Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777.

Bild:
<< vorherige Seite

Unter andern ausschweifenden Erzählungen
von diesem Gott, wird uns auch gemeldet, daß,
als während seiner Wanderschaft Jeksha Pra-
java,
König der Peringalen und Vater seines
Weibes Paramesseri, ein Verlangen getragen,
seine Töchter in ihrer völligen Herrlichkeit zu se-
hen, er den Brama und Vistnou, die auch
seine Schwiegersöhne gewesen, zu einem präch-
tigen Gastmale eingeladen, dabey aber vergessen,
den Ishuren auch zu bitten, wie wohl er ihn
endlich, als er die Sache besser überlegt, auch
dazu eingeladen. Indessen nahm der Bettel-
gott dieß so übel, daß er sich entschloß, das Gast-
mal zu berauben. Er wurde durch die Aufnah-
me seines Weibes noch mehr zum Zorn gereizt.
Denn als sie von ihm die Erlaubniß erhalten,
sich beym Gastmale einzufinden; so befahl er
ihr, ihren besten Schmuck anzulegen, und da-
mit er sie desto herrlicher ausputzen möchte, so
leihete er ihr seine Schlangen, mit einem Wor-
te, seinen übrigen Schmuck. -- In diesem
Staate nun, setzte sie sich auf einen Ochsen,
und kam unter einem starken Gefolge von Trom-
melschlägern u. s. w. in ihres Vaters Pallast
an. Als ihre Schwestern und andern Gäste,
die ihr bis an das Thor entgegen giengen, sie
in einem solchen abendtheuerlichen Aufzuge erblick-
ten; so singen sie, statt sie zu bewillkommen,
entsetzlich an zu lachen. Hierüber ward sie hef-
tig entrüstet, kehrte zurück, und beklagte sich
bey ihrem Manne Ishuren, wegen der schlech-

ten
G g 5

Unter andern ausſchweifenden Erzaͤhlungen
von dieſem Gott, wird uns auch gemeldet, daß,
als waͤhrend ſeiner Wanderſchaft Jekſha Pra-
java,
Koͤnig der Peringalen und Vater ſeines
Weibes Parameſſeri, ein Verlangen getragen,
ſeine Toͤchter in ihrer voͤlligen Herrlichkeit zu ſe-
hen, er den Brama und Viſtnou, die auch
ſeine Schwiegerſoͤhne geweſen, zu einem praͤch-
tigen Gaſtmale eingeladen, dabey aber vergeſſen,
den Iſhuren auch zu bitten, wie wohl er ihn
endlich, als er die Sache beſſer uͤberlegt, auch
dazu eingeladen. Indeſſen nahm der Bettel-
gott dieß ſo uͤbel, daß er ſich entſchloß, das Gaſt-
mal zu berauben. Er wurde durch die Aufnah-
me ſeines Weibes noch mehr zum Zorn gereizt.
Denn als ſie von ihm die Erlaubniß erhalten,
ſich beym Gaſtmale einzufinden; ſo befahl er
ihr, ihren beſten Schmuck anzulegen, und da-
mit er ſie deſto herrlicher ausputzen moͤchte, ſo
leihete er ihr ſeine Schlangen, mit einem Wor-
te, ſeinen uͤbrigen Schmuck. — In dieſem
Staate nun, ſetzte ſie ſich auf einen Ochſen,
und kam unter einem ſtarken Gefolge von Trom-
melſchlaͤgern u. ſ. w. in ihres Vaters Pallaſt
an. Als ihre Schweſtern und andern Gaͤſte,
die ihr bis an das Thor entgegen giengen, ſie
in einem ſolchen abendtheuerlichen Aufzuge erblick-
ten; ſo ſingen ſie, ſtatt ſie zu bewillkommen,
entſetzlich an zu lachen. Hieruͤber ward ſie hef-
tig entruͤſtet, kehrte zuruͤck, und beklagte ſich
bey ihrem Manne Iſhuren, wegen der ſchlech-

