ihre Herrlichkeit an entfernte theilnahmlose Menschen fällt. Der alte Herr fand sehr viel Wohlgefallen an meinem Enthusiasmus für die Gegend, und lud mich auf den folgenden Tag bei sich ein, was ich auch mit Vergnügen annahm. Zu Heute war ich schon von meinem Bekannten, Capt. B .... zur Meß der Garde in Windsor eingeladen, wo ich mich um 6 Uhr hin- begab, und erst um Mitternacht wieder weg kam.
Bei guter Zeit am andern Morgen citirte mich Lord H ...., welcher Ranger of the Park in Wind- sor ist, und mir diesen zeigen wollte, ehe der König darin erscheint. Denn dann sind die Privatanlagen desselben für Jedermann ohne Ausnahme, der nicht zu der eben eingeladenen immediaten Gesellschaft des Königs gehört, hermetisch verschlossen.
Ich kam etwas spät, der gute alte Herr schmälte ein wenig, und gleich mußte ich in den mit vier herrlichen Pferden bespannten Landau hinein, mit welchen wir eiligst durch den hohen Buchenwald da- hin rollten. Der König hat in seinem immensen Park von Windsor, der 15,000 Morgen groß ist, mehrere Fahrwege für sich allein anlegen lassen, die nach den interessantesten Punkten hingeleitet sind. Auf einem solchen fuhren wir, und gelangten nach einer halben Stunde zu den königlichen Ställen, wo die viel besprochene Giraffe sich jetzt befindet. Wir erfuhren hier leider, daß der König eben auch seine Wagen hatte bestellen lassen, die schon angespannt auf dem Hofe standen. Es waren sieben, von allen Formen, aber alle mit ganz niedrigen Rädern, auf das Leichteste gleich Kinderwagen gebaut, und mit
ihre Herrlichkeit an entfernte theilnahmloſe Menſchen fällt. Der alte Herr fand ſehr viel Wohlgefallen an meinem Enthuſiasmus für die Gegend, und lud mich auf den folgenden Tag bei ſich ein, was ich auch mit Vergnügen annahm. Zu Heute war ich ſchon von meinem Bekannten, Capt. B .... zur Meß der Garde in Windſor eingeladen, wo ich mich um 6 Uhr hin- begab, und erſt um Mitternacht wieder weg kam.
Bei guter Zeit am andern Morgen citirte mich Lord H ...., welcher Ranger of the Park in Wind- ſor iſt, und mir dieſen zeigen wollte, ehe der König darin erſcheint. Denn dann ſind die Privatanlagen deſſelben für Jedermann ohne Ausnahme, der nicht zu der eben eingeladenen immediaten Geſellſchaft des Königs gehört, hermetiſch verſchloſſen.
Ich kam etwas ſpät, der gute alte Herr ſchmälte ein wenig, und gleich mußte ich in den mit vier herrlichen Pferden beſpannten Landau hinein, mit welchen wir eiligſt durch den hohen Buchenwald da- hin rollten. Der König hat in ſeinem immenſen Park von Windſor, der 15,000 Morgen groß iſt, mehrere Fahrwege für ſich allein anlegen laſſen, die nach den intereſſanteſten Punkten hingeleitet ſind. Auf einem ſolchen fuhren wir, und gelangten nach einer halben Stunde zu den königlichen Ställen, wo die viel beſprochene Giraffe ſich jetzt befindet. Wir erfuhren hier leider, daß der König eben auch ſeine Wagen hatte beſtellen laſſen, die ſchon angeſpannt auf dem Hofe ſtanden. Es waren ſieben, von allen Formen, aber alle mit ganz niedrigen Rädern, auf das Leichteſte gleich Kinderwagen gebaut, und mit
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0164"n="148"/>
ihre Herrlichkeit an entfernte theilnahmloſe Menſchen<lb/>
fällt. Der alte Herr fand ſehr viel Wohlgefallen an<lb/>
meinem Enthuſiasmus für die Gegend, und lud mich<lb/>
