Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 1: Bis 1558. Göttingen, 1786.

Bild:
<< vorherige Seite

9) Aussicht wegen d. Churf. u. Jesuit.
Sie übernahmen überall den Unterricht der Ju-
gend, ohne daß sie eine eigne Bezahlung dafür

ver-
decades, Aug. Vind. 1727. 1728. zwey Folianten.
Beide Werke geben sowohl über die Geschichte als
über den Geist des ganzen Ordens manchen Auf-
schluß, der zu weiterem Nachdenken Anlaß geben
kann. Einige kurzgefaßte Auszüge und Bemerkun-
gen daraus finden sich in den Sendschreiben eines
Laien über das während der Jesuiterepoche ausge-
streuete Unkraut, Frf. u. Lpz. 1785. 4. Von dem
Einflusse, den die Jesuiten in Teutschen Sachen
gehabt, finden sich schon sehr frühzeitige Spuhren.
Als im Jahre 1540. zu Worms ein Religions-Col-
loquium gehalten werden sollte, ward dem kaiser-
lichen Agenten Peter Ortitz schon der Jesuit Peter
Faber als geheimer päbstlicher Geschäfftsträger
beygeordnet. Dem Cardinale Moronus, den der
Pabst zum Kaiser schickte, gab er die zwey Jesui-
ten Jajus und Bobadilla mit; letzterem gelang es
zu Innspruck und Wien bey Hofe wohl aufgenom-
men zu werden. Im Jahre 1541. ward Faber
abermals nach Teutschland geschickt, wo er bey den
Bischöfen zu Speier und Worms, und vorzüglich
beym Churfürsten zu Mainz starken Eingang fand.
Hier warb er unter andern 1542. den Peter Cani-
sius an, der hernach als erster Jesuiter-Provin-
cial in Teutschland große Rollen spielte, und dessen
Catechismus mit Ausschließung aller anderen 1555,
in den kaiserlichen Erblanden, und nachher überall
im catholischen Teutschlande eingeführt wurde.
Die ersten Orte, wo in Teutschland Jesuiter-Col-
legien errichtet wurden, und also der Orden festen
Fuß faßte, waren 1552. Wien, 1555. Prag, 1556.
Ingolstadt, Löwen, Antwerpen, 1559. München,
1560. Mainz, 1563. Dillingen, 1567. Würzburg,
1571. Fulda und Speier, 1574. Heiligenstadt etc.
Ignaz als Stifter und erster General des Ordens
lebte bis 1556. Dessen Nachfolger Jacob Laynetz
gab erst vollends dem Orden seine rechte Consistenz
und noch mehr verfeinerte Einrichtung.
E e 2

9) Ausſicht wegen d. Churf. u. Jeſuit.
Sie uͤbernahmen uͤberall den Unterricht der Ju-
gend, ohne daß ſie eine eigne Bezahlung dafuͤr

