Unter andern ausschweifenden Erzählungen von diesem Gott, wird uns auch gemeldet, daß, als während seiner Wanderschaft Jeksha Pra- java, König der Peringalen und Vater seines Weibes Paramesseri, ein Verlangen getragen, seine Töchter in ihrer völligen Herrlichkeit zu se- hen, er den Brama und Vistnou, die auch seine Schwiegersöhne gewesen, zu einem präch- tigen Gastmale eingeladen, dabey aber vergessen, den Ishuren auch zu bitten, wie wohl er ihn endlich, als er die Sache besser überlegt, auch dazu eingeladen. Indessen nahm der Bettel- gott dieß so übel, daß er sich entschloß, das Gast- mal zu berauben. Er wurde durch die Aufnah- me seines Weibes noch mehr zum Zorn gereizt. Denn als sie von ihm die Erlaubniß erhalten, sich beym Gastmale einzufinden; so befahl er ihr, ihren besten Schmuck anzulegen, und da- mit er sie desto herrlicher ausputzen möchte, so leihete er ihr seine Schlangen, mit einem Wor- te, seinen übrigen Schmuck. -- In diesem Staate nun, setzte sie sich auf einen Ochsen, und kam unter einem starken Gefolge von Trom- melschlägern u. s. w. in ihres Vaters Pallast an. Als ihre Schwestern und andern Gäste, die ihr bis an das Thor entgegen giengen, sie in einem solchen abendtheuerlichen Aufzuge erblick- ten; so singen sie, statt sie zu bewillkommen, entsetzlich an zu lachen. Hierüber ward sie hef- tig entrüstet, kehrte zurück, und beklagte sich bey ihrem Manne Ishuren, wegen der schlech-
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Unter andern ausſchweifenden Erzaͤhlungen von dieſem Gott, wird uns auch gemeldet, daß, als waͤhrend ſeiner Wanderſchaft Jekſha Pra- java, Koͤnig der Peringalen und Vater ſeines Weibes Parameſſeri, ein Verlangen getragen, ſeine Toͤchter in ihrer voͤlligen Herrlichkeit zu ſe- hen, er den Brama und Viſtnou, die auch ſeine Schwiegerſoͤhne geweſen, zu einem praͤch- tigen Gaſtmale eingeladen, dabey aber vergeſſen, den Iſhuren auch zu bitten, wie wohl er ihn endlich, als er die Sache beſſer uͤberlegt, auch dazu eingeladen. Indeſſen nahm der Bettel- gott dieß ſo uͤbel, daß er ſich entſchloß, das Gaſt- mal zu berauben. Er wurde durch die Aufnah- me ſeines Weibes noch mehr zum Zorn gereizt. Denn als ſie von ihm die Erlaubniß erhalten, ſich beym Gaſtmale einzufinden; ſo befahl er ihr, ihren beſten Schmuck anzulegen, und da- mit er ſie deſto herrlicher ausputzen moͤchte, ſo leihete er ihr ſeine Schlangen, mit einem Wor- te, ſeinen uͤbrigen Schmuck. — In dieſem Staate nun, ſetzte ſie ſich auf einen Ochſen, und kam unter einem ſtarken Gefolge von Trom- melſchlaͤgern u. ſ. w. in ihres Vaters Pallaſt an. Als ihre Schweſtern und andern Gaͤſte, die ihr bis an das Thor entgegen giengen, ſie in einem ſolchen abendtheuerlichen Aufzuge erblick- ten; ſo ſingen ſie, ſtatt ſie zu bewillkommen, entſetzlich an zu lachen. Hieruͤber ward ſie hef- tig entruͤſtet, kehrte zuruͤck, und beklagte ſich bey ihrem Manne Iſhuren, wegen der ſchlech-
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Unter andern ausſchweifenden Erzaͤhlungen
von dieſem Gott, wird uns auch gemeldet, daß,
als waͤhrend ſeiner Wanderſchaft Jekſha Pra-
java, Koͤnig der Peringalen und Vater ſeines
Weibes Parameſſeri, ein Verlangen getragen,
ſeine Toͤchter in ihrer voͤlligen Herrlichkeit zu ſe-
hen, er den Brama und Viſtnou, die auch
ſeine Schwiegerſoͤhne geweſen, zu einem praͤch-
tigen Gaſtmale eingeladen, dabey aber vergeſſen,
den Iſhuren auch zu bitten, wie wohl er ihn
endlich, als er die Sache beſſer uͤberlegt, auch
dazu eingeladen. Indeſſen nahm der Bettel-
gott dieß ſo uͤbel, daß er ſich entſchloß, das Gaſt-
mal zu berauben. Er wurde durch die Aufnah-
me ſeines Weibes noch mehr zum Zorn gereizt.
Denn als ſie von ihm die Erlaubniß erhalten,
ſich beym Gaſtmale einzufinden; ſo befahl er
ihr, ihren beſten Schmuck anzulegen, und da-
mit er ſie deſto herrlicher ausputzen moͤchte, ſo
leihete er ihr ſeine Schlangen, mit einem Wor-
te, ſeinen uͤbrigen Schmuck. — In dieſem
Staate nun, ſetzte ſie ſich auf einen Ochſen,
und kam unter einem ſtarken Gefolge von Trom-
melſchlaͤgern u. ſ. w. in ihres Vaters Pallaſt
an. Als ihre Schweſtern und andern Gaͤſte,
die ihr bis an das Thor entgegen giengen, ſie
in einem ſolchen abendtheuerlichen Aufzuge erblick-
ten; ſo ſingen ſie, ſtatt ſie zu bewillkommen,
entſetzlich an zu lachen. Hieruͤber ward ſie hef-
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bey ihrem Manne Iſhuren, wegen der ſchlech-
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[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777, S. 473. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777/499>, abgerufen am 22.11.2024.
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