Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 1: Bis 1558. Göttingen, 1786.

Bild:
<< vorherige Seite

III. Mittl. Zeiten b) 1235-1493.
wurde, daß Sophia von Brabant nebst ihrem
Sohne auf alles, was in Thüringen lag, Ver-
zicht thun, und sich mit Hessen begnügen mußte.
Zum Hessischen Landesantheile wurde aber noch
ein Strich Landes an der Werre geschlagen, den
das Haus Braunschweig bey dieser Gelegenheit ein-
büßte. Herzog Albrecht von Braunschweig hatte
der Sophia von Brabant und ihrem Sohne, mit
dem er doppelt verschwägert war, Hülfe geleistet,
ward aber (1263. Oct. 28.) von Marggraf Hen-
richs Söhnen bey Wettin gefangen, und mußte,
um seine Befreyung zu erhalten, dieses Opfer ma-
chen (o). Der Titel Landgraf von Thüringen
blieb noch einige Zeit in Streit, bis im Jahre
1292. hernach Adolf von Nassau Hessen selbst zur
Landgrafschaft erklärte; ungefähr eben so, wie
Braunschweig und Lüneburg 1235. zum Herzog-
thum erklärt worden war. Henrich von Hessen
trug sein Land, das bis dahin allodial war, dem
Reiche zu Lehn auf, und bekam es vom K. Adolf
als eine Landgrafschaft zurück, die eigentlich auf
dem Schlosse Boineburg und der Stadt Esch-
wege haften sollte. An Brabant behielt das Haus
Hessen keinen Antheil. Ein älterer Sohn, den
Henrich der II. von Brabant mit seiner ersten
Gemahlinn gezeugt hatte, Henrich der III., ver-
erbte es auf seinen Mannsstamm. Dieser ist zwar
hernach 1355. erloschen; daher noch in neueren

Zei-
(o) Namentlich traf es folgende Orte: Esch-
wege, Allendorf, Witzenhausen, Fürstenstein,
Arenstein, Bielstein, Wannfried, Ziegenberg und
Sontra, die damals vom Hause Braunschweig
an das Haus Hessen kamen. Sächsische Merk-
würdigkeiten S. 305.

III. Mittl. Zeiten b) 1235-1493.
wurde, daß Sophia von Brabant nebſt ihrem
Sohne auf alles, was in Thuͤringen lag, Ver-
zicht thun, und ſich mit Heſſen begnuͤgen mußte.
Zum Heſſiſchen Landesantheile wurde aber noch
ein Strich Landes an der Werre geſchlagen, den
das Haus Braunſchweig bey dieſer Gelegenheit ein-
buͤßte. Herzog Albrecht von Braunſchweig hatte
der Sophia von Brabant und ihrem Sohne, mit
dem er doppelt verſchwaͤgert war, Huͤlfe geleiſtet,
ward aber (1263. Oct. 28.) von Marggraf Hen-
richs Soͤhnen bey Wettin gefangen, und mußte,
um ſeine Befreyung zu erhalten, dieſes Opfer ma-
chen (o). Der Titel Landgraf von Thuͤringen
blieb noch einige Zeit in Streit, bis im Jahre
1292. hernach Adolf von Naſſau Heſſen ſelbſt zur
Landgrafſchaft erklaͤrte; ungefaͤhr eben ſo, wie
Braunſchweig und Luͤneburg 1235. zum Herzog-
thum erklaͤrt worden war. Henrich von Heſſen
trug ſein Land, das bis dahin allodial war, dem
Reiche zu Lehn auf, und bekam es vom K. Adolf
als eine Landgrafſchaft zuruͤck, die eigentlich auf
dem Schloſſe Boineburg und der Stadt Eſch-
wege haften ſollte. An Brabant behielt das Haus
Heſſen keinen Antheil. Ein aͤlterer Sohn, den
Henrich der II. von Brabant mit ſeiner erſten
Gemahlinn gezeugt hatte, Henrich der III., ver-
erbte es auf ſeinen Mannsſtamm. Dieſer iſt zwar
hernach 1355. erloſchen; daher noch in neueren

