An dem, was ich hin und wieder von größe- rer Aufnahme und weiterer Ausbreitung des Rö- mischen Rechts gesagt habe, hatte nicht geringen Antheil, daß Carl der IV. unter anderen neuen Einrichtungen in seinem Erbkönigreiche Böhmen auch eine Universität zu Prag angelegt hatte; die erste in ihrer Art auf Wendischem und Teutschem Boden. Vorher waren in ganz Europa nur die hohen Schulen zu Oxford, Bologna und Paris im Gan- ge. Von der letztern nahm Carl der IV. zunächst das Muster. Nach der damaligen Art, die Uni- versitäten in Nationen einzutheilen, machte Carl die Abtheilung der Prager Universität in vier Na- tionen, Böhmen, Baiern, Sachsen, Polen (b). Nach dieser Eintheilung waren sowohl die Stipen- dien als die Stimmen in der Wahl des Rectors und anderen Angelegenheiten der Universität ver- theilt. Carl ließ sich sehr angelegen seyn, alle vier Facultäten mit geschickten Männern zu versehen, die er zum Theil von Paris und aus Italien nach Prag berufen ließ. In kurzer Zeit gelang es ihm, die Universität in solche Aufnahme zu bringen, daß die Anzahl der Studierenden bald auf viele Tau- sende anwuchs. Auch sein Nachfolger Wenzel würdigte diese hohe Schule noch seines Schutzes. Doch begünstigte er eine neue Einrichtung, die der Universität einen Stoß gab, von dem sie sich
nie
(b) Zur Böhmischen Nation rechnete man noch Mähren und Ungarn; zur Bairischen Oesterreich, Schwaben, Franken und die Rheinländer; zur Sächsischen Ober- und Niedersachsen, Dänen und Schweden; zur Polnischen Schlesier, Litthauer, Russen. Pelzels Geschichte der Böhmen (Aufl. 3. Prag 1782.) S. 244.
III. Mittl. Zeiten b) 1235-1493.
XIV.
An dem, was ich hin und wieder von groͤße- rer Aufnahme und weiterer Ausbreitung des Roͤ- miſchen Rechts geſagt habe, hatte nicht geringen Antheil, daß Carl der IV. unter anderen neuen Einrichtungen in ſeinem Erbkoͤnigreiche Boͤhmen auch eine Univerſitaͤt zu Prag angelegt hatte; die erſte in ihrer Art auf Wendiſchem und Teutſchem Boden. Vorher waren in ganz Europa nur die hohen Schulen zu Oxford, Bologna und Paris im Gan- ge. Von der letztern nahm Carl der IV. zunaͤchſt das Muſter. Nach der damaligen Art, die Uni- verſitaͤten in Nationen einzutheilen, machte Carl die Abtheilung der Prager Univerſitaͤt in vier Na- tionen, Boͤhmen, Baiern, Sachſen, Polen (b). Nach dieſer Eintheilung waren ſowohl die Stipen- dien als die Stimmen in der Wahl des Rectors und anderen Angelegenheiten der Univerſitaͤt ver- theilt. Carl ließ ſich ſehr angelegen ſeyn, alle vier Facultaͤten mit geſchickten Maͤnnern zu verſehen, die er zum Theil von Paris und aus Italien nach Prag berufen ließ. In kurzer Zeit gelang es ihm, die Univerſitaͤt in ſolche Aufnahme zu bringen, daß die Anzahl der Studierenden bald auf viele Tau- ſende anwuchs. Auch ſein Nachfolger Wenzel wuͤrdigte dieſe hohe Schule noch ſeines Schutzes. Doch beguͤnſtigte er eine neue Einrichtung, die der Univerſitaͤt einen Stoß gab, von dem ſie ſich
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(b) Zur Boͤhmiſchen Nation rechnete man noch Maͤhren und Ungarn; zur Bairiſchen Oeſterreich, Schwaben, Franken und die Rheinlaͤnder; zur Saͤchſiſchen Ober- und Niederſachſen, Daͤnen und Schweden; zur Polniſchen Schleſier, Litthauer, Ruſſen. Pelzels Geſchichte der Boͤhmen (Aufl. 3. Prag 1782.) S. 244.
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III. Mittl. Zeiten b) 1235-1493.
An dem, was ich hin und wieder von groͤße-
rer Aufnahme und weiterer Ausbreitung des Roͤ-
miſchen Rechts geſagt habe, hatte nicht geringen
Antheil, daß Carl der IV. unter anderen neuen
Einrichtungen in ſeinem Erbkoͤnigreiche Boͤhmen
auch eine Univerſitaͤt zu Prag angelegt hatte; die
erſte in ihrer Art auf Wendiſchem und Teutſchem
Boden. Vorher waren in ganz Europa nur die hohen
Schulen zu Oxford, Bologna und Paris im Gan-
ge. Von der letztern nahm Carl der IV. zunaͤchſt
das Muſter. Nach der damaligen Art, die Uni-
verſitaͤten in Nationen einzutheilen, machte Carl
die Abtheilung der Prager Univerſitaͤt in vier Na-
tionen, Boͤhmen, Baiern, Sachſen, Polen (b).
Nach dieſer Eintheilung waren ſowohl die Stipen-
dien als die Stimmen in der Wahl des Rectors
und anderen Angelegenheiten der Univerſitaͤt ver-
theilt. Carl ließ ſich ſehr angelegen ſeyn, alle vier
Facultaͤten mit geſchickten Maͤnnern zu verſehen,
die er zum Theil von Paris und aus Italien nach
Prag berufen ließ. In kurzer Zeit gelang es ihm,
die Univerſitaͤt in ſolche Aufnahme zu bringen, daß
die Anzahl der Studierenden bald auf viele Tau-
ſende anwuchs. Auch ſein Nachfolger Wenzel
wuͤrdigte dieſe hohe Schule noch ſeines Schutzes.
Doch beguͤnſtigte er eine neue Einrichtung, die
der Univerſitaͤt einen Stoß gab, von dem ſie ſich
nie
(b) Zur Boͤhmiſchen Nation rechnete man noch
Maͤhren und Ungarn; zur Bairiſchen Oeſterreich,
Schwaben, Franken und die Rheinlaͤnder; zur
Saͤchſiſchen Ober- und Niederſachſen, Daͤnen und
Schweden; zur Polniſchen Schleſier, Litthauer,
Ruſſen. Pelzels Geſchichte der Boͤhmen (Aufl. 3.
Prag 1782.) S. 244.
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Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 1: Bis 1558. Göttingen, 1786, S. 276. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung01_1786/310>, abgerufen am 23.07.2024.
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