ten Aufnahme. Ishuren, der sich auch für beleidigt hielt, schickte seine Söhne Auenavadi und Superbennia ab, um ihre Freude zu stöh- ren. Vistnou, der wohl wußte, daß der eine gerne Kuchen aß, und der andere sich gerne was vorschwatzen ließ, wußte es dahin zu bringen, daß beyde die Absicht ihrer Reise vergaßen. Ishuren wurde endlich dahin gebracht, daß er sich entschloß, selbst dahin zu gehen. Vistnou und Brama, widersetzten sich ihm, und es kam zu einem blutigen Streite unter ihnen.
Wir finden es nicht wichtig und interessant genug, unsern Lesern hier Beyspiele des wollü- stigen Lebens des Ishuren anzuführen. Auch wird dem Leser wenig daran gelegen seyn, eine umständliche Nachricht von den Weibern und Kindern des Ishuren zu lesen. Wir wollen vielmehr itzt sehen, wie er von den Hindistanern verehrt wird. In den Pagoden wird er erstlich unter der Gestalt eines Mannes mit drey Au- gen und sechzehn Händen vorgestellt. Hiernächst wird er unter dem Bilde des männlichen Glie- des, oder vielmehr der geheimen Theile beyder- ley Geschlechts, in ihrer Vermischung vorge- stellt. Wegen dieser unzüchtigen Vorstellung, ist Ishuren unter den Indianern eben so be- rühmt, als Vistnou wegen seiner zehn Verwand- lungen.
Wir können uns hier auch nicht in eine Be- schreibung der Untergötter einlassen, weil wir
sonst
ten Aufnahme. Iſhuren, der ſich auch fuͤr beleidigt hielt, ſchickte ſeine Soͤhne Auenavadi und Superbennia ab, um ihre Freude zu ſtoͤh- ren. Viſtnou, der wohl wußte, daß der eine gerne Kuchen aß, und der andere ſich gerne was vorſchwatzen ließ, wußte es dahin zu bringen, daß beyde die Abſicht ihrer Reiſe vergaßen. Iſhuren wurde endlich dahin gebracht, daß er ſich entſchloß, ſelbſt dahin zu gehen. Viſtnou und Brama, widerſetzten ſich ihm, und es kam zu einem blutigen Streite unter ihnen.
Wir finden es nicht wichtig und intereſſant genug, unſern Leſern hier Beyſpiele des wolluͤ- ſtigen Lebens des Iſhuren anzufuͤhren. Auch wird dem Leſer wenig daran gelegen ſeyn, eine umſtaͤndliche Nachricht von den Weibern und Kindern des Iſhuren zu leſen. Wir wollen vielmehr itzt ſehen, wie er von den Hindiſtanern verehrt wird. In den Pagoden wird er erſtlich unter der Geſtalt eines Mannes mit drey Au- gen und ſechzehn Haͤnden vorgeſtellt. Hiernaͤchſt wird er unter dem Bilde des maͤnnlichen Glie- des, oder vielmehr der geheimen Theile beyder- ley Geſchlechts, in ihrer Vermiſchung vorge- ſtellt. Wegen dieſer unzuͤchtigen Vorſtellung, iſt Iſhuren unter den Indianern eben ſo be- ruͤhmt, als Viſtnou wegen ſeiner zehn Verwand- lungen.
Wir koͤnnen uns hier auch nicht in eine Be- ſchreibung der Untergoͤtter einlaſſen, weil wir
ſonſt
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ten Aufnahme. Iſhuren, der ſich auch fuͤr
beleidigt hielt, ſchickte ſeine Soͤhne Auenavadi
und Superbennia ab, um ihre Freude zu ſtoͤh-
ren. Viſtnou, der wohl wußte, daß der eine
gerne Kuchen aß, und der andere ſich gerne was
vorſchwatzen ließ, wußte es dahin zu bringen,
daß beyde die Abſicht ihrer Reiſe vergaßen.
Iſhuren wurde endlich dahin gebracht, daß er
ſich entſchloß, ſelbſt dahin zu gehen. Viſtnou
und Brama, widerſetzten ſich ihm, und es kam
zu einem blutigen Streite unter ihnen.
Wir finden es nicht wichtig und intereſſant
genug, unſern Leſern hier Beyſpiele des wolluͤ-
ſtigen Lebens des Iſhuren anzufuͤhren. Auch
wird dem Leſer wenig daran gelegen ſeyn, eine
umſtaͤndliche Nachricht von den Weibern und
Kindern des Iſhuren zu leſen. Wir wollen
vielmehr itzt ſehen, wie er von den Hindiſtanern
verehrt wird. In den Pagoden wird er erſtlich
unter der Geſtalt eines Mannes mit drey Au-
gen und ſechzehn Haͤnden vorgeſtellt. Hiernaͤchſt
wird er unter dem Bilde des maͤnnlichen Glie-
des, oder vielmehr der geheimen Theile beyder-
ley Geſchlechts, