Sein Ansehen ist befehlend und grazieus (comman- ding and graceful). Er trug einen Schnurbart, und obgleich von sehr blasser Farbe, ist doch sein Gesicht außerordentlich gefällig und ausdrucksvoll (excee- dingly pleasing and expressif). Er nahm seinen Platz am obern Ende der Tafel, und sich gegen die Ge- sellschaft verneigend, sprach er deutlich, und mit al- lem gehörigen Pathos (with proper emphasis) aber etwas fremdem Accent, folgende Worte: Gentlemen! Obgleich krank und sehr ermüdet, fühle ich mich doch zu sehr durch Ihre gütige Einladung geschmeichelt, um sie nicht mit Dank anzunehmen, und Ihnen per- sönlich auszudrücken, welchen lebhaften Antheil ich an Ihrem Bestreben für das Wohl Ihres Vater- landes nehme. Möge Gott diesen schönen und reich- begabten Theil der Erde segnen, der jedem gefühl- vollen Fremden so vielfachen Genuß darbietet, in dem ich aber besonders, mit tiefer Dankbarkeit, die Güte und Gastfreundschaft anerkennen muß, die mir überall zu Theil ward. Möge der Himmel, sage ich, dieses schwergeprüfte Land segnen, wie jeden ächten Irländer, er sey Katholik oder Protestant, der, fern von Partheigeist, nur das Wohlsein seines Va- terlandes wünscht -- ein Wohlsein, das nur erreich- bar seyn kann, durch Friede, Duldung und bürger- liche wie religiöse Freiheit (civil and religious li- berty, das große Stichwort der Association). Gent- lemen! füllen Sie Ihre Gläser, und erlauben Sie mir Ihnen einen Toast zu geben. Es lebe der Kö- nig, und Erin go Bragh! (dies ist das altirische
Sein Anſehen iſt befehlend und grazieus (comman- ding and graceful). Er trug einen Schnurbart, und obgleich von ſehr blaſſer Farbe, iſt doch ſein Geſicht außerordentlich gefällig und ausdrucksvoll (excee- dingly pleasing and expressif). Er nahm ſeinen Platz am obern Ende der Tafel, und ſich gegen die Ge- ſellſchaft verneigend, ſprach er deutlich, und mit al- lem gehörigen Pathos (with proper emphasis) aber etwas fremdem Accent, folgende Worte: Gentlemen! Obgleich krank und ſehr ermüdet, fühle ich mich doch zu ſehr durch Ihre gütige Einladung geſchmeichelt, um ſie nicht mit Dank anzunehmen, und Ihnen per- ſönlich auszudrücken, welchen lebhaften Antheil ich an Ihrem Beſtreben für das Wohl Ihres Vater- landes nehme. Möge Gott dieſen ſchönen und reich- begabten Theil der Erde ſegnen, der jedem gefühl- vollen Fremden ſo vielfachen Genuß darbietet, in dem ich aber beſonders, mit tiefer Dankbarkeit, die Güte und Gaſtfreundſchaft anerkennen muß, die mir überall zu Theil ward. Möge der Himmel, ſage ich, dieſes ſchwergeprüfte Land ſegnen, wie jeden ächten Irländer, er ſey Katholik oder Proteſtant, der, fern von Partheigeiſt, nur das Wohlſein ſeines Va- terlandes wünſcht — ein Wohlſein, das nur erreich- bar ſeyn kann, durch Friede, Duldung und bürger- liche wie religiöſe Freiheit (civil and religious li- berty, das große Stichwort der Aſſociation). Gent- lemen! füllen Sie Ihre Gläſer, und erlauben Sie mir Ihnen einen Toaſt zu geben. Es lebe der Kö- nig, und Erin go Bragh! (dies iſt das altiriſche
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0113"n="91"/>
Sein Anſehen iſt befehlend und grazieus (<hirendition="#aq">comman-<lb/>
ding and graceful</hi>). Er trug einen Schnurbart, und<lb/>
obgleich von ſehr blaſſer Farbe, iſt doch ſein Geſicht<lb/>
außerordentlich gefällig und ausdrucksvoll (<hirendition="#aq">excee-<lb/>
