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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 1. München, 1830.

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gen! Ich war dem Wagen zu Fuß vorangegangen,
und überließ mich, unter einen hohen Nußbaum, auf
weichem Moose ruhend, mit Wonne meinen Träume-
reien. Wie sprühende Funken blitzte das Abendlicht
durch die dichtbelaubten Zweige, und hundert kleine
freudig wimmelnde Insekten spielten in den rothen
Strahlen, während im Wipfel der laue Wind in Me-
lodieen säuselte, die dem Eingeweihten verständlich
sind, der ihnen mit süßem Entzücken lauscht. -- Der
Wagen kam -- noch einmal warf ich den sehnsüchti-
gen Blick auf das tiefblaue Meer, noch einmal sog
ich den Duft der Bergblumen in mich -- dann zogen
die Pferde den Zögernden rasch in das flache Land
hinab.

Von nun an hörte alles Romantische des Weges
in einer wohlgebauten Gegend gänzlich auf, bis sich
in der Abenddämmerung die Thürme von Caernar-
von Castle über den Waldspitzen zeigten. Hier ge-
denke ich nun einige Tage auszuruhen, nachdem ich
an dem heutigen, von 4 Uhr früh bis Abends 10
Uhr, theils zu Wagen, 74 englische Meilen zurückge-
legt habe.



Diesen Morgen erhielt ich Briefe von Dir, die mich
traurig stimmen! Ja wohl hast Du Recht -- eine
harte Prüfung des Schicksals war es, die das bei-
terste und ruhigste Glück, das vollkommenste Ein-

gen! Ich war dem Wagen zu Fuß vorangegangen,
und überließ mich, unter einen hohen Nußbaum, auf
weichem Mooſe ruhend, mit Wonne meinen Träume-
reien. Wie ſprühende Funken blitzte das Abendlicht
durch die dichtbelaubten Zweige, und hundert kleine
freudig wimmelnde Inſekten ſpielten in den rothen
Strahlen, während im Wipfel der laue Wind in Me-
lodieen ſäuſelte, die dem Eingeweihten verſtändlich
ſind, der ihnen mit ſüßem Entzücken lauſcht. — Der
Wagen kam — noch einmal warf ich den ſehnſüchti-
gen Blick auf das tiefblaue Meer, noch einmal ſog
ich den Duft der Bergblumen in mich — dann zogen
die Pferde den Zögernden raſch in das flache Land
hinab.

Von nun an hörte alles Romantiſche des Weges
in einer wohlgebauten Gegend gänzlich auf, bis ſich
in der Abenddämmerung die Thürme von Caernar-
von Caſtle über den Waldſpitzen zeigten. Hier ge-
denke ich nun einige Tage auszuruhen, nachdem ich
an dem heutigen, von 4 Uhr früh bis Abends 10
Uhr, theils zu Wagen, 74 engliſche Meilen zurückge-
legt habe.



Dieſen Morgen erhielt ich Briefe von Dir, die mich
traurig ſtimmen! Ja wohl haſt Du Recht — eine
harte Prüfung des Schickſals war es, die das bei-
terſte und ruhigſte Glück, das vollkommenſte Ein-

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[127/0151] gen! Ich war dem Wagen zu Fuß vorangegangen, und überließ mich, unter einen hohen Nußbaum, auf weichem Mooſe ruhend, mit Wonne meinen Träume- reien. Wie ſprühende Funken blitzte das Abendlicht durch die dichtbelaubten Zweige, und hundert kleine freudig wimmelnde Inſekten ſpielten in den rothen Strahlen, während im Wipfel der laue Wind in Me- lodieen ſäuſelte, die dem Eingeweihten verſtändlich ſind, der ihnen mit ſüßem Entzücken lauſcht. — Der Wagen kam — noch einmal warf ich den ſehnſüchti- gen Blick auf das tiefblaue Meer, noch einmal ſog ich den Duft der Bergblumen in mich — dann zogen die Pferde den Zögernden raſch in das flache Land hinab. Von nun an hörte alles Romantiſche des Weges in einer wohlgebauten Gegend gänzlich auf, bis ſich in der Abenddämmerung die Thürme von Caernar- von Caſtle über den Waldſpitzen zeigten. Hier ge- denke ich nun einige Tage auszuruhen, nachdem ich an dem heutigen, von 4 Uhr früh bis Abends 10 Uhr, theils zu Wagen, 74 engliſche Meilen zurückge- legt habe. Den 1. Auguſt. Dieſen Morgen erhielt ich Briefe von Dir, die mich traurig ſtimmen! Ja wohl haſt Du Recht — eine harte Prüfung des Schickſals war es, die das bei- terſte und ruhigſte Glück, das vollkommenſte Ein-

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Zitationshilfe: Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 1. München, 1830, S. 127. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe01_1830/151>, abgerufen am 22.11.2024.