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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 4. Stuttgart, 1831.

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aber, von einer Engländerin besessen, durch sie na-
türlich einen ganz andern Glanz erhalten muß. Die-
ser Titel in der Familie wurde auf dieselbe ehrenvolle
Art erlangt, welcher die ersten Herzöge Englands
den ihrigen verdanken. Eine Ahnfrau der Familie
gefiel einem deutschen Kaiser, u. s. w. Ihre Enkelin
würde jedoch schwerlich ein gleiches Glück gemacht
haben, obgleich sie in der That noch einige Spuren
der österreichischen Unterlippe in ihrem etwas in die
Länge gezogenen Gesichte aufweisen kann. Sie ist
bei gebildetem Geist wohl die gutmüthigste der Lady
Patronesses, sehr inoffensive, und sieht oft so aus,
als wenn sie die häusliche Fireside weit mehr lieben
und zieren würde, als ihren hohen Posten für Al-
macks.

Als ihr Gegensatz kann eine andere Gräfin be-
trachtet werden, eine Französin von Geburt, die aber,
von Kindheit an nach England emigrirt, längst voll-
ständig nationalisirt wurde, und gewiß nicht zu ihrem
Vortheil. Dennoch ist sie mehr für die Gesellschaft
gemacht geblieben, als die bisher geschilderten. Sie
ist durchaus eine Frau von Welt, nicht mehr jung,
aber ebenfalls noch gut conservirt, mit vielsagenden,
feurigen Augen und schönen dichten Augenbraunen dar-
über, denen auch Viele Gerechtigkeit wiederfahren lassen.
Die Chronique scandaleuse hat von ihr behauptet, sie
habe es im Conseil der dirigirenden Modedamen vor-
züglich übernommen, wie bei den alten französischen Re-
gimentern immer einer unter den Offizieren dazu ge-
wählt wurde, die Valeur der Neuangekommenen auf die

aber, von einer Engländerin beſeſſen, durch ſie na-
türlich einen ganz andern Glanz erhalten muß. Die-
ſer Titel in der Familie wurde auf dieſelbe ehrenvolle
Art erlangt, welcher die erſten Herzöge Englands
den ihrigen verdanken. Eine Ahnfrau der Familie
gefiel einem deutſchen Kaiſer, u. ſ. w. Ihre Enkelin
würde jedoch ſchwerlich ein gleiches Glück gemacht
haben, obgleich ſie in der That noch einige Spuren
der öſterreichiſchen Unterlippe in ihrem etwas in die
Länge gezogenen Geſichte aufweiſen kann. Sie iſt
bei gebildetem Geiſt wohl die gutmüthigſte der Lady
Patroneſſes, ſehr inoffenſive, und ſieht oft ſo aus,
als wenn ſie die häusliche Fireſide weit mehr lieben
und zieren würde, als ihren hohen Poſten für Al-
macks.

Als ihr Gegenſatz kann eine andere Gräfin be-
trachtet werden, eine Franzöſin von Geburt, die aber,
von Kindheit an nach England emigrirt, längſt voll-
ſtändig nationaliſirt wurde, und gewiß nicht zu ihrem
Vortheil. Dennoch iſt ſie mehr für die Geſellſchaft
gemacht geblieben, als die bisher geſchilderten. Sie
iſt durchaus eine Frau von Welt, nicht mehr jung,
aber ebenfalls noch gut conſervirt, mit vielſagenden,
feurigen Augen und ſchönen dichten Augenbraunen dar-
über, denen auch Viele Gerechtigkeit wiederfahren laſſen.
Die Chronique scandaleuse hat von ihr behauptet, ſie
habe es im Conſeil der dirigirenden Modedamen vor-
züglich übernommen, wie bei den alten franzöſiſchen Re-
gimentern immer einer unter den Offizieren dazu ge-
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[409/0429] aber, von einer Engländerin beſeſſen, durch ſie na- türlich einen ganz andern Glanz erhalten muß. Die- ſer Titel in der Familie wurde auf dieſelbe ehrenvolle Art erlangt, welcher die erſten Herzöge Englands den ihrigen verdanken. Eine Ahnfrau der Familie gefiel einem deutſchen Kaiſer, u. ſ. w. Ihre Enkelin würde jedoch ſchwerlich ein gleiches Glück gemacht haben, obgleich ſie in der That noch einige Spuren der öſterreichiſchen Unterlippe in ihrem etwas in die Länge gezogenen Geſichte aufweiſen kann. Sie iſt bei gebildetem Geiſt wohl die gutmüthigſte der Lady Patroneſſes, ſehr inoffenſive, und ſieht oft ſo aus, als wenn ſie die häusliche Fireſide weit mehr lieben und zieren würde, als ihren hohen Poſten für Al- macks. Als ihr Gegenſatz kann eine andere Gräfin be- trachtet werden, eine Franzöſin von Geburt, die aber, von Kindheit an nach England emigrirt, längſt voll- ſtändig nationaliſirt wurde, und gewiß nicht zu ihrem Vortheil. Dennoch iſt ſie mehr für die Geſellſchaft gemacht geblieben, als die bisher geſchilderten. Sie iſt durchaus eine Frau von Welt, nicht mehr jung, aber ebenfalls noch gut conſervirt, mit vielſagenden, feurigen Augen und ſchönen dichten Augenbraunen dar- über, denen auch Viele Gerechtigkeit wiederfahren laſſen. Die Chronique scandaleuse hat von ihr behauptet, ſie habe es im Conſeil der dirigirenden Modedamen vor- züglich übernommen, wie bei den alten franzöſiſchen Re- gimentern immer einer unter den Offizieren dazu ge- wählt wurde, die Valeur der Neuangekommenen auf die

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Zitationshilfe: Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 4. Stuttgart, 1831, S. 409. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe04_1831/429>, abgerufen am 27.11.2024.