auf den folgenden Tag bei ſich ein, was ich auch mit<lb/>
Vergnügen annahm. Zu Heute war ich ſchon von<lb/>
meinem Bekannten, Capt. B .... zur Meß der Garde<lb/>
in Windſor eingeladen, wo ich mich um 6 Uhr hin-<lb/>
begab, und erſt um Mitternacht wieder weg kam.</p><lb/><p>Bei guter Zeit am andern Morgen citirte mich<lb/>
Lord H ...., welcher <hirendition="#aq">Ranger of the Park</hi> in Wind-<lb/>ſor iſt, und mir dieſen zeigen wollte, ehe der König<lb/>
darin erſcheint. Denn dann ſind die Privatanlagen<lb/>
deſſelben für Jedermann ohne Ausnahme, der nicht<lb/>
zu der eben eingeladenen immediaten Geſellſchaft des<lb/>
Königs gehört, hermetiſch verſchloſſen.</p><lb/><p>Ich kam etwas ſpät, der gute alte Herr ſchmälte<lb/>
ein wenig, und gleich mußte ich in den mit vier<lb/>
herrlichen Pferden beſpannten Landau hinein, mit<lb/>
welchen wir eiligſt durch den hohen Buchenwald da-<lb/>
hin rollten. Der König hat in ſeinem immenſen<lb/>
Park von Windſor, der 15,000 Morgen groß iſt,<lb/>
mehrere Fahrwege für ſich allein anlegen laſſen, die<lb/>
nach den intereſſanteſten Punkten hingeleitet ſind.<lb/>
Auf einem ſolchen fuhren wir, und gelangten nach<lb/>
einer halben Stunde zu den königlichen Ställen, wo<lb/>
die viel beſprochene Giraffe ſich jetzt befindet. Wir<lb/>
erfuhren hier leider, daß der König eben auch ſeine<lb/>
Wagen hatte beſtellen laſſen, die ſchon angeſpannt<lb/>
auf dem Hofe ſtanden. Es waren ſieben, von allen<lb/>
Formen, aber alle mit ganz niedrigen Rädern, auf<lb/>
das Leichteſte gleich Kinderwagen gebaut, und mit<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[148/0164]
ihre Herrlichkeit an entfernte theilnahmloſe Menſchen
fällt. Der alte Herr fand ſehr viel Wohlgefallen an
meinem Enthuſiasmus für die Gegend, und lud mich
auf den folgenden Tag bei ſich ein, was ich auch mit
Vergnügen annahm. Zu Heute war ich ſchon von
meinem Bekannten, Capt. B .... zur Meß der Garde
in Windſor eingeladen, wo ich mich um 6 Uhr hin-
begab, und erſt um Mitternacht wieder weg kam.
Bei guter Zeit am andern Morgen citirte mich
Lord H ...., welcher Ranger of the Park in Wind-
ſor iſt, und mir dieſen zeigen wollte, ehe der König
darin erſcheint. Denn dann ſind die Privatanlagen
deſſelben für Jedermann ohne Ausnahme, der nicht
zu der eben eingeladenen immediaten Geſellſchaft des
Königs gehört, hermetiſch verſchloſſen.
Ich kam etwas ſpät, der gute alte Herr ſchmälte
ein wenig, und gleich mußte ich in den mit vier
herrlichen Pferden beſpannten Landau hinein, mit
welchen wir eiligſt durch den hohen Buchenwald da-
hin rollten. Der König hat in ſeinem immenſen
Park von Windſor, der 15,000 Morgen groß iſt,
mehrere Fahrwege für ſich allein anlegen laſſen, die
nach den intereſſanteſten Punkten hingeleitet ſind.
Auf einem ſolchen fuhren wir, und gelangten nach
einer halben Stunde zu den königlichen Ställen, wo
die viel beſprochene Giraffe ſich jetzt befindet. Wir
erfuhren hier leider, daß der König eben auch ſeine
Wagen hatte beſtellen laſſen, die ſchon angeſpannt
auf dem Hofe ſtanden. Es waren ſieben, von allen
Formen, aber alle mit ganz niedrigen Rädern, auf
das Leichteſte gleich Kinderwagen gebaut, und mit
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 4. Stuttgart, 1831, S. 148. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe04_1831/164>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.