ten
G g 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0499" n="473"/>
          <p>Unter andern aus&#x017F;chweifenden Erza&#x0364;hlungen<lb/>
von die&#x017F;em Gott, wird uns auch gemeldet, daß,<lb/>
als wa&#x0364;hrend &#x017F;einer Wander&#x017F;chaft <hi rendition="#fr">Jek&#x017F;ha Pra-<lb/>
java,</hi> Ko&#x0364;nig der Peringalen und Vater &#x017F;eines<lb/>
Weibes <hi rendition="#fr">Parame&#x017F;&#x017F;eri,</hi> ein Verlangen getragen,<lb/>
&#x017F;eine To&#x0364;chter in ihrer vo&#x0364;lligen Herrlichkeit zu &#x017F;e-<lb/>
hen, er den <hi rendition="#fr">Brama</hi> und <hi rendition="#fr">Vi&#x017F;tnou,</hi> die auch<lb/>
&#x017F;eine Schwieger&#x017F;o&#x0364;hne gewe&#x017F;en, zu einem pra&#x0364;ch-<lb/>
tigen Ga&#x017F;tmale eingeladen, dabey aber verge&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
den I&#x017F;huren auch zu bitten, wie wohl er ihn<lb/>
endlich, als er die Sache be&#x017F;&#x017F;er u&#x0364;berlegt, auch<lb/>
dazu eingeladen. Inde&#x017F;&#x017F;en nahm der Bettel-<lb/>
gott dieß &#x017F;o u&#x0364;bel, daß er &#x017F;ich ent&#x017F;chloß, das Ga&#x017F;t-<lb/>
mal zu berauben. Er wurde durch die Aufnah-<lb/>
me &#x017F;eines Weibes noch mehr zum Zorn gereizt.<lb/>
Denn als &#x017F;ie von ihm die Erlaubniß erhalten,<lb/>
&#x017F;ich beym Ga&#x017F;tmale einzufinden; &#x017F;o befahl er<lb/>
ihr, ihren be&#x017F;ten Schmuck anzulegen, und da-<lb/>
mit er &#x017F;ie de&#x017F;to herrlicher ausputzen mo&#x0364;chte, &#x017F;o<lb/>
leihete er ihr &#x017F;eine Schlangen, mit einem Wor-<lb/>
te, &#x017F;einen u&#x0364;brigen Schmuck. &#x2014; In die&#x017F;em<lb/>
Staate nun, &#x017F;etzte &#x017F;ie &#x017F;ich auf einen Och&#x017F;en,<lb/>
und kam unter einem &#x017F;tarken Gefolge von Trom-<lb/>
mel&#x017F;chla&#x0364;gern u. &#x017F;. w. in ihres Vaters Palla&#x017F;t<lb/>
an. Als ihre Schwe&#x017F;tern und andern Ga&#x0364;&#x017F;te,<lb/>
die ihr bis an das Thor entgegen giengen, &#x017F;ie<lb/>
in einem &#x017F;olchen abendtheuerlichen Aufzuge erblick-<lb/>
ten; &#x017F;o &#x017F;ingen &#x017F;ie, &#x017F;tatt &#x017F;ie zu bewillkommen,<lb/>
ent&#x017F;etzlich an zu lachen. Hieru&#x0364;ber ward &#x017F;ie hef-<lb/>
tig entru&#x0364;&#x017F;tet, kehrte zuru&#x0364;ck, und beklagte &#x017F;ich<lb/>
bey ihrem Manne I&#x017F;huren, wegen der &#x017F;chlech-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">G g 5</fw><fw place="bottom" type="catch">ten</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[473/0499] Unter andern ausſchweifenden Erzaͤhlungen von dieſem Gott, wird uns auch gemeldet, daß, als waͤhrend ſeiner Wanderſchaft Jekſha Pra- java, Koͤnig der Peringalen und Vater ſeines Weibes Parameſſeri, ein Verlangen getragen, ſeine Toͤchter in ihrer voͤlligen Herrlichkeit zu ſe- hen, er den Brama und Viſtnou, die auch ſeine Schwiegerſoͤhne geweſen, zu einem praͤch- tigen Gaſtmale eingeladen, dabey aber vergeſſen, den Iſhuren auch zu bitten, wie wohl er ihn endlich, als er die Sache beſſer uͤberlegt, auch dazu eingeladen. Indeſſen nahm der Bettel- gott dieß ſo uͤbel, daß er ſich entſchloß, das Gaſt- mal zu berauben. Er wurde durch die Aufnah- me ſeines Weibes noch mehr zum Zorn gereizt. Denn als ſie von ihm die Erlaubniß erhalten, ſich beym Gaſtmale einzufinden; ſo befahl er ihr, ihren beſten Schmuck anzulegen, und da- mit er ſie deſto herrlicher ausputzen moͤchte, ſo leihete er ihr ſeine Schlangen, mit einem Wor- te, ſeinen uͤbrigen Schmuck. — In dieſem Staate nun, ſetzte ſie ſich auf einen Ochſen, und kam unter einem ſtarken Gefolge von Trom- melſchlaͤgern u. ſ. w. in ihres Vaters Pallaſt an. Als ihre Schweſtern und andern Gaͤſte, die ihr bis an das Thor entgegen giengen, ſie in einem ſolchen abendtheuerlichen Aufzuge erblick- ten; ſo ſingen ſie, ſtatt ſie zu bewillkommen, entſetzlich an zu lachen. Hieruͤber ward ſie hef- tig entruͤſtet, kehrte zuruͤck, und beklagte ſich bey ihrem Manne Iſhuren, wegen der ſchlech- ten G g 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777/499
Zitationshilfe: [Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777, S. 473. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777/499>, abgerufen am 26.06.2024.