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Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 1: Bis 1558. Göttingen, 1786.

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II. Mittlere Zeiten a) 888-1235.
knüpfen hoffte, wenn er sie mit Bischöfen versehen
ließ, und unter die Aufsicht eines tüchtigen Erz-
bischofs setzte. Zum Sitze dieses Erzbisthums be-
stimmte er Magdeburg, das wegen seiner Lage
an der Elbe seiner ersten Gemahlinn Edgid, einer
Englischen Prinzessinn, einige Aehnlichkeit mit Lon-
don an der Themse zu haben gedünkt, und daher
vielerley Vorzüge erhalten hatte. Schon im Jahre
937. war daselbst eine Benedictiner-Abtey mit
einer dem heiligen Moritz gewidmeten Kirche an-
gelegt. Eine andere Moritzkirche ward bey Otto's
erstem Zuge in Italien verwüstet. Das gab noch
einen Bewegungsgrund mehr dazu, daß Otto da-
mit umgieng, zu Besänftigung des heil. Moritz
ihm zu Ehren die Moritzkirche zu Magdeburg aus
einer Klosterkirche in eine erzbischöfliche Kirche zu
verwandeln. Wegen Widerspruchs des Erzbischofs
zu Mainz und des Bischofs zu Halberstadt brachte
Otto die Sache erst 968. mühsam zu Stande.
Den ersten Erzbischof ernannte er selbst, ließ ihn
aber zu Rom das Pallium holen, wozu er des-
wegen vom Pabste Johann dem XII. 962., und
von Johann dem XIII. 967. die Bewilligung er-
halten hatte. Den Benedictinern wurde ein an-
derer Platz in der Nähe angewiesen, wo das Klo-
ster Bergen noch jetzt von dieser Stiftung her übrig
ist. Der neue Erzbischof zu Magdeburg bekam
gleich sechs Wendische Bischöfe unter sich, nehm-
lich die zu Meissen, Merseburg, Zeiz, Havelberg,
Brandenburg und Posen; woraus man zugleich
abnehmen kann, wie weit diese Gegenden da-
mals unter Teutsche Botmäßigkeit gekommen
waren.


So

II. Mittlere Zeiten a) 888-1235.
knuͤpfen hoffte, wenn er ſie mit Biſchoͤfen verſehen
ließ, und unter die Aufſicht eines tuͤchtigen Erz-
biſchofs ſetzte. Zum Sitze dieſes Erzbiſthums be-
ſtimmte er Magdeburg, das wegen ſeiner Lage
an der Elbe ſeiner erſten Gemahlinn Edgid, einer
Engliſchen Prinzeſſinn, einige Aehnlichkeit mit Lon-
don an der Themſe zu haben geduͤnkt, und daher
vielerley Vorzuͤge erhalten hatte. Schon im Jahre
937. war daſelbſt eine Benedictiner-Abtey mit
einer dem heiligen Moritz gewidmeten Kirche an-
gelegt. Eine andere Moritzkirche ward bey Otto’s
erſtem Zuge in Italien verwuͤſtet. Das gab noch
einen Bewegungsgrund mehr dazu, daß Otto da-
mit umgieng, zu Beſaͤnftigung des heil. Moritz
ihm zu Ehren die Moritzkirche zu Magdeburg aus
einer Kloſterkirche in eine erzbiſchoͤfliche Kirche zu
verwandeln. Wegen Widerſpruchs des Erzbiſchofs
zu Mainz und des Biſchofs zu Halberſtadt brachte
Otto die Sache erſt 968. muͤhſam zu Stande.
Den erſten Erzbiſchof ernannte er ſelbſt, ließ ihn
aber zu Rom das Pallium holen, wozu er des-
wegen vom Pabſte Johann dem XII. 962., und
von Johann dem XIII. 967. die Bewilligung er-
halten hatte. Den Benedictinern wurde ein an-
derer Platz in der Naͤhe angewieſen, wo das Klo-
ſter Bergen noch jetzt von dieſer Stiftung her uͤbrig
iſt. Der neue Erzbiſchof zu Magdeburg bekam
gleich ſechs Wendiſche Biſchoͤfe unter ſich, nehm-
lich die zu Meiſſen, Merſeburg, Zeiz, Havelberg,
Brandenburg und Poſen; woraus man zugleich
abnehmen kann, wie weit dieſe Gegenden da-
mals unter Teutſche Botmaͤßigkeit gekommen
waren.


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[120/0154] II. Mittlere Zeiten a) 888-1235. knuͤpfen hoffte, wenn er ſie mit Biſchoͤfen verſehen ließ, und unter die Aufſicht eines tuͤchtigen Erz- biſchofs ſetzte. Zum Sitze dieſes Erzbiſthums be- ſtimmte er Magdeburg, das wegen ſeiner Lage an der Elbe ſeiner erſten Gemahlinn Edgid, einer Engliſchen Prinzeſſinn, einige Aehnlichkeit mit Lon- don an der Themſe zu haben geduͤnkt, und daher vielerley Vorzuͤge erhalten hatte. Schon im Jahre 937. war daſelbſt eine Benedictiner-Abtey mit einer dem heiligen Moritz gewidmeten Kirche an- gelegt. Eine andere Moritzkirche ward bey Otto’s erſtem Zuge in Italien verwuͤſtet. Das gab noch einen Bewegungsgrund mehr dazu, daß Otto da- mit umgieng, zu Beſaͤnftigung des heil. Moritz ihm zu Ehren die Moritzkirche zu Magdeburg aus einer Kloſterkirche in eine erzbiſchoͤfliche Kirche zu verwandeln. Wegen Widerſpruchs des Erzbiſchofs zu Mainz und des Biſchofs zu Halberſtadt brachte Otto die Sache erſt 968. muͤhſam zu Stande. Den erſten Erzbiſchof ernannte er ſelbſt, ließ ihn aber zu Rom das Pallium holen, wozu er des- wegen vom Pabſte Johann dem XII. 962., und von Johann dem XIII. 967. die Bewilligung er- halten hatte. Den Benedictinern wurde ein an- derer Platz in der Naͤhe angewieſen, wo das Klo- ſter Bergen noch jetzt von dieſer Stiftung her uͤbrig iſt. Der neue Erzbiſchof zu Magdeburg bekam gleich ſechs Wendiſche Biſchoͤfe unter ſich, nehm- lich die zu Meiſſen, Merſeburg, Zeiz, Havelberg, Brandenburg und Poſen; woraus man zugleich abnehmen kann, wie weit dieſe Gegenden da- mals unter Teutſche Botmaͤßigkeit gekommen waren. So

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Zitationshilfe: Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 1: Bis 1558. Göttingen, 1786, S. 120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung01_1786/154>, abgerufen am 27.11.2024.