Neben diesem Tranke haben sie auch noch andre Sorten, welche aus Weizen, Reis und Pflan- zensaft gemacht werden. Dieser starken Ge- tränke bedienen sich die Mannspersonen nur bey außerordentlichen Fällen, als bey großen Gaste- reien u. s. w. Dem Frauenzimmer aber bleibt es allzeit untersagt, dergleichen zu sich zu nehmen.
Wenn jemand ein großes Gastmal anstellt; so will der Gebrauch, daß er jedem Gaste eine besondre Tafel giebt. Diese Tafeln sind gemei- niglich niedrig, weil jeder beym Essen auf seinen Füßen auf der Erde sitzt. An den Tischen be- merkt man die gröste Sauberkeit und Reinlich- keit; und man muß gestehen, daß kein orienta- lisches Volk bey den Mahlzeiten mehr auf Zier- lichkeiten sieht, als eben unsere Insulaner. Teller und Schüssel sind alizeit mit Blumen bestreut, und kein Vogel wird aufgetragen, den man nicht vorher den Schnabel und Füße vergülde. -- Bey den Feten überlaßen sie sich allen Arten von Lustbarkeiten, als dem Tanzen, Masqueraden, Comödien und der Musik. -- Nach der Mahlzeit belustigen sie sich mit Thee- trinken, Absingung gewisser Lieder, geben sich einander Rätzel auf u. d. gl. m.
In Ansehung der Besuche beobachten die Japaner eben das Cerimoniel, als die Chineser. Eben die Umstände, welche diese sowohl beym Empfang als beym Abschiednehmen, Nieder- setzen, machen, beobachten die Japaner im
nämli-
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Neben dieſem Tranke haben ſie auch noch andre Sorten, welche aus Weizen, Reis und Pflan- zenſaft gemacht werden. Dieſer ſtarken Ge- traͤnke bedienen ſich die Mannsperſonen nur bey außerordentlichen Faͤllen, als bey großen Gaſte- reien u. ſ. w. Dem Frauenzimmer aber bleibt es allzeit unterſagt, dergleichen zu ſich zu nehmen.
Wenn jemand ein großes Gaſtmal anſtellt; ſo will der Gebrauch, daß er jedem Gaſte eine beſondre Tafel giebt. Dieſe Tafeln ſind gemei- niglich niedrig, weil jeder beym Eſſen auf ſeinen Fuͤßen auf der Erde ſitzt. An den Tiſchen be- merkt man die groͤſte Sauberkeit und Reinlich- keit; und man muß geſtehen, daß kein orienta- liſches Volk bey den Mahlzeiten mehr auf Zier- lichkeiten ſieht, als eben unſere Inſulaner. Teller und Schuͤſſel ſind alizeit mit Blumen beſtreut, und kein Vogel wird aufgetragen, den man nicht vorher den Schnabel und Fuͤße verguͤlde. — Bey den Feten uͤberlaßen ſie ſich allen Arten von Luſtbarkeiten, als dem Tanzen, Maſqueraden, Comoͤdien und der Muſik. — Nach der Mahlzeit beluſtigen ſie ſich mit Thee- trinken, Abſingung gewiſſer Lieder, geben ſich einander Raͤtzel auf u. d. gl. m.
In Anſehung der Beſuche beobachten die Japaner eben das Cerimoniel, als die Chineſer. Eben die Umſtaͤnde, welche dieſe ſowohl beym Empfang als beym Abſchiednehmen, Nieder- ſetzen, machen, beobachten die Japaner im
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Neben dieſem Tranke haben ſie auch noch andre
Sorten, welche aus Weizen, Reis und Pflan-
zenſaft gemacht werden. Dieſer ſtarken Ge-
traͤnke bedienen ſich die Mannsperſonen nur bey
außerordentlichen Faͤllen, als bey großen Gaſte-
reien u. ſ. w. Dem Frauenzimmer aber bleibt
es allzeit unterſagt, dergleichen zu ſich zu
nehmen.
Wenn jemand ein großes Gaſtmal anſtellt;
ſo will der Gebrauch, daß er jedem Gaſte eine
beſondre Tafel giebt. Dieſe Tafeln ſind gemei-
niglich niedrig, weil jeder beym Eſſen auf ſeinen
Fuͤßen auf der Erde ſitzt. An den Tiſchen be-
merkt man die groͤſte Sauberkeit und Reinlich-
keit; und man muß geſtehen, daß kein orienta-
liſches Volk bey den Mahlzeiten mehr auf Zier-
lichkeiten ſieht, als eben unſere Inſulaner.
Teller und Schuͤſſel ſind alizeit mit Blumen
beſtreut, und kein Vogel wird aufgetragen,
den man nicht vorher den Schnabel und Fuͤße
verguͤlde. — Bey den Feten uͤberlaßen ſie ſich
allen Arten von Luſtbarkeiten, als dem Tanzen,
Maſqueraden, Comoͤdien und der Muſik. —
Nach der Mahlzeit beluſtigen ſie ſich mit Thee-
trinken, Abſingung gewiſſer Lieder, geben ſich
einander Raͤtzel auf u. d. gl. m.
In Anſehung der Beſuche beobachten die
Japaner eben das Cerimoniel, als die Chineſer.
Eben die Umſtaͤnde, welche dieſe ſowohl beym
Empfang als beym Abſchiednehmen, Nieder-
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[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777/67>, abgerufen am 03.12.2024.
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