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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 4. Stuttgart, 1831.

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lische Redensart für tödten, so wie wir sagen: er
hat den Hals gebrochen, wenn einer an den Folgen
eines Pferdesturzes gestorben ist, ohne daß er gerade
den Hals in zwei Stücke gebrochen hat. Diese Re-
densart hat man nun wörtlich aufgefaßt, und läßt
bei Tafel einen höchst eckelhaften Kopf von Pappe er-
scheinen, dem die Kehle auf das Gräulichste abge-
schnitten ist! -- Das Hinauf- und Hinunterfahren
dieses Monstrums ist dabei so nahe der Puppen-Co-
mödie verwandt, daß man mit dem besten Willen
kaum ernsthaft bleiben kann. Hier wird durch das
Gewühl der Gäste, die an mehreren Tischen sitzen,
das Erscheinen des Geistes so geschickt verdeckt, daß
er nur dann, als der König sich niederlassen will,
von ihm und den Zuschauern zugleich, plötzlich auf
des Königs Stuhle sitzend erblickt wird. Zwei blu-
tige Wunden entstellen sein blasses Antlitz (es versteht
sich, daß es der Schauspieler selbst ist, der den Ban-
quo gespielt hat), ohne es durch die abgeschnittene
Kehle lächerlich zu machen, und wenn er von der
Tafel aus, umgeben vom geschäftigen Treiben der
Gäste, starr den König anblickt, dann ihm winkt,
und hierauf langsam in die Erde sinkt -- so erscheint
dieß eben so täuschend wahr als grausenerregend.

Um aber billig zu seyn, muß ich doch auch einer
Lächerlichkeit erwähnen, die hier vorfiel. Lady Mac-
beth sagt nach dem Morde des Königs, als man an
das Thor klopft, zu ihrem Manne, er solle davon
eilen und einen Nachtrock anziehen, damit es nicht
auffiele, ihn in seinen Kleidern zu finden. Nachtrock

liſche Redensart für tödten, ſo wie wir ſagen: er
hat den Hals gebrochen, wenn einer an den Folgen
eines Pferdeſturzes geſtorben iſt, ohne daß er gerade
den Hals in zwei Stücke gebrochen hat. Dieſe Re-
densart hat man nun wörtlich aufgefaßt, und läßt
bei Tafel einen höchſt eckelhaften Kopf von Pappe er-
ſcheinen, dem die Kehle auf das Gräulichſte abge-
ſchnitten iſt! — Das Hinauf- und Hinunterfahren
dieſes Monſtrums iſt dabei ſo nahe der Puppen-Co-
mödie verwandt, daß man mit dem beſten Willen
kaum ernſthaft bleiben kann. Hier wird durch das
Gewühl der Gäſte, die an mehreren Tiſchen ſitzen,
das Erſcheinen des Geiſtes ſo geſchickt verdeckt, daß
er nur dann, als der König ſich niederlaſſen will,
von ihm und den Zuſchauern zugleich, plötzlich auf
des Königs Stuhle ſitzend erblickt wird. Zwei blu-
tige Wunden entſtellen ſein blaſſes Antlitz (es verſteht
ſich, daß es der Schauſpieler ſelbſt iſt, der den Ban-
quo geſpielt hat), ohne es durch die abgeſchnittene
Kehle lächerlich zu machen, und wenn er von der
Tafel aus, umgeben vom geſchäftigen Treiben der
Gäſte, ſtarr den König anblickt, dann ihm winkt,
und hierauf langſam in die Erde ſinkt — ſo erſcheint
dieß eben ſo täuſchend wahr als grauſenerregend.

Um aber billig zu ſeyn, muß ich doch auch einer
Lächerlichkeit erwähnen, die hier vorfiel. Lady Mac-
beth ſagt nach dem Morde des Königs, als man an
das Thor klopft, zu ihrem Manne, er ſolle davon
eilen und einen Nachtrock anziehen, damit es nicht
auffiele, ihn in ſeinen Kleidern zu finden. Nachtrock

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[262/0278] liſche Redensart für tödten, ſo wie wir ſagen: er hat den Hals gebrochen, wenn einer an den Folgen eines Pferdeſturzes geſtorben iſt, ohne daß er gerade den Hals in zwei Stücke gebrochen hat. Dieſe Re- densart hat man nun wörtlich aufgefaßt, und läßt bei Tafel einen höchſt eckelhaften Kopf von Pappe er- ſcheinen, dem die Kehle auf das Gräulichſte abge- ſchnitten iſt! — Das Hinauf- und Hinunterfahren dieſes Monſtrums iſt dabei ſo nahe der Puppen-Co- mödie verwandt, daß man mit dem beſten Willen kaum ernſthaft bleiben kann. Hier wird durch das Gewühl der Gäſte, die an mehreren Tiſchen ſitzen, das Erſcheinen des Geiſtes ſo geſchickt verdeckt, daß er nur dann, als der König ſich niederlaſſen will, von ihm und den Zuſchauern zugleich, plötzlich auf des Königs Stuhle ſitzend erblickt wird. Zwei blu- tige Wunden entſtellen ſein blaſſes Antlitz (es verſteht ſich, daß es der Schauſpieler ſelbſt iſt, der den Ban- quo geſpielt hat), ohne es durch die abgeſchnittene Kehle lächerlich zu machen, und wenn er von der Tafel aus, umgeben vom geſchäftigen Treiben der Gäſte, ſtarr den König anblickt, dann ihm winkt, und hierauf langſam in die Erde ſinkt — ſo erſcheint dieß eben ſo täuſchend wahr als grauſenerregend. Um aber billig zu ſeyn, muß ich doch auch einer Lächerlichkeit erwähnen, die hier vorfiel. Lady Mac- beth ſagt nach dem Morde des Königs, als man an das Thor klopft, zu ihrem Manne, er ſolle davon eilen und einen Nachtrock anziehen, damit es nicht auffiele, ihn in ſeinen Kleidern zu finden. Nachtrock

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Zitationshilfe: Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 4. Stuttgart, 1831, S. 262. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe04_1831/278>, abgerufen am 24.11.2024.