ver-
decades, Aug. Vind. 1727. 1728. zwey Folianten.
Beide Werke geben ſowohl uͤber die Geſchichte als
uͤber den Geiſt des ganzen Ordens manchen Auf-
ſchluß, der zu weiterem Nachdenken Anlaß geben
kann. Einige kurzgefaßte Auszuͤge und Bemerkun-
gen daraus finden ſich in den Sendſchreiben eines
Laien uͤber das waͤhrend der Jeſuiterepoche ausge-
ſtreuete Unkraut, Frf. u. Lpz. 1785. 4. Von dem
Einfluſſe, den die Jeſuiten in Teutſchen Sachen
gehabt, finden ſich ſchon ſehr fruͤhzeitige Spuhren.
Als im Jahre 1540. zu Worms ein Religions-Col-
loquium gehalten werden ſollte, ward dem kaiſer-
lichen Agenten Peter Ortitz ſchon der Jeſuit Peter
Faber als geheimer paͤbſtlicher Geſchaͤfftstraͤger
beygeordnet. Dem Cardinale Moronus, den der
Pabſt zum Kaiſer ſchickte, gab er die zwey Jeſui-
ten Jajus und Bobadilla mit; letzterem gelang es
zu Innſpruck und Wien bey Hofe wohl aufgenom-
men zu werden. Im Jahre 1541. ward Faber
abermals nach Teutſchland geſchickt, wo er bey den
Biſchoͤfen zu Speier und Worms, und vorzuͤglich
beym Churfuͤrſten zu Mainz ſtarken Eingang fand.
Hier warb er unter andern 1542. den Peter Cani-
ſius an, der hernach als erſter Jeſuiter-Provin-
cial in Teutſchland große Rollen ſpielte, und deſſen
Catechismus mit Ausſchließung aller anderen 1555,
in den kaiſerlichen Erblanden, und nachher uͤberall
im catholiſchen Teutſchlande eingefuͤhrt wurde.
Die erſten Orte, wo in Teutſchland Jeſuiter-Col-
legien errichtet wurden, und alſo der Orden feſten
Fuß faßte, waren 1552. Wien, 1555. Prag, 1556.
Ingolſtadt, Loͤwen, Antwerpen, 1559. Muͤnchen,
1560. Mainz, 1563. Dillingen, 1567. Wuͤrzburg,
1571. Fulda und Speier, 1574. Heiligenſtadt ꝛc.
Ignaz als Stifter und erſter General des Ordens
lebte bis 1556. Deſſen Nachfolger Jacob Laynetz
gab erſt vollends dem Orden ſeine rechte Conſiſtenz
und noch mehr verfeinerte Einrichtung.
E e 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0469" n="435"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">9) Aus&#x017F;icht wegen d. Churf. u. Je&#x017F;uit.</hi></fw><lb/>
Sie u&#x0364;bernahmen u&#x0364;berall den Unterricht der Ju-<lb/>
gend, ohne daß &#x017F;ie eine eigne Bezahlung dafu&#x0364;r<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ver-</fw><lb/><note xml:id="seg2pn_24_2" prev="#seg2pn_24_1" place="foot" n="(a)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">decades</hi>, Aug. Vind</hi>. 1727. 1728. zwey Folianten.<lb/>
Beide Werke geben &#x017F;owohl u&#x0364;ber die Ge&#x017F;chichte als<lb/>
u&#x0364;ber den Gei&#x017F;t des ganzen Ordens manchen Auf-<lb/>
&#x017F;chluß, der zu weiterem Nachdenken Anlaß geben<lb/>
kann. Einige kurzgefaßte Auszu&#x0364;ge und Bemerkun-<lb/>
gen daraus finden &#x017F;ich in den Send&#x017F;chreiben eines<lb/>
Laien u&#x0364;ber das wa&#x0364;hrend der Je&#x017F;uiterepoche ausge-<lb/>
&#x017F;treuete Unkraut, Frf. u. Lpz. 1785. 4. Von dem<lb/>
Einflu&#x017F;&#x017F;e, den die Je&#x017F;uiten in Teut&#x017F;chen Sachen<lb/>
gehabt, finden &#x017F;ich &#x017F;chon &#x017F;ehr fru&#x0364;hzeitige Spuhren.<lb/>
Als im Jahre 1540. zu Worms ein Religions-Col-<lb/>
loquium gehalten werden &#x017F;ollte, ward dem kai&#x017F;er-<lb/>
lichen Agenten Peter Ortitz &#x017F;chon der Je&#x017F;uit Peter<lb/>
Faber als geheimer pa&#x0364;b&#x017F;tlicher Ge&#x017F;cha&#x0364;fftstra&#x0364;ger<lb/>
beygeordnet. Dem Cardinale Moronus, den der<lb/>
Pab&#x017F;t zum Kai&#x017F;er &#x017F;chickte, gab er die zwey Je&#x017F;ui-<lb/>
ten Jajus und Bobadilla mit; letzterem gelang es<lb/>
zu Inn&#x017F;pruck und Wien bey Hofe wohl aufgenom-<lb/>
men zu werden. Im Jahre 1541. ward Faber<lb/>
abermals nach Teut&#x017F;chland ge&#x017F;chickt, wo er bey den<lb/>
