Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 4. Stuttgart, 1831.

Bild:
<< vorherige Seite

Probe zu stellen, und der Tateur genannt wurde,
dieselbe Rolle gegen alle Neulinge hinsichtlich ihrer
Fähigkeit Mode zu werden, in der großen Welt zu
spielen.

Es bleiben nun noch zwei Frauen übrig, mit de-
nen die Zahl der Auserwählten ziemlich geschlossen
ist, ja die letzte davon gehört schon eigentlich nicht
mehr dazu, und schwebt mehr vereinzelt in der At-
mosphäre, wie ein Comet im Planetensystem. Beide
sind Marquisinnen, beide passiren für hübsch, beide
sind reich, die eine hat auch Verstand, welcher der
andern abgeht, und es ist daher wohl möglich, daß
die erste sich durch die Zusammenstellung mit der an-
dern ziemlich beleidigt fühlen würde, wenn dieser be-
scheidne Versuch einer flüchtigen Charakteristik ihr je
unter die Augen käme.

Es ist überhaupt Schade, daß diese Frau eine so
große Meinung von sich selbst hat, und als eine der
heftigsten Ultras ganz in Politik vergraben ist. Wenn
sie in ihrem alten Schlosse, das einst der Königin
Elisabeth zugehörte, Hof hält, scheint sie sich wirklich
in der donce illusion zu befinden, sie selbst sey Eli-
sabeth. Die Politik hatte sie damals mit der Allein-
herrscherin etwas gespannt, folglich auch mit ihrem
Satelliten, dem großen und langen H ...... Dage-
gen sah man zwei andere wichtige Personen im Reiche
der Mode sehr häufig in ihrem Hause, das sich übri-
gens in der Politik blindlings dem Helden von Wa-
terloo unterworfen hatte. Da die eine dieser Perso-
nen ein Dandy der höchsten Art, die andere aber der

Probe zu ſtellen, und der Tateur genannt wurde,
dieſelbe Rolle gegen alle Neulinge hinſichtlich ihrer
Fähigkeit Mode zu werden, in der großen Welt zu
ſpielen.

Es bleiben nun noch zwei Frauen übrig, mit de-
nen die Zahl der Auserwählten ziemlich geſchloſſen
iſt, ja die letzte davon gehört ſchon eigentlich nicht
mehr dazu, und ſchwebt mehr vereinzelt in der At-
moſphäre, wie ein Comet im Planetenſyſtem. Beide
ſind Marquiſinnen, beide paſſiren für hübſch, beide
ſind reich, die eine hat auch Verſtand, welcher der
andern abgeht, und es iſt daher wohl möglich, daß
die erſte ſich durch die Zuſammenſtellung mit der an-
dern ziemlich beleidigt fühlen würde, wenn dieſer be-
ſcheidne Verſuch einer flüchtigen Charakteriſtik ihr je
unter die Augen käme.

Es iſt überhaupt Schade, daß dieſe Frau eine ſo
große Meinung von ſich ſelbſt hat, und als eine der
heftigſten Ultras ganz in Politik vergraben iſt. Wenn
ſie in ihrem alten Schloſſe, das einſt der Königin
Eliſabeth zugehörte, Hof hält, ſcheint ſie ſich wirklich
in der donce illusion zu befinden, ſie ſelbſt ſey Eli-
ſabeth. Die Politik hatte ſie damals mit der Allein-
herrſcherin etwas geſpannt, folglich auch mit ihrem
Satelliten, dem großen und langen H ...... Dage-
gen ſah man zwei andere wichtige Perſonen im Reiche
der Mode ſehr häufig in ihrem Hauſe, das ſich übri-
gens in der Politik blindlings dem Helden von Wa-
terloo unterworfen hatte. Da die eine dieſer Perſo-
nen ein Dandy der höchſten Art, die andere aber der

