nämlichen Grade. Wer in Japan einen an- dern besucht, muß mit einem Rock von schwar- zen Atlaß bekleidet seyn, den er über seine an- dere Kleider zieht, und für ihn gerade das ist, was für uns die Ueberröcke. Dergleichen Röcke nun stehen bey ihnen in großem Werth. Sie machen sich mit denselben einander Geschenke, und ein solches Geschenk wird gewöhnlich mit vielen Ceremonien überbracht. Sie werden auf einem großen Becken getragen: und man hält es für eine große Gnadenbezeugung, wenn ein Vornehmer einem Geringen ein dergleichen Ge- schenk übermacht.
Die Japaner kleiden sich gröstentheils wie Chineser, aber doch etwas manierlicher und reinlicher. Ihre Tracht besteht aus einigen Un- terröcken, über welche sie einen langen Ueberrock tragen, der bis auf die Knöchel herabgeht. Diese werden mit einer breiten Binde von Sei- de umfaßt, welche die Brust umschließt, und an der man einen Säbel oder Dolch befestigt. Sie tragen weite Beinkleider, die ihnen bis auf die Waden herabhangen. -- Das gemeine Volk trägt einen Rock der nur bis auf die Knie geht. Die Handwerksleute, Träger und Tage- löhner pflegen während der Arbeit ihre Kleider auszuziehen, damit der Schweiß nicht eindringe. Weder im Sommer noch im Winter bedecken sie ihren Kopf, ohngeachtet sie ihn über und über bescheren, aber doch nach Chinesischer Art einen Zopf stehen laßen. Um sich aber gegen die
Sonne
naͤmlichen Grade. Wer in Japan einen an- dern beſucht, muß mit einem Rock von ſchwar- zen Atlaß bekleidet ſeyn, den er uͤber ſeine an- dere Kleider zieht, und fuͤr ihn gerade das iſt, was fuͤr uns die Ueberroͤcke. Dergleichen Roͤcke nun ſtehen bey ihnen in großem Werth. Sie machen ſich mit denſelben einander Geſchenke, und ein ſolches Geſchenk wird gewoͤhnlich mit vielen Ceremonien uͤberbracht. Sie werden auf einem großen Becken getragen: und man haͤlt es fuͤr eine große Gnadenbezeugung, wenn ein Vornehmer einem Geringen ein dergleichen Ge- ſchenk uͤbermacht.
Die Japaner kleiden ſich groͤſtentheils wie Chineſer, aber doch etwas manierlicher und reinlicher. Ihre Tracht beſteht aus einigen Un- terroͤcken, uͤber welche ſie einen langen Ueberrock tragen, der bis auf die Knoͤchel herabgeht. Dieſe werden mit einer breiten Binde von Sei- de umfaßt, welche die Bruſt umſchließt, und an der man einen Saͤbel oder Dolch befeſtigt. Sie tragen weite Beinkleider, die ihnen bis auf die Waden herabhangen. — Das gemeine Volk traͤgt einen Rock der nur bis auf die Knie geht. Die Handwerksleute, Traͤger und Tage- loͤhner pflegen waͤhrend der Arbeit ihre Kleider auszuziehen, damit der Schweiß nicht eindringe. Weder im Sommer noch im Winter bedecken ſie ihren Kopf, ohngeachtet ſie ihn uͤber und uͤber beſcheren, aber doch nach Chineſiſcher Art einen Zopf ſtehen laßen. Um ſich aber gegen die
Sonne
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0068"n="42"/>
naͤmlichen Grade. Wer in Japan einen an-<lb/>
dern beſucht, muß mit einem Rock von ſchwar-<lb/>
zen Atlaß bekleidet ſeyn, den er uͤber ſeine an-<lb/>
