Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Juan de Posos [i. e. Smeeks, Hendrik]: Beschreibung des Mächtigen Königreichs Krinke Kesmes. Übers. v. [N. N.]. Leipzig, 1721.

Bild:
<< vorherige Seite

Curieuse Reise-Beschreibung. VI. Cap.
lete, wovon ich aufwachte. Jch blieb aber ruhig,
weil mich niemand in meiner Festung, es möchten
Menschen oder Thiere seyn, beschädigen könten.
Hinten machte ich Feuer an, welches gleich gesche-
hen war, weil ich allezeit ein gut Theil trockene
Zacken und gespalten Holtz hatte. Meine Thür
war zu, und meine Fenster zugestopfft.

Wie ich mein Gewehr zu recht gemacht, legte
ich etwas Holtz an, und gieng wieder zu meinem
Bette. Als der Tag anbrach, war ich begierig
zu wissen, was es wol gewesen; ich machte meine
Fenster auf, und da sahe ich 7. schwartze Stiere,
die kamen mir vor, als wenn sie mit einander ge-
stritten, denn 2. oder 3. von selbigen sehr bluteten.
Einer kam nach meinem Castell, und trat auf 12.
oder 14. Fuß bey mir; er stund still und sahe mei-
ne Festung an. Jch legte mein Gewehr zum
Fenster hinaus, und schoß ihn recht in die Stirne,
daß er zur Erden fiel, ich lud gleich wieder, und
machte mich fertig, wenn dergleichen mehr käme,
allein die andern lieffen wieder nach dem Wald zu.
Dis war das erste Wild das ich zu sehen kriegte;
ich gieng nach selbigen mit der Schaufel,
Schwerd und Messer zu. Er lag auf der Seite,
und konte ihn unmöglich auf den Rücken legen, so
grub ich endlich so starck hinter ihn, daß er sich auf
den Rücken weltzte. Jch hieb ihm mit dem Beil
den Kopff ab, darnach er sehr blutete; als ich ihn
aufschnitt war er sehr fett. Jch holte aus meinem
andern Haus einen steinern Tisch, darauf ich das
Fett legte, welches viel und mehr als 200. Pfund
ausmachte. Jch gieng gleich hin, und fieng es

an,
J 2

Curieuſe Reiſe-Beſchreibung. VI. Cap.
lete, wovon ich aufwachte. Jch blieb aber ruhig,
weil mich niemand in meiner Feſtung, es moͤchten
Menſchen oder Thiere ſeyn, beſchaͤdigen koͤnten.
Hinten machte ich Feuer an, welches gleich geſche-
hen war, weil ich allezeit ein gut Theil trockene
Zacken und geſpalten Holtz hatte. Meine Thuͤr
war zu, und meine Fenſter zugeſtopfft.

Wie ich mein Gewehr zu recht gemacht, legte
ich etwas Holtz an, und gieng wieder zu meinem
Bette. Als der Tag anbrach, war ich begierig
zu wiſſen, was es wol geweſen; ich machte meine
Fenſter auf, und da ſahe ich 7. ſchwartze Stiere,
die kamen mir vor, als wenn ſie mit einander ge-
ſtritten, denn 2. oder 3. von ſelbigen ſehr bluteten.
Einer kam nach meinem Caſtell, und trat auf 12.
oder 14. Fuß bey mir; er ſtund ſtill und ſahe mei-
ne Feſtung an. Jch legte mein Gewehr zum
Fenſter hinaus, und ſchoß ihn recht in die Stirne,
daß er zur Erden fiel, ich lud gleich wieder, und
machte mich fertig, wenn dergleichen mehr kaͤme,
allein die andern lieffen wieder nach dem Wald zu.
Dis war das erſte Wild das ich zu ſehen kriegte;
ich gieng nach ſelbigen mit der Schaufel,
Schwerd und Meſſer zu. Er lag auf der Seite,
und konte ihn unmoͤglich auf den Ruͤcken legen, ſo
grub ich endlich ſo ſtarck hinter ihn, daß er ſich auf
den Ruͤcken weltzte. Jch hieb ihm mit dem Beil
den Kopff ab, darnach er ſehr blutete; als ich ihn
aufſchnitt war er ſehr fett. Jch holte aus meinem
andern Haus einen ſteinern Tiſch, darauf ich das
Fett legte, welches viel und mehr als 200. Pfund
ausmachte. Jch gieng gleich hin, und fieng es