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0430" n="410"/>
Probe zu &#x017F;tellen, und der Tateur genannt wurde,<lb/>
die&#x017F;elbe Rolle gegen alle Neulinge hin&#x017F;ichtlich ihrer<lb/>
Fähigkeit Mode zu werden, in der großen Welt zu<lb/>
&#x017F;pielen.</p><lb/>
          <p>Es bleiben nun noch zwei Frauen übrig, mit de-<lb/>
nen die Zahl der Auserwählten ziemlich ge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en<lb/>
i&#x017F;t, ja die letzte davon gehört &#x017F;chon eigentlich nicht<lb/>
mehr dazu, und &#x017F;chwebt mehr vereinzelt in der At-<lb/>
mo&#x017F;phäre, wie ein Comet im Planeten&#x017F;y&#x017F;tem. Beide<lb/>
&#x017F;ind Marqui&#x017F;innen, beide pa&#x017F;&#x017F;iren für hüb&#x017F;ch, beide<lb/>
&#x017F;ind reich, die eine hat auch Ver&#x017F;tand, welcher der<lb/>
andern abgeht, und es i&#x017F;t daher wohl möglich, daß<lb/>
die er&#x017F;te &#x017F;ich durch die Zu&#x017F;ammen&#x017F;tellung mit der an-<lb/>
dern ziemlich beleidigt fühlen würde, wenn die&#x017F;er be-<lb/>
&#x017F;cheidne Ver&#x017F;uch einer flüchtigen Charakteri&#x017F;tik ihr je<lb/>
unter die Augen käme.</p><lb/>
          <p>Es i&#x017F;t überhaupt Schade, daß die&#x017F;e Frau eine &#x017F;o<lb/>
große Meinung von &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t hat, und als eine der<lb/>
heftig&#x017F;ten Ultras ganz in Politik vergraben i&#x017F;t. Wenn<lb/>
&#x017F;ie in ihrem alten Schlo&#x017F;&#x017F;e, das ein&#x017F;t der Königin<lb/>
Eli&#x017F;abeth zugehörte, Hof hält, &#x017F;cheint &#x017F;ie &#x017F;ich wirklich<lb/>
in der <hi rendition="#aq">donce illusion</hi> zu befinden, &#x017F;ie &#x017F;elb&#x017F;t &#x017F;ey Eli-<lb/>
&#x017F;abeth. Die Politik hatte &#x017F;ie damals mit der Allein-<lb/>
herr&#x017F;cherin etwas ge&#x017F;pannt, folglich auch mit ihrem<lb/>
Satelliten, dem großen und langen H ...... Dage-<lb/>
gen &#x017F;ah man zwei andere wichtige Per&#x017F;onen im Reiche<lb/>
der Mode &#x017F;ehr häufig in ihrem Hau&#x017F;e, das &#x017F;ich übri-<lb/>
gens in der Politik blindlings dem Helden von Wa-<lb/>
terloo unterworfen hatte. Da die eine die&#x017F;er Per&#x017F;o-<lb/>
nen ein Dandy der höch&#x017F;ten Art, die andere aber der<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[410/0430] Probe zu ſtellen, und der Tateur genannt wurde, dieſelbe Rolle gegen alle Neulinge hinſichtlich ihrer Fähigkeit Mode zu werden, in der großen Welt zu ſpielen. Es bleiben nun noch zwei Frauen übrig, mit de- nen die Zahl der Auserwählten ziemlich geſchloſſen iſt, ja die letzte davon gehört ſchon eigentlich nicht mehr dazu, und ſchwebt mehr vereinzelt in der At- moſphäre, wie ein Comet im Planetenſyſtem. Beide ſind Marquiſinnen, beide paſſiren für hübſch, beide ſind reich, die eine hat auch Verſtand, welcher der andern abgeht, und es iſt daher wohl möglich, daß die erſte ſich durch die Zuſammenſtellung mit der an- dern ziemlich beleidigt fühlen würde, wenn dieſer be- ſcheidne Verſuch einer flüchtigen Charakteriſtik ihr je unter die Augen käme. Es iſt überhaupt Schade, daß dieſe Frau eine ſo große Meinung von ſich ſelbſt hat, und als eine der heftigſten Ultras ganz in Politik vergraben iſt. Wenn ſie in ihrem alten Schloſſe, das einſt der Königin Eliſabeth zugehörte, Hof hält, ſcheint ſie ſich wirklich in der donce illusion zu befinden, ſie ſelbſt ſey Eli- ſabeth. Die Politik hatte ſie damals mit der Allein- herrſcherin etwas geſpannt, folglich auch mit ihrem Satelliten, dem großen und langen H ...... Dage- gen ſah man zwei andere wichtige Perſonen im Reiche der Mode ſehr häufig in ihrem Hauſe, das ſich übri- gens in der Politik blindlings dem Helden von Wa- terloo unterworfen hatte. Da die eine dieſer Perſo- nen ein Dandy der höchſten Art, die andere aber der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe04_1831
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe04_1831/430
Zitationshilfe: Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 4. Stuttgart, 1831, S. 410. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe04_1831/430>, abgerufen am 24.11.2024.