dere Kleider zieht, und fuͤr ihn gerade das iſt,<lb/>
was fuͤr uns die Ueberroͤcke. Dergleichen Roͤcke<lb/>
nun ſtehen bey ihnen in großem Werth. Sie<lb/>
machen ſich mit denſelben einander Geſchenke,<lb/>
und ein ſolches Geſchenk wird gewoͤhnlich mit<lb/>
vielen Ceremonien uͤberbracht. Sie werden auf<lb/>
einem großen Becken getragen: und man haͤlt<lb/>
es fuͤr eine große Gnadenbezeugung, wenn ein<lb/>
Vornehmer einem Geringen ein dergleichen Ge-<lb/>ſchenk uͤbermacht.</p><lb/><p>Die Japaner kleiden ſich groͤſtentheils wie<lb/>
Chineſer, aber doch etwas manierlicher und<lb/>
reinlicher. Ihre Tracht beſteht aus einigen Un-<lb/>
terroͤcken, uͤber welche ſie einen langen Ueberrock<lb/>
tragen, der bis auf die Knoͤchel herabgeht.<lb/>
Dieſe werden mit einer breiten Binde von Sei-<lb/>
de umfaßt, welche die Bruſt umſchließt, und<lb/>
an der man einen Saͤbel oder Dolch befeſtigt.<lb/>
Sie tragen weite Beinkleider, die ihnen bis auf<lb/>
die Waden herabhangen. — Das gemeine<lb/>
Volk traͤgt einen Rock der nur bis auf die Knie<lb/>
geht. Die Handwerksleute, Traͤger und Tage-<lb/>
loͤhner pflegen waͤhrend der Arbeit ihre Kleider<lb/>
auszuziehen, damit der Schweiß nicht eindringe.<lb/>
Weder im Sommer noch im Winter bedecken ſie<lb/>
ihren Kopf, ohngeachtet ſie ihn uͤber und uͤber<lb/>
beſcheren, aber doch nach Chineſiſcher Art einen<lb/>
Zopf ſtehen laßen. Um ſich aber gegen die<lb/><fwplace="bottom"type="catch">Sonne</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[42/0068]
naͤmlichen Grade. Wer in Japan einen an-
dern beſucht, muß mit einem Rock von ſchwar-
zen Atlaß bekleidet ſeyn, den er uͤber ſeine an-
dere Kleider zieht, und fuͤr ihn gerade das iſt,
was fuͤr uns die Ueberroͤcke. Dergleichen Roͤcke
nun ſtehen bey ihnen in großem Werth. Sie
machen ſich mit denſelben einander Geſchenke,
und ein ſolches Geſchenk wird gewoͤhnlich mit
vielen Ceremonien uͤberbracht. Sie werden auf
einem großen Becken getragen: und man haͤlt
es fuͤr eine große Gnadenbezeugung, wenn ein
Vornehmer einem Geringen ein dergleichen Ge-
ſchenk uͤbermacht.
Die Japaner kleiden ſich groͤſtentheils wie
Chineſer, aber doch etwas manierlicher und
reinlicher. Ihre Tracht beſteht aus einigen Un-
terroͤcken, uͤber welche ſie einen langen Ueberrock
tragen, der bis auf die Knoͤchel herabgeht.
Dieſe werden mit einer breiten Binde von Sei-
de umfaßt, welche die Bruſt umſchließt, und
an der man einen Saͤbel oder Dolch befeſtigt.
Sie tragen weite Beinkleider, die ihnen bis auf
die Waden herabhangen. — Das gemeine
Volk traͤgt einen Rock der nur bis auf die Knie
geht. Die Handwerksleute, Traͤger und Tage-
loͤhner pflegen waͤhrend der Arbeit ihre Kleider
auszuziehen, damit der Schweiß nicht eindringe.
Weder im Sommer noch im Winter bedecken ſie
ihren Kopf, ohngeachtet ſie ihn uͤber und uͤber
beſcheren, aber doch nach Chineſiſcher Art einen
Zopf ſtehen laßen. Um ſich aber gegen die
Sonne
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777/68>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.