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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 2. München, 1830.

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ters, entführt, und im Norden Englands in sichern
Verwahrsam gebracht. F . . . ., vielleicht nur durch
den erfahrenen Widerstand der Familie angeregt, be-
schloß, sie, es koste was es wolle, wieder in seine
Gewalt zu bekommen, und da er glaubte, man habe
sie auf die väterlichen Besitzungen zurückgebracht,
eilte er unverzüglich, durch eine Verkleidung gänzlich
entstellt, nach Irland. Hier logirte er sich in dem-
selben Gasthof ein, in dem wir jetzt eben frühstück-
ten, und suchte den Aufenthalt seiner Geliebten zu
erspähen. Seine gelegentlichen Erkundigungen, sein
ganzes geheimnißvolles Benehmen, und der unglück-
liche Umstand, daß ein früherer Bekannter von ihm
äußerte, er habe nie eine größere Aehnlichkeit gese-
hen, als zwischen dem Fremden und dem berüchtigten
F ... statt finde -- erweckten den Argwohn des
Wirths, welcher sogleich sich aufmachte, um Lord
K . . . . seinen Verdacht mitzutheilen. Dieser em-
pfing die Mittheilung scheinbar ganz gelassen, und
empfahl dem Angeber blos die größte Verschwiegen-
heit. Dann frug er, zu welcher Zeit der bewußte
Fremde gewöhnlich aufzustehen pflege, und als er
vernahm, daß dies nie vor acht Uhr der Fall sey --
entließ er den Wirth mit einem Geschenk, und
setzte hinzu, daß er morgen früh um sechs Uhr selbst
die Sache untersuchen werde, wo er ihn bäte, seiner
allein zu warten. Der Morgen kam, und mit
ihm pünktlich der Graf. Ohne weitere Umstände,
stieg er, in Begleitung des Wirths, die Treppe hin-
an, und verlangte von des Fremden Diener, ihm

ters, entführt, und im Norden Englands in ſichern
Verwahrſam gebracht. F . . . ., vielleicht nur durch
den erfahrenen Widerſtand der Familie angeregt, be-
ſchloß, ſie, es koſte was es wolle, wieder in ſeine
Gewalt zu bekommen, und da er glaubte, man habe
ſie auf die väterlichen Beſitzungen zurückgebracht,
eilte er unverzüglich, durch eine Verkleidung gänzlich
entſtellt, nach Irland. Hier logirte er ſich in dem-
ſelben Gaſthof ein, in dem wir jetzt eben frühſtück-
ten, und ſuchte den Aufenthalt ſeiner Geliebten zu
erſpähen. Seine gelegentlichen Erkundigungen, ſein
ganzes geheimnißvolles Benehmen, und der unglück-
liche Umſtand, daß ein früherer Bekannter von ihm
äußerte, er habe nie eine größere Aehnlichkeit geſe-
hen, als zwiſchen dem Fremden und dem berüchtigten
F … ſtatt finde — erweckten den Argwohn des
Wirths, welcher ſogleich ſich aufmachte, um Lord
K . . . . ſeinen Verdacht mitzutheilen. Dieſer em-
pfing die Mittheilung ſcheinbar ganz gelaſſen, und
empfahl dem Angeber blos die größte Verſchwiegen-
heit. Dann frug er, zu welcher Zeit der bewußte
Fremde gewöhnlich aufzuſtehen pflege, und als er
vernahm, daß dies nie vor acht Uhr der Fall ſey —
entließ er den Wirth mit einem Geſchenk, und
ſetzte hinzu, daß er morgen früh um ſechs Uhr ſelbſt
die Sache unterſuchen werde, wo er ihn bäte, ſeiner
allein zu warten. Der Morgen kam, und mit
ihm pünktlich der Graf. Ohne weitere Umſtände,
ſtieg er, in Begleitung des Wirths, die Treppe hin-
an, und verlangte von des Fremden Diener, ihm

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[71/0093] ters, entführt, und im Norden Englands in ſichern Verwahrſam gebracht. F . . . ., vielleicht nur durch den erfahrenen Widerſtand der Familie angeregt, be- ſchloß, ſie, es koſte was es wolle, wieder in ſeine Gewalt zu bekommen, und da er glaubte, man habe ſie auf die väterlichen Beſitzungen zurückgebracht, eilte er unverzüglich, durch eine Verkleidung gänzlich entſtellt, nach Irland. Hier logirte er ſich in dem- ſelben Gaſthof ein, in dem wir jetzt eben frühſtück- ten, und ſuchte den Aufenthalt ſeiner Geliebten zu erſpähen. Seine gelegentlichen Erkundigungen, ſein ganzes geheimnißvolles Benehmen, und der unglück- liche Umſtand, daß ein früherer Bekannter von ihm äußerte, er habe nie eine größere Aehnlichkeit geſe- hen, als zwiſchen dem Fremden und dem berüchtigten F … ſtatt finde — erweckten den Argwohn des Wirths, welcher ſogleich ſich aufmachte, um Lord K . . . . ſeinen Verdacht mitzutheilen. Dieſer em- pfing die Mittheilung ſcheinbar ganz gelaſſen, und empfahl dem Angeber blos die größte Verſchwiegen- heit. Dann frug er, zu welcher Zeit der bewußte Fremde gewöhnlich aufzuſtehen pflege, und als er vernahm, daß dies nie vor acht Uhr der Fall ſey — entließ er den Wirth mit einem Geſchenk, und ſetzte hinzu, daß er morgen früh um ſechs Uhr ſelbſt die Sache unterſuchen werde, wo er ihn bäte, ſeiner allein zu warten. Der Morgen kam, und mit ihm pünktlich der Graf. Ohne weitere Umſtände, ſtieg er, in Begleitung des Wirths, die Treppe hin- an, und verlangte von des Fremden Diener, ihm

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Zitationshilfe: Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 2. München, 1830, S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe02_1830/93>, abgerufen am 22.11.2024.