an,
J 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <floatingText>
          <body>
            <div n="1">
              <p><pb facs="#f0161" n="131"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">Curieu&#x017F;e</hi> Rei&#x017F;e-Be&#x017F;chreibung. <hi rendition="#aq">VI. Cap.</hi></hi></fw><lb/>
lete, wovon ich aufwachte. Jch blieb aber ruhig,<lb/>
weil mich niemand in meiner Fe&#x017F;tung, es mo&#x0364;chten<lb/>
Men&#x017F;chen oder Thiere &#x017F;eyn, be&#x017F;cha&#x0364;digen ko&#x0364;nten.<lb/>
Hinten machte ich Feuer an, welches gleich ge&#x017F;che-<lb/>
hen war, weil ich allezeit ein gut Theil trockene<lb/>
Zacken und ge&#x017F;palten Holtz hatte. Meine Thu&#x0364;r<lb/>
war zu, und meine Fen&#x017F;ter zuge&#x017F;topfft.</p><lb/>
              <p>Wie ich mein Gewehr zu recht gemacht, legte<lb/>
ich etwas Holtz an, und gieng wieder zu meinem<lb/>
Bette. Als der Tag anbrach, war ich begierig<lb/>
zu wi&#x017F;&#x017F;en, was es wol gewe&#x017F;en; ich machte meine<lb/>
Fen&#x017F;ter auf, und da &#x017F;ahe ich 7. &#x017F;chwartze Stiere,<lb/>
die kamen mir vor, als wenn &#x017F;ie mit einander ge-<lb/>
&#x017F;tritten, denn 2. oder 3. von &#x017F;elbigen &#x017F;ehr bluteten.<lb/>
Einer kam nach meinem Ca&#x017F;tell, und trat auf 12.<lb/>
oder 14. Fuß bey mir; er &#x017F;tund &#x017F;till und &#x017F;ahe mei-<lb/>
ne Fe&#x017F;tung an. Jch legte mein Gewehr zum<lb/>
Fen&#x017F;ter hinaus, und &#x017F;choß ihn recht in die Stirne,<lb/>
daß er zur Erden fiel, ich lud gleich wieder, und<lb/>
machte mich fertig, wenn dergleichen mehr ka&#x0364;me,<lb/>
allein die <choice><sic>anden</sic><corr>andern</corr></choice> lieffen wieder nach dem Wald zu.<lb/>
Dis war das er&#x017F;te Wild das ich zu &#x017F;ehen kriegte;<lb/>
ich gieng nach &#x017F;elbigen mit der Schaufel,<lb/>
Schwerd und Me&#x017F;&#x017F;er zu. Er lag auf der Seite,<lb/>
und konte ihn unmo&#x0364;glich auf den Ru&#x0364;cken legen, &#x017F;o<lb/>
grub ich endlich &#x017F;o &#x017F;tarck hinter ihn, daß er &#x017F;ich auf<lb/>
den Ru&#x0364;cken weltzte. Jch hieb ihm mit dem Beil<lb/>
den Kopff ab, darnach er &#x017F;ehr blutete; als ich ihn<lb/>
auf&#x017F;chnitt war er &#x017F;ehr fett. Jch holte aus meinem<lb/>
andern Haus einen &#x017F;teinern Ti&#x017F;ch, darauf ich das<lb/>
Fett legte, welches viel und mehr als 200. Pfund<lb/>
ausmachte. Jch gieng gleich hin, und fieng es<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">J 2</fw><fw place="bottom" type="catch">an,</fw><lb/></p>
            </div>
          </body>
        </floatingText>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[131/0161] Curieuſe Reiſe-Beſchreibung. VI. Cap. lete, wovon ich aufwachte. Jch blieb aber ruhig, weil mich niemand in meiner Feſtung, es moͤchten Menſchen oder Thiere ſeyn, beſchaͤdigen koͤnten. Hinten machte ich Feuer an, welches gleich geſche- hen war, weil ich allezeit ein gut Theil trockene Zacken und geſpalten Holtz hatte. Meine Thuͤr war zu, und meine Fenſter zugeſtopfft. Wie ich mein Gewehr zu recht gemacht, legte ich etwas Holtz an, und gieng wieder zu meinem Bette. Als der Tag anbrach, war ich begierig zu wiſſen, was es wol geweſen; ich machte meine Fenſter auf, und da ſahe ich 7. ſchwartze Stiere, die kamen mir vor, als wenn ſie mit einander ge- ſtritten, denn 2. oder 3. von ſelbigen ſehr bluteten. Einer kam nach meinem Caſtell, und trat auf 12. oder 14. Fuß bey mir; er ſtund ſtill und ſahe mei- ne Feſtung an. Jch legte mein Gewehr zum Fenſter hinaus, und ſchoß ihn recht in die Stirne, daß er zur Erden fiel, ich lud gleich wieder, und machte mich fertig, wenn dergleichen mehr kaͤme, allein die andern lieffen wieder nach dem Wald zu. Dis war das erſte Wild das ich zu ſehen kriegte; ich gieng nach ſelbigen mit der Schaufel, Schwerd und Meſſer zu. Er lag auf der Seite, und konte ihn unmoͤglich auf den Ruͤcken legen, ſo grub ich endlich ſo ſtarck hinter ihn, daß er ſich auf den Ruͤcken weltzte. Jch hieb ihm mit dem Beil den Kopff ab, darnach er ſehr blutete; als ich ihn aufſchnitt war er ſehr fett. Jch holte aus meinem andern Haus einen ſteinern Tiſch, darauf ich das Fett legte, welches viel und mehr als 200. Pfund ausmachte. Jch gieng gleich hin, und fieng es an, J 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/posos_krinkekesmes_1721
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/posos_krinkekesmes_1721/161
Zitationshilfe: Juan de Posos [i. e. Smeeks, Hendrik]: Beschreibung des Mächtigen Königreichs Krinke Kesmes. Übers. v. [N. N.]. Leipzig, 1721, S. 131. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/posos_krinkekesmes_1721/161>, abgerufen am 24.11.2024.