Zei-
(o) Namentlich traf es folgende Orte: Eſch-
wege, Allendorf, Witzenhauſen, Fuͤrſtenſtein,
Arenſtein, Bielſtein, Wannfried, Ziegenberg und
Sontra, die damals vom Hauſe Braunſchweig
an das Haus Heſſen kamen. Saͤchſiſche Merk-
wuͤrdigkeiten S. 305.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0254" n="220"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">III.</hi> Mittl. Zeiten <hi rendition="#aq">b</hi>) 1235-1493.</hi></fw><lb/>
wurde, daß Sophia von Brabant neb&#x017F;t ihrem<lb/>
Sohne auf alles, was in Thu&#x0364;ringen lag, Ver-<lb/>
zicht thun, und &#x017F;ich mit He&#x017F;&#x017F;en begnu&#x0364;gen mußte.<lb/>
Zum He&#x017F;&#x017F;i&#x017F;chen Landesantheile wurde aber noch<lb/>
ein Strich Landes an der Werre ge&#x017F;chlagen, den<lb/>
das Haus Braun&#x017F;chweig bey die&#x017F;er Gelegenheit ein-<lb/>
bu&#x0364;ßte. Herzog Albrecht von Braun&#x017F;chweig hatte<lb/>
der Sophia von Brabant und ihrem Sohne, mit<lb/>
dem er doppelt ver&#x017F;chwa&#x0364;gert war, Hu&#x0364;lfe gelei&#x017F;tet,<lb/>
ward aber (1263. Oct. 28.) von Marggraf Hen-<lb/>
richs So&#x0364;hnen bey Wettin gefangen, und mußte,<lb/>
um &#x017F;eine Befreyung zu erhalten, die&#x017F;es Opfer ma-<lb/>
chen <note place="foot" n="(o)">Namentlich traf es folgende Orte: E&#x017F;ch-<lb/>
wege, Allendorf, Witzenhau&#x017F;en, Fu&#x0364;r&#x017F;ten&#x017F;tein,<lb/>
Aren&#x017F;tein, Biel&#x017F;tein, Wannfried, Ziegenberg und<lb/>
Sontra, die damals vom Hau&#x017F;e Braun&#x017F;chweig<lb/>
an das Haus He&#x017F;&#x017F;en kamen. Sa&#x0364;ch&#x017F;i&#x017F;che Merk-<lb/>
wu&#x0364;rdigkeiten S. 305.</note>. Der Titel Landgraf von Thu&#x0364;ringen<lb/>
blieb noch einige Zeit in Streit, bis im Jahre<lb/>
1292. hernach Adolf von Na&#x017F;&#x017F;au <hi rendition="#fr">He&#x017F;&#x017F;en</hi> &#x017F;elb&#x017F;t zur<lb/><hi rendition="#fr">Landgraf&#x017F;chaft</hi> erkla&#x0364;rte; ungefa&#x0364;hr eben &#x017F;o, wie<lb/>
Braun&#x017F;chweig und Lu&#x0364;neburg 1235. zum Herzog-<lb/>
thum erkla&#x0364;rt worden war. Henrich von He&#x017F;&#x017F;en<lb/>
trug &#x017F;ein Land, das bis dahin allodial war, dem<lb/>
Reiche zu Lehn auf, und bekam es vom K. Adolf<lb/>
als eine Landgraf&#x017F;chaft zuru&#x0364;ck, die eigentlich auf<lb/>
dem Schlo&#x017F;&#x017F;e Boineburg und der Stadt E&#x017F;ch-<lb/>
wege haften &#x017F;ollte. An Brabant behielt das Haus<lb/>
He&#x017F;&#x017F;en keinen Antheil. Ein a&#x0364;lterer Sohn, den<lb/>
Henrich der <hi rendition="#aq">II.</hi> von Brabant mit &#x017F;einer er&#x017F;ten<lb/>
Gemahlinn gezeugt hatte, Henrich der <hi rendition="#aq">III.</hi>, ver-<lb/>
erbte es auf &#x017F;einen Manns&#x017F;tamm. Die&#x017F;er i&#x017F;t zwar<lb/>
hernach 1355. erlo&#x017F;chen; daher noch in neueren<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Zei-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[220/0254] III. Mittl. Zeiten b) 1235-1493. wurde, daß Sophia von Brabant nebſt ihrem Sohne auf alles, was in Thuͤringen lag, Ver- zicht thun, und ſich mit Heſſen begnuͤgen mußte. Zum Heſſiſchen Landesantheile wurde aber noch ein Strich Landes an der Werre geſchlagen, den das Haus Braunſchweig bey dieſer Gelegenheit ein- buͤßte. Herzog Albrecht von Braunſchweig hatte der Sophia von Brabant und ihrem Sohne, mit dem er doppelt verſchwaͤgert war, Huͤlfe geleiſtet, ward aber (1263. Oct. 28.) von Marggraf Hen- richs Soͤhnen bey Wettin gefangen, und mußte, um ſeine Befreyung zu erhalten, dieſes Opfer ma- chen (o). Der Titel Landgraf von Thuͤringen blieb noch einige Zeit in Streit, bis im Jahre 1292. hernach Adolf von Naſſau Heſſen ſelbſt zur Landgrafſchaft erklaͤrte; ungefaͤhr eben ſo, wie Braunſchweig und Luͤneburg 1235. zum Herzog- thum erklaͤrt worden war. Henrich von Heſſen trug ſein Land, das bis dahin allodial war, dem Reiche zu Lehn auf, und bekam es vom K. Adolf als eine Landgrafſchaft zuruͤck, die eigentlich auf dem Schloſſe Boineburg und der Stadt Eſch- wege haften ſollte. An Brabant behielt das Haus Heſſen keinen Antheil. Ein aͤlterer Sohn, den Henrich der II. von Brabant mit ſeiner erſten Gemahlinn gezeugt hatte, Henrich der III., ver- erbte es auf ſeinen Mannsſtamm. Dieſer iſt zwar hernach 1355. erloſchen; daher noch in neueren Zei- (o) Namentlich traf es folgende Orte: Eſch- wege, Allendorf, Witzenhauſen, Fuͤrſtenſtein, Arenſtein, Bielſtein, Wannfried, Ziegenberg und Sontra, die damals vom Hauſe Braunſchweig an das Haus Heſſen kamen. Saͤchſiſche Merk- wuͤrdigkeiten S. 305.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung01_1786
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung01_1786/254
Zitationshilfe: Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 1: Bis 1558. Göttingen, 1786, S. 220. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung01_1786/254>, abgerufen am 17.05.2024.