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Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 1: Bis 1558. Göttingen, 1786.

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V. Neuere Zeit. Carl V. 1519-1558.

IV.

Der päbstliche Stuhl fand erst selbst Bedenken
diesen neuen Orden zu bestätigen; er mochte nicht
ohne Grund besorgen, daß ein solcher Orden dem
Pabste selbst über den Kopf wachsen könnte. An-
fangs (1540.) erhielt der Orden nur die Genehmi-
gung für eine Anzahl von 60. Personen, doch end-
lich erfolgte (1543. März 14.) dessen unbeschränk-
te Bestätigung. Und nun wuchs die Anzahl die-
ser Gesellschafter Jesu oder Jesuiten, wie sie sich
nannten, noch vor Ablauf des XVI. Jahrhunderts
bis auf 10. tausend, die sich in der Folge noch bis
über 20. tausend vermehrten, und in alle catholi-
sche Staaten und alle Welttheile verbreiteten (a).

Sie
(a) Ein Buch, das der ersten hundertjährigen
Jubelfeier der Gesellschaft zu Ehren geschrieben
ward, (Imago primi seculi societatis Iesu a prouin-
cia Flandro-Belgica eiusdem societatis repraesentata,

Antwerp. 1640 fol.
) enthält S. 237-248. ein aus-
führliches Verzeichniß vom Jahre 1626., in wie
viele Provinzen damals schon in Italien, Spa-
nien, Frankreich, Teutschland, in der Türkey,
in Ostindien in Goa, Malabar, in den Philippi-
nischen Inseln, in China, Japan, in America
in Mexico, Peru, Chili, Paragay, Brasilien
und Canada, der ganze Jesuiterorden sich ausge-
breitet hatte, und wie viel Profeßhäuser, Colle-
gien, Seminarien, Probationshäuser, Residenzen,
und Missionen überall damals waren. Teutsch-
land war in fünf Provinzen vertheilt, Niederrhein,
Oberrhein, Oberteutschland, Oesterreich und Böh-
men. Die Niederlande waren noch besonders in
zwey Provinzen unter dem Namen der Flandri-
schen und Französischen Niederlande vertheilt. Der
Geschichte der Jesuiten in der Oberteutschen Pro-
vinz ist ein eignes Werk gewidmet: Ign. Agri-
cola
S I. historia prouinci[a]e societatis Iesu Ger-
maniae superioris quinque primas annorum complexa

deca-
V. Neuere Zeit. Carl V. 1519-1558.

IV.

Der paͤbſtliche Stuhl fand erſt ſelbſt Bedenken
dieſen neuen Orden zu beſtaͤtigen; er mochte nicht
ohne Grund beſorgen, daß ein ſolcher Orden dem
Pabſte ſelbſt uͤber den Kopf wachſen koͤnnte. An-
fangs (1540.) erhielt der Orden nur die Genehmi-
gung fuͤr eine Anzahl von 60. Perſonen, doch end-
lich erfolgte (1543. Maͤrz 14.) deſſen unbeſchraͤnk-
te Beſtaͤtigung. Und nun wuchs die Anzahl die-
ſer Geſellſchafter Jeſu oder Jeſuiten, wie ſie ſich
nannten, noch vor Ablauf des XVI. Jahrhunderts
bis auf 10. tauſend, die ſich in der Folge noch bis
uͤber 20. tauſend vermehrten, und in alle catholi-
ſche Staaten und alle Welttheile verbreiteten (a).

