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Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 1: Bis 1558. Göttingen, 1786.

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III. Mittl. Zeiten b) 1235-1493.
ret, aber wohl 40. Ritter und Knechte verlohren,
die jene zu Gefangenen gemacht; wie hingegen
der Mainzische Hauptmann von Virneburg in die-
sem Kriege den Meißnern und Erfurtern wiederum
wohl 50. Ritter und Knechte abgefangen, die er
ihr Gefängniß zu Arnstadt angeloben laßen. Sel-
bige hätten dem Churfürsten von Mainz, so heißt
es ferner in dieser Urkunde, wohl zwey tausend
löthige Mark Silbers geben müßen; Die Grafen
von Schwarzburg hätten aber ohne des Churfür-
sten Vorwissen die Gefangenen losgelassen, und
die ihrigen damit frey gemacht. In einer Fehde
mit denen von Hanstein wären die Grafen von
Schwarzburg in ein Mainzisches Dorf eingefallen,
und hätten darin des Churfürsten eigne Leute, die
mit denen von Hanstein nichts zu thun gehabt,
zum Theil mit ihren Pferden todt gebrannt; auch
sonst hätten sie wohl zehn Kirchhöfe abgebrannt
und niedergebrochen, und die Leute darin todt ge-
brannt. Desgleichen hätten die Grafen von Ho-
henstein vier Mainzische Burgmänner aufhängen
laßen. Auch, heißt es in eben der Urkunde,
"kamen sie wohl mit 200. Pferden bey Nacht vor
Duderstadt, und fiengen da zwey Bürger, und
hiengen die ohne Gericht und ohne Recht" (n).
So kann man sicher behaupten, daß in diesen Zei-
ten des XIV. und folgenden Jahrhunderts kaum
ein bewohnter Strich Landes von etlichen Quadrat-
meilen zu finden gewesen, wo nicht beynahe un-
aufhörlich solche Plackereyen und Befehdungen vor-
gefallen wären.


Zu
(n) Gvdenvs cod. diplom. tom. 3. p. 456-458.

III. Mittl. Zeiten b) 1235-1493.
ret, aber wohl 40. Ritter und Knechte verlohren,
die jene zu Gefangenen gemacht; wie hingegen
der Mainziſche Hauptmann von Virneburg in die-
ſem Kriege den Meißnern und Erfurtern wiederum
wohl 50. Ritter und Knechte abgefangen, die er
ihr Gefaͤngniß zu Arnſtadt angeloben laßen. Sel-
bige haͤtten dem Churfuͤrſten von Mainz, ſo heißt
es ferner in dieſer Urkunde, wohl zwey tauſend
loͤthige Mark Silbers geben muͤßen; Die Grafen
von Schwarzburg haͤtten aber ohne des Churfuͤr-
ſten Vorwiſſen die Gefangenen losgelaſſen, und
die ihrigen damit frey gemacht. In einer Fehde
mit denen von Hanſtein waͤren die Grafen von
Schwarzburg in ein Mainziſches Dorf eingefallen,
und haͤtten darin des Churfuͤrſten eigne Leute, die
mit denen von Hanſtein nichts zu thun gehabt,
zum Theil mit ihren Pferden todt gebrannt; auch
ſonſt haͤtten ſie wohl zehn Kirchhoͤfe abgebrannt
und niedergebrochen, und die Leute darin todt ge-
brannt. Desgleichen haͤtten die Grafen von Ho-
henſtein vier Mainziſche Burgmaͤnner aufhaͤngen
laßen. Auch, heißt es in eben der Urkunde,
”kamen ſie wohl mit 200. Pferden bey Nacht vor
Duderſtadt, und fiengen da zwey Buͤrger, und
hiengen die ohne Gericht und ohne Recht” (n).
So kann man ſicher behaupten, daß in dieſen Zei-
ten des XIV. und folgenden Jahrhunderts kaum
ein bewohnter Strich Landes von etlichen Quadrat-
meilen zu finden geweſen, wo nicht beynahe un-
aufhoͤrlich ſolche Plackereyen und Befehdungen vor-
gefallen waͤren.


Zu
(n) Gvdenvs cod. diplom. tom. 3. p. 456-458.
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[258/0292] III. Mittl. Zeiten b) 1235-1493. ret, aber wohl 40. Ritter und Knechte verlohren, die jene zu Gefangenen gemacht; wie hingegen der Mainziſche Hauptmann von Virneburg in die- ſem Kriege den Meißnern und Erfurtern wiederum wohl 50. Ritter und Knechte abgefangen, die er ihr Gefaͤngniß zu Arnſtadt angeloben laßen. Sel- bige haͤtten dem Churfuͤrſten von Mainz, ſo heißt es ferner in dieſer Urkunde, wohl zwey tauſend loͤthige Mark Silbers geben muͤßen; Die Grafen von Schwarzburg haͤtten aber ohne des Churfuͤr- ſten Vorwiſſen die Gefangenen losgelaſſen, und die ihrigen damit frey gemacht. In einer Fehde mit denen von Hanſtein waͤren die Grafen von Schwarzburg in ein Mainziſches Dorf eingefallen, und haͤtten darin des Churfuͤrſten eigne Leute, die mit denen von Hanſtein nichts zu thun gehabt, zum Theil mit ihren Pferden todt gebrannt; auch ſonſt haͤtten ſie wohl zehn Kirchhoͤfe abgebrannt und niedergebrochen, und die Leute darin todt ge- brannt. Desgleichen haͤtten die Grafen von Ho- henſtein vier Mainziſche Burgmaͤnner aufhaͤngen laßen. Auch, heißt es in eben der Urkunde, ”kamen ſie wohl mit 200. Pferden bey Nacht vor Duderſtadt, und fiengen da zwey Buͤrger, und hiengen die ohne Gericht und ohne Recht” (n). So kann man ſicher behaupten, daß in dieſen Zei- ten des XIV. und folgenden Jahrhunderts kaum ein bewohnter Strich Landes von etlichen Quadrat- meilen zu finden geweſen, wo nicht beynahe un- aufhoͤrlich ſolche Plackereyen und Befehdungen vor- gefallen waͤren. Zu (n) Gvdenvs cod. diplom. tom. 3. p. 456-458.

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Zitationshilfe: Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 1: Bis 1558. Göttingen, 1786, S. 258. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung01_1786/292>, abgerufen am 17.05.2024.