einan-
der behaupteten, kein Theil den andern uͤberſtim-
men ſollte. Sowohl nach der Veranlaßung als
dem Zuſammenhange dieſer Stelle des Friedens
war nicht die Frage, (wie man ſie nachher ver-
ſchiedentlich aufgeworfen hat): in welchen Faͤllen
oder uͤber welcherley Gegenſtaͤnde beide Religions-
theile ſich zu trennen berechtiget ſeyn ſollten? ſon-

dern
(q) Londorp acta publ. Th. 1. S. 138.,
Meiern acta pac. Weſtph. Th. 1. S. 701. 824.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0121" n="79"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">4) Religionsverha&#x0364;ltni&#x017F;&#x017F;e.</hi></fw><lb/>
&#x201E;eine, und die Evangeli&#x017F;chen die andere Parthey<lb/>
&#x201E;con&#x017F;tituiren, das Ueber&#x017F;timmen hinfu&#x0364;ro nicht mehr<lb/>
&#x201E;gelten &#x017F;olle&#x201D; <note place="foot" n="(q)"><hi rendition="#fr">Londorp</hi><hi rendition="#aq">acta publ.</hi> Th. 1. S. 138.,<lb/><hi rendition="#fr">Meiern</hi> <hi rendition="#aq">acta pac. We&#x017F;tph.</hi> Th. 1. S. 701. 824.</note>. Von den hier benannten vie-<lb/>
rerley Gegen&#x017F;ta&#x0364;nden blieb nun zwar der zweyte,<lb/>
die Contributions&#x017F;achen betreffend, wie ich vorhin<lb/>
&#x017F;chon angemerkt habe, ausge&#x017F;etzt. Die drey u&#x0364;bri-<lb/>
gen wurden aber endlich im Frieden in folgenden<lb/>
Worten be&#x017F;timmt: &#x201D;In Religions&#x017F;achen, und<lb/>
allen anderen Ge&#x017F;cha&#x0364;fften, worin die Sta&#x0364;nde nicht<lb/>
als ein Corpus ange&#x017F;ehen werden ko&#x0364;nnen, wie auch<lb/>
wenn die catholi&#x017F;chen und evangeli&#x017F;chen Sta&#x0364;nde in<lb/>
zwey Theile gehen (oder zweyerley Meynungen be-<lb/>
haupten,) &#x017F;o &#x017F;oll allein gu&#x0364;tliche Vergleichung den<lb/>
Streit ent&#x017F;cheiden, ohne die Mehrheit der Stim-<lb/>
men zu achten.&#x201D;</p><lb/>
          <p>In den Verbindungsworten: <hi rendition="#fr">wie auch</hi>, war<note place="right"><hi rendition="#aq">XXIII.</hi></note><lb/>
hier offenbar der Uebergang von den beiden vor-<lb/>
her benannten Gegen&#x017F;ta&#x0364;nden, worin die Mehrheit<lb/>
der Stimmen wegfallen &#x017F;ollte, auf einen davon<lb/>
unter&#x017F;chiedenen dritten Gegen&#x017F;tand enthalten, der<lb/>
un&#x017F;treitig den Sinn hatte, daß ohne alle Ein-<lb/>
&#x017F;chra&#x0364;nkung, &#x017F;o oft und in welchen Fa&#x0364;llen es auch<lb/>
&#x017F;eyn mo&#x0364;chte, wenn der catholi&#x017F;che und evangeli&#x017F;che<lb/>
Religionstheil zweyerley Meynungen gegen einan-<lb/>
der behaupteten, kein Theil den andern u&#x0364;ber&#x017F;tim-<lb/>
men &#x017F;ollte. Sowohl nach der Veranlaßung als<lb/>
dem Zu&#x017F;ammenhange die&#x017F;er Stelle des Friedens<lb/>
war nicht die Frage, (wie man &#x017F;ie nachher ver-<lb/>
&#x017F;chiedentlich aufgeworfen hat): in welchen Fa&#x0364;llen<lb/>
oder u&#x0364;ber welcherley Gegen&#x017F;ta&#x0364;nde beide Religions-<lb/>
theile &#x017F;ich zu trennen berechtiget &#x017F;eyn &#x017F;ollten? &#x017F;on-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">dern</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[79/0121] 4) Religionsverhaͤltniſſe. „eine, und die Evangeliſchen die andere Parthey „conſtituiren, das Ueberſtimmen hinfuͤro nicht mehr „gelten ſolle” (q). Von den hier benannten vie- rerley Gegenſtaͤnden blieb nun zwar der zweyte, die Contributionsſachen betreffend, wie ich vorhin ſchon angemerkt habe, ausgeſetzt. Die drey uͤbri- gen wurden aber endlich im Frieden in folgenden Worten beſtimmt: ”In Religionsſachen, und allen anderen Geſchaͤfften, worin die Staͤnde nicht als ein Corpus angeſehen werden koͤnnen, wie auch wenn die catholiſchen und evangeliſchen Staͤnde in zwey Theile gehen (oder zweyerley Meynungen be- haupten,) ſo ſoll allein guͤtliche Vergleichung den Streit entſcheiden, ohne die Mehrheit der Stim- men zu achten.” In den Verbindungsworten: wie auch, war hier offenbar der Uebergang von den beiden vor- her benannten Gegenſtaͤnden, worin die Mehrheit der Stimmen wegfallen ſollte, auf einen davon unterſchiedenen dritten Gegenſtand enthalten, der unſtreitig den Sinn hatte, daß ohne alle Ein- ſchraͤnkung, ſo oft und in welchen Faͤllen es auch ſeyn moͤchte, wenn der catholiſche und evangeliſche Religionstheil zweyerley Meynungen gegen einan- der behaupteten, kein Theil den andern uͤberſtim- men ſollte. Sowohl nach der Veranlaßung als dem Zuſammenhange dieſer Stelle des Friedens war nicht die Frage, (wie man ſie nachher ver- ſchiedentlich aufgeworfen hat): in welchen Faͤllen oder uͤber welcherley Gegenſtaͤnde beide Religions- theile ſich zu trennen berechtiget ſeyn ſollten? ſon- dern XXIII. (q) Londorp acta publ. Th. 1. S. 138., Meiern acta pac. Weſtph. Th. 1. S. 701. 824.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung02_1786
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung02_1786/121
Zitationshilfe: Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 2: Von 1558 bis 1740. Göttingen, 1786, S. 79. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung02_1786/121>, abgerufen am 06.05.2024.