Sie
(a) Ein Buch, das der erſten hundertjaͤhrigen
Jubelfeier der Geſellſchaft zu Ehren geſchrieben
ward, (Imago primi ſeculi ſocietatis Ieſu a prouin-
cia Flandro-Belgica eiusdem ſocietatis repraeſentata,

Antwerp. 1640 fol.
) enthaͤlt S. 237-248. ein aus-
fuͤhrliches Verzeichniß vom Jahre 1626., in wie
viele Provinzen damals ſchon in Italien, Spa-
nien, Frankreich, Teutſchland, in der Tuͤrkey,
in Oſtindien in Goa, Malabar, in den Philippi-
niſchen Inſeln, in China, Japan, in America
in Mexico, Peru, Chili, Paragay, Braſilien
und Canada, der ganze Jeſuiterorden ſich ausge-
breitet hatte, und wie viel Profeßhaͤuſer, Colle-
gien, Seminarien, Probationshaͤuſer, Reſidenzen,
und Miſſionen uͤberall damals waren. Teutſch-
land war in fuͤnf Provinzen vertheilt, Niederrhein,
Oberrhein, Oberteutſchland, Oeſterreich und Boͤh-
men. Die Niederlande waren noch beſonders in
zwey Provinzen unter dem Namen der Flandri-
ſchen und Franzoͤſiſchen Niederlande vertheilt. Der
Geſchichte der Jeſuiten in der Oberteutſchen Pro-
vinz iſt ein eignes Werk gewidmet: Ign. Agri-
cola
S I. hiſtoria prouinci[a]e ſocietatis Ieſu Ger-
maniae ſuperioris quinque primas annorum complexa

deca-
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[434/0468] V. Neuere Zeit. Carl V. 1519-1558. Der paͤbſtliche Stuhl fand erſt ſelbſt Bedenken dieſen neuen Orden zu beſtaͤtigen; er mochte nicht ohne Grund beſorgen, daß ein ſolcher Orden dem Pabſte ſelbſt uͤber den Kopf wachſen koͤnnte. An- fangs (1540.) erhielt der Orden nur die Genehmi- gung fuͤr eine Anzahl von 60. Perſonen, doch end- lich erfolgte (1543. Maͤrz 14.) deſſen unbeſchraͤnk- te Beſtaͤtigung. Und nun wuchs die Anzahl die- ſer Geſellſchafter Jeſu oder Jeſuiten, wie ſie ſich nannten, noch vor Ablauf des XVI. Jahrhunderts bis auf 10. tauſend, die ſich in der Folge noch bis uͤber 20. tauſend vermehrten, und in alle catholi- ſche Staaten und alle Welttheile verbreiteten (a). Sie (a) Ein Buch, das der erſten hundertjaͤhrigen Jubelfeier der Geſellſchaft zu Ehren geſchrieben ward, (Imago primi ſeculi ſocietatis Ieſu a prouin- cia Flandro-Belgica eiusdem ſocietatis repraeſentata, Antwerp. 1640 fol.) enthaͤlt S. 237-248. ein aus- fuͤhrliches Verzeichniß vom Jahre 1626., in wie viele Provinzen damals ſchon in Italien, Spa- nien, Frankreich, Teutſchland, in der Tuͤrkey, in Oſtindien in Goa, Malabar, in den Philippi- niſchen Inſeln, in China, Japan, in America in Mexico, Peru, Chili, Paragay, Braſilien und Canada, der ganze Jeſuiterorden ſich ausge- breitet hatte, und wie viel Profeßhaͤuſer, Colle- gien, Seminarien, Probationshaͤuſer, Reſidenzen, und Miſſionen uͤberall damals waren. Teutſch- land war in fuͤnf Provinzen vertheilt, Niederrhein, Oberrhein, Oberteutſchland, Oeſterreich und Boͤh- men. Die Niederlande waren noch beſonders in zwey Provinzen unter dem Namen der Flandri- ſchen und Franzoͤſiſchen Niederlande vertheilt. Der Geſchichte der Jeſuiten in der Oberteutſchen Pro- vinz iſt ein eignes Werk gewidmet: Ign. Agri- cola S I. hiſtoria prouinciae ſocietatis Ieſu Ger- maniae ſuperioris quinque primas annorum complexa deca-

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Zitationshilfe: Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 1: Bis 1558. Göttingen, 1786, S. 434. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung01_1786/468>, abgerufen am 24.11.2024.