dingly <choice><sic>pleasinf</sic><corr>pleasing</corr></choice> and expressif</hi>). Er nahm ſeinen Platz<lb/>
am obern Ende der Tafel, und ſich gegen die Ge-<lb/>ſellſchaft verneigend, ſprach er deutlich, und mit al-<lb/>
lem gehörigen Pathos (<hirendition="#aq">with proper emphasis</hi>) aber<lb/>
etwas fremdem Accent, folgende Worte: Gentlemen!<lb/>
Obgleich krank und ſehr ermüdet, fühle ich mich doch<lb/>
zu ſehr durch Ihre gütige Einladung geſchmeichelt,<lb/>
um ſie nicht mit Dank anzunehmen, und Ihnen per-<lb/>ſönlich auszudrücken, welchen lebhaften Antheil ich<lb/>
an Ihrem Beſtreben für das Wohl Ihres Vater-<lb/>
landes nehme. Möge Gott dieſen ſchönen und reich-<lb/>
begabten Theil der Erde ſegnen, der jedem gefühl-<lb/>
vollen Fremden ſo vielfachen Genuß darbietet, in dem<lb/><hirendition="#g">ich</hi> aber beſonders, mit tiefer Dankbarkeit, die Güte<lb/>
und Gaſtfreundſchaft anerkennen muß, die mir<lb/>
überall zu Theil ward. Möge der Himmel, ſage ich,<lb/>
dieſes ſchwergeprüfte Land ſegnen, wie jeden ächten<lb/>
Irländer, er ſey Katholik oder Proteſtant, der,<lb/>
fern von Partheigeiſt, nur das Wohlſein ſeines Va-<lb/>
terlandes wünſcht — ein Wohlſein, das nur erreich-<lb/>
bar ſeyn kann, durch Friede, Duldung und bürger-<lb/>
liche wie religiöſe Freiheit (<hirendition="#aq">civil and religious li-<lb/>
berty,</hi> das große Stichwort der Aſſociation). Gent-<lb/>
lemen! füllen Sie Ihre <choice><sic>Glȧſer</sic><corr>Gläſer</corr></choice>, und erlauben Sie<lb/>
mir Ihnen einen Toaſt zu geben. Es lebe der Kö-<lb/>
nig, und <hirendition="#aq">Erin go Bragh</hi>! (dies iſt das altiriſche<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[91/0113]
Sein Anſehen iſt befehlend und grazieus (comman-
ding and graceful). Er trug einen Schnurbart, und
obgleich von ſehr blaſſer Farbe, iſt doch ſein Geſicht
außerordentlich gefällig und ausdrucksvoll (excee-
dingly pleasing and expressif). Er nahm ſeinen Platz
am obern Ende der Tafel, und ſich gegen die Ge-
ſellſchaft verneigend, ſprach er deutlich, und mit al-
lem gehörigen Pathos (with proper emphasis) aber
etwas fremdem Accent, folgende Worte: Gentlemen!
Obgleich krank und ſehr ermüdet, fühle ich mich doch
zu ſehr durch Ihre gütige Einladung geſchmeichelt,
um ſie nicht mit Dank anzunehmen, und Ihnen per-
ſönlich auszudrücken, welchen lebhaften Antheil ich
an Ihrem Beſtreben für das Wohl Ihres Vater-
landes nehme. Möge Gott dieſen ſchönen und reich-
begabten Theil der Erde ſegnen, der jedem gefühl-
vollen Fremden ſo vielfachen Genuß darbietet, in dem
ich aber beſonders, mit tiefer Dankbarkeit, die Güte
und Gaſtfreundſchaft anerkennen muß, die mir
überall zu Theil ward. Möge der Himmel, ſage ich,
dieſes ſchwergeprüfte Land ſegnen, wie jeden ächten
Irländer, er ſey Katholik oder Proteſtant, der,
fern von Partheigeiſt, nur das Wohlſein ſeines Va-
terlandes wünſcht — ein Wohlſein, das nur erreich-
bar ſeyn kann, durch Friede, Duldung und bürger-
liche wie religiöſe Freiheit (civil and religious li-
berty, das große Stichwort der Aſſociation). Gent-
lemen! füllen Sie Ihre Gläſer, und erlauben Sie
mir Ihnen einen Toaſt zu geben. Es lebe der Kö-
nig, und Erin go Bragh! (dies iſt das altiriſche
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 2. München, 1830, S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe02_1830/113>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.