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Juan de Posos [i. e. Smeeks, Hendrik]: Beschreibung des Mächtigen Königreichs Krinke Kesmes. Übers. v. [N. N.]. Leipzig, 1721.

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Curieuse Reise-Beschreibung. VII. Cap.
zu lachen, und fragte ihn, wozu solches diene?
Er antwortete: Dieses hat in unserm Lande
einen grossen Nutzen. Hier werden die trun-
ckenen Leute hinein gebracht, und ihnen
diese Bilder gezeiget, auch aus jedem
Poste-
ment
ihnen die Sprüche des Sarabusa vorgele-
sen, und nicht durch Geistliche, und in der

Religion, sondern durch eine verständige Po-
litic
unterrichtet.

Jch fragte, wie dieses geschähe? Er sagte:
Wenn in dieser Stadt Talouja El ein Mensch
durch vieles Trincken sich so sehr überhäufft,
daß er seinen Beruff verwahrloset, seine Gü-
ter durchbringet, und dadurch seine Haushal-
tung nicht versorget, auch seiner eignen Ge-
sundheit Schaden thut, so wird so ein
Mensch erst durch den Schloß Wachtmei-
ster von der Stadt, darinn er wohner, ge-
warnet; bessert er sich nicht, wird es an den
Rath bekannt gemacht, der ihn hierauf ge-
gerichtlich vermahnet, daß er von seinem
vielen Trincken abstehen solte. Sie lassen
ihm sagen, daß die Trunckenheit vor seine

Familie schädlich, vor ihm selbst schändlich,
unnütze, und vor die Gemeine ärgerlich sey.
Will er sich noch nicht bessern, und von
seinem Sauffen ablassen, so wird es dem

Gouverneur kund gethan.

Dieser läst den Säuffer vor sich in seinen
Pallast bringen, und wenn er sich in seinen
Richter-Stuhl gesetzt, fragt er den Säuf-
fer, warum er auf die erste und andre Ver-

mah-

Curieuſe Reiſe-Beſchreibung. VII. Cap.
zu lachen, und fragte ihn, wozu ſolches diene?
Er antwortete: Dieſes hat in unſerm Lande
einen groſſen Nutzen. Hier werden die trun-
ckenen Leute hinein gebracht, und ihnen
dieſe Bilder gezeiget, auch aus jedem
Poſte-
ment
ihnen die Spruͤche des Sarabuſa vorgele-
ſen, und nicht durch Geiſtliche, und in der

Religion, ſondern durch eine verſtaͤndige Po-
litic
unterrichtet.

Jch fragte, wie dieſes geſchaͤhe? Er ſagte:
Wenn in dieſer Stadt Talouja El ein Menſch
durch vieles Trincken ſich ſo ſehr uͤberhaͤufft,
daß er ſeinen Beruff verwahrloſet, ſeine Guͤ-
teꝛ durchbringet, und daduꝛch ſeine Haushal-
tung nicht verſorget, auch ſeiner eignen Ge-
ſundheit Schaden thut, ſo wird ſo ein
Menſch erſt durch den Schloß Wachtmei-
ſter von der Stadt, darinn er wohner, ge-
warnet; beſſert er ſich nicht, wird es an den
Rath bekannt gemacht, der ihn hierauf ge-
gerichtlich vermahnet, daß er von ſeinem
vielen Trincken abſtehen ſolte. Sie laſſen
ihm ſagen, daß die Trunckenheit vor ſeine

Familie ſchaͤdlich, vor ihm ſelbſt ſchaͤndlich,
unnuͤtze, und vor die Gemeine aͤrgerlich ſey.
Will er ſich noch nicht beſſern, und von
ſeinem Sauffen ablaſſen, ſo wird es dem

Gouverneur kund gethan.

Dieſer laͤſt den Saͤuffer vor ſich in ſeinen
Pallaſt bringen, und wenn er ſich in ſeinen
Richter-Stuhl geſetzt, fragt er den Saͤuf-
fer, warum er auf die erſte und andre Ver-

mah-
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[194/0228] Curieuſe Reiſe-Beſchreibung. VII. Cap. zu lachen, und fragte ihn, wozu ſolches diene? Er antwortete: Dieſes hat in unſerm Lande einen groſſen Nutzen. Hier werden die trun- ckenen Leute hinein gebracht, und ihnen dieſe Bilder gezeiget, auch aus jedem Poſte- ment ihnen die Spruͤche des Sarabuſa vorgele- ſen, und nicht durch Geiſtliche, und in der Religion, ſondern durch eine verſtaͤndige Po- litic unterrichtet. Jch fragte, wie dieſes geſchaͤhe? Er ſagte: Wenn in dieſer Stadt Talouja El ein Menſch durch vieles Trincken ſich ſo ſehr uͤberhaͤufft, daß er ſeinen Beruff verwahrloſet, ſeine Guͤ- teꝛ durchbringet, und daduꝛch ſeine Haushal- tung nicht verſorget, auch ſeiner eignen Ge- ſundheit Schaden thut, ſo wird ſo ein Menſch erſt durch den Schloß Wachtmei- ſter von der Stadt, darinn er wohner, ge- warnet; beſſert er ſich nicht, wird es an den Rath bekannt gemacht, der ihn hierauf ge- gerichtlich vermahnet, daß er von ſeinem vielen Trincken abſtehen ſolte. Sie laſſen ihm ſagen, daß die Trunckenheit vor ſeine Familie ſchaͤdlich, vor ihm ſelbſt ſchaͤndlich, unnuͤtze, und vor die Gemeine aͤrgerlich ſey. Will er ſich noch nicht beſſern, und von ſeinem Sauffen ablaſſen, ſo wird es dem Gouverneur kund gethan. Dieſer laͤſt den Saͤuffer vor ſich in ſeinen Pallaſt bringen, und wenn er ſich in ſeinen Richter-Stuhl geſetzt, fragt er den Saͤuf- fer, warum er auf die erſte und andre Ver- mah-

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Zitationshilfe: Juan de Posos [i. e. Smeeks, Hendrik]: Beschreibung des Mächtigen Königreichs Krinke Kesmes. Übers. v. [N. N.]. Leipzig, 1721, S. 194. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/posos_krinkekesmes_1721/228>, abgerufen am 25.11.2024.