kleinen Gewehrfeuer anfing, und nachher erst, als schwe- res Geschütz, einen ihrer Hauptkämpfer, Brougham, sich erheben ließ, welcher in einer herrlichen Rede, die wie ein klarer Strom dahin strömte, seine Geg- ner zu entwaffnen suchte, sie bald mit Sarkasmen peinigte, bald einen höheren Schwung nehmend, alle Zuhörer tief ergriff und überzeugte. Z. B. wenn er sagte: "Nicht um Plätze zu erlangen, nicht um Reich- thümer zu erwerben, ja nicht einmal um den Catho- liken unsres Landes ihr natürliches und menschliches Recht wiedergegeben zu sehen, eine Wohlthat, um die ich seit 25 Jahren Gott und die Nation verge- bens anrufe, nicht für alles dieses habe ich mich dem neuen Ministerium angeschlossen, nein, sondern nur, weil, wohin ich mein Auge wende, nach Europa's civilisirten Staaten, oder nach Amerika's ungeheurem Continent, nach dem Orient oder Occident, ich überall die Morgenröthe der Freiheit tagen sehe, -- ja, ihr allein habe ich mich angeschlossen, indem ich dem Manne folge, der ihr Vorfechter zu seyn, eben so würdig als willig ist!"
Hier schloß der Redner, nachdem er noch die feier- liche Erklärung abgegeben, daß er um so unparthei- ischer hierin sey, und seyn könne, da er nie, und un- ter keiner Bedingung je in ein Ministerium dieses Reichs treten werde*). --
*) Man sieht jetzt, daß dies nur eine Redensart war. A. d. H.
2*
kleinen Gewehrfeuer anfing, und nachher erſt, als ſchwe- res Geſchütz, einen ihrer Hauptkämpfer, Brougham, ſich erheben ließ, welcher in einer herrlichen Rede, die wie ein klarer Strom dahin ſtrömte, ſeine Geg- ner zu entwaffnen ſuchte, ſie bald mit Sarkasmen peinigte, bald einen höheren Schwung nehmend, alle Zuhörer tief ergriff und überzeugte. Z. B. wenn er ſagte: „Nicht um Plätze zu erlangen, nicht um Reich- thümer zu erwerben, ja nicht einmal um den Catho- liken unſres Landes ihr natürliches und menſchliches Recht wiedergegeben zu ſehen, eine Wohlthat, um die ich ſeit 25 Jahren Gott und die Nation verge- bens anrufe, nicht für alles dieſes habe ich mich dem neuen Miniſterium angeſchloſſen, nein, ſondern nur, weil, wohin ich mein Auge wende, nach Europa’s civiliſirten Staaten, oder nach Amerika’s ungeheurem Continent, nach dem Orient oder Occident, ich überall die Morgenröthe der Freiheit tagen ſehe, — ja, ihr allein habe ich mich angeſchloſſen, indem ich dem Manne folge, der ihr Vorfechter zu ſeyn, eben ſo würdig als willig iſt!“
Hier ſchloß der Redner, nachdem er noch die feier- liche Erklärung abgegeben, daß er um ſo unparthei- iſcher hierin ſey, und ſeyn könne, da er nie, und un- ter keiner Bedingung je in ein Miniſterium dieſes Reichs treten werde*). —
*) Man ſieht jetzt, daß dies nur eine Redensart war. A. d. H.
2*
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0035"n="19"/>
kleinen Gewehrfeuer anfing, und nachher erſt, als ſchwe-<lb/>
res Geſchütz, einen ihrer Hauptkämpfer, Brougham,<lb/>ſich erheben ließ, welcher in einer herrlichen Rede,<lb/>
die wie ein klarer Strom dahin ſtrömte, ſeine Geg-<lb/>
ner zu entwaffnen ſuchte, ſie bald mit Sarkasmen<lb/>
peinigte, bald einen höheren Schwung nehmend, alle<lb/>
Zuhörer tief ergriff und überzeugte. Z. B. wenn er<lb/>ſagte: „Nicht um Plätze zu erlangen, nicht um Reich-<lb/>
thümer zu erwerben, ja nicht einmal um den Catho-<lb/>
liken unſres Landes ihr natürliches und menſchliches<lb/>
Recht wiedergegeben zu ſehen, eine Wohlthat, um<lb/>
die ich ſeit 25 Jahren Gott und die Nation verge-<lb/>
bens anrufe, nicht für alles dieſes habe ich mich dem<lb/>
neuen Miniſterium angeſchloſſen, nein, ſondern nur,<lb/>
weil, wohin ich mein Auge wende, nach Europa’s<lb/>
civiliſirten Staaten, oder nach Amerika’s ungeheurem<lb/>
Continent, nach dem Orient oder Occident, ich überall<lb/>
die Morgenröthe der <hirendition="#g">Freiheit</hi> tagen ſehe, — ja,<lb/>
ihr allein habe ich mich angeſchloſſen, indem ich dem<lb/>
Manne folge, der ihr Vorfechter zu ſeyn, eben ſo<lb/>
würdig als willig iſt!“</p><lb/><p>Hier ſchloß der Redner, nachdem er noch die feier-<lb/>
liche Erklärung abgegeben, daß er um ſo unparthei-<lb/>
iſcher hierin ſey, und ſeyn könne, da <hirendition="#g">er</hi> nie, und un-<lb/>
ter keiner Bedingung je in ein Miniſterium dieſes<lb/>
Reichs treten werde<noteplace="foot"n="*)">Man ſieht jetzt, daß dies nur eine Redensart war.<lb/><hirendition="#et">A. d. H.</hi></note>. —</p><lb/><fwplace="bottom"type="sig">2*</fw><lb/></div></div></body></text></TEI>
[19/0035]
kleinen Gewehrfeuer anfing, und nachher erſt, als ſchwe-
res Geſchütz, einen ihrer Hauptkämpfer, Brougham,
ſich erheben ließ, welcher in einer herrlichen Rede,
die wie ein klarer Strom dahin ſtrömte, ſeine Geg-
ner zu entwaffnen ſuchte, ſie bald mit Sarkasmen
peinigte, bald einen höheren Schwung nehmend, alle
Zuhörer tief ergriff und überzeugte. Z. B. wenn er
ſagte: „Nicht um Plätze zu erlangen, nicht um Reich-
thümer zu erwerben, ja nicht einmal um den Catho-
liken unſres Landes ihr natürliches und menſchliches
Recht wiedergegeben zu ſehen, eine Wohlthat, um
die ich ſeit 25 Jahren Gott und die Nation verge-
bens anrufe, nicht für alles dieſes habe ich mich dem
neuen Miniſterium angeſchloſſen, nein, ſondern nur,
weil, wohin ich mein Auge wende, nach Europa’s
civiliſirten Staaten, oder nach Amerika’s ungeheurem
Continent, nach dem Orient oder Occident, ich überall
die Morgenröthe der Freiheit tagen ſehe, — ja,
ihr allein habe ich mich angeſchloſſen, indem ich dem
Manne folge, der ihr Vorfechter zu ſeyn, eben ſo
würdig als willig iſt!“
Hier ſchloß der Redner, nachdem er noch die feier-
liche Erklärung abgegeben, daß er um ſo unparthei-
iſcher hierin ſey, und ſeyn könne, da er nie, und un-
ter keiner Bedingung je in ein Miniſterium dieſes
Reichs treten werde *). —
*) Man ſieht jetzt, daß dies nur eine Redensart war.
A. d. H.
2*
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 4. Stuttgart, 1831, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe04_1831/35>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.