Bi&#x017F;cho&#x0364;fen zu Speier und Worms, und vorzu&#x0364;glich<lb/>
beym Churfu&#x0364;r&#x017F;ten zu Mainz &#x017F;tarken Eingang fand.<lb/>
Hier warb er unter andern 1542. den Peter Cani-<lb/>
&#x017F;ius an, der hernach als er&#x017F;ter Je&#x017F;uiter-Provin-<lb/>
cial in Teut&#x017F;chland große Rollen &#x017F;pielte, und de&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Catechismus mit Aus&#x017F;chließung aller anderen 1555,<lb/>
in den kai&#x017F;erlichen Erblanden, und nachher u&#x0364;berall<lb/>
im catholi&#x017F;chen Teut&#x017F;chlande eingefu&#x0364;hrt wurde.<lb/>
Die er&#x017F;ten Orte, wo in Teut&#x017F;chland Je&#x017F;uiter-Col-<lb/>
legien errichtet wurden, und al&#x017F;o der Orden fe&#x017F;ten<lb/>
Fuß faßte, waren 1552. Wien, 1555. Prag, 1556.<lb/>
Ingol&#x017F;tadt, Lo&#x0364;wen, Antwerpen, 1559. Mu&#x0364;nchen,<lb/>
1560. Mainz, 1563. Dillingen, 1567. Wu&#x0364;rzburg,<lb/>
1571. Fulda und Speier, 1574. Heiligen&#x017F;tadt &#xA75B;c.<lb/>
Ignaz als Stifter und er&#x017F;ter General des Ordens<lb/>
lebte bis 1556. De&#x017F;&#x017F;en Nachfolger Jacob Laynetz<lb/>
gab er&#x017F;t vollends dem Orden &#x017F;eine rechte Con&#x017F;i&#x017F;tenz<lb/>
und noch mehr verfeinerte Einrichtung.</note><lb/>
<fw place="bottom" type="sig">E e 2</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[435/0469] 9) Ausſicht wegen d. Churf. u. Jeſuit. Sie uͤbernahmen uͤberall den Unterricht der Ju- gend, ohne daß ſie eine eigne Bezahlung dafuͤr ver- (a) (a) decades, Aug. Vind. 1727. 1728. zwey Folianten. Beide Werke geben ſowohl uͤber die Geſchichte als uͤber den Geiſt des ganzen Ordens manchen Auf- ſchluß, der zu weiterem Nachdenken Anlaß geben kann. Einige kurzgefaßte Auszuͤge und Bemerkun- gen daraus finden ſich in den Sendſchreiben eines Laien uͤber das waͤhrend der Jeſuiterepoche ausge- ſtreuete Unkraut, Frf. u. Lpz. 1785. 4. Von dem Einfluſſe, den die Jeſuiten in Teutſchen Sachen gehabt, finden ſich ſchon ſehr fruͤhzeitige Spuhren. Als im Jahre 1540. zu Worms ein Religions-Col- loquium gehalten werden ſollte, ward dem kaiſer- lichen Agenten Peter Ortitz ſchon der Jeſuit Peter Faber als geheimer paͤbſtlicher Geſchaͤfftstraͤger beygeordnet. Dem Cardinale Moronus, den der Pabſt zum Kaiſer ſchickte, gab er die zwey Jeſui- ten Jajus und Bobadilla mit; letzterem gelang es zu Innſpruck und Wien bey Hofe wohl aufgenom- men zu werden. Im Jahre 1541. ward Faber abermals nach Teutſchland geſchickt, wo er bey den Biſchoͤfen zu Speier und Worms, und vorzuͤglich beym Churfuͤrſten zu Mainz ſtarken Eingang fand. Hier warb er unter andern 1542. den Peter Cani- ſius an, der hernach als erſter Jeſuiter-Provin- cial in Teutſchland große Rollen ſpielte, und deſſen Catechismus mit Ausſchließung aller anderen 1555, in den kaiſerlichen Erblanden, und nachher uͤberall im catholiſchen Teutſchlande eingefuͤhrt wurde. Die erſten Orte, wo in Teutſchland Jeſuiter-Col- legien errichtet wurden, und alſo der Orden feſten Fuß faßte, waren 1552. Wien, 1555. Prag, 1556. Ingolſtadt, Loͤwen, Antwerpen, 1559. Muͤnchen, 1560. Mainz, 1563. Dillingen, 1567. Wuͤrzburg, 1571. Fulda und Speier, 1574. Heiligenſtadt ꝛc. Ignaz als Stifter und erſter General des Ordens lebte bis 1556. Deſſen Nachfolger Jacob Laynetz gab erſt vollends dem Orden ſeine rechte Conſiſtenz und noch mehr verfeinerte Einrichtung. E e 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung01_1786
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung01_1786/469
Zitationshilfe: Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 1: Bis 1558. Göttingen, 1786, S. 435. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung01_1786/469>, abgerufen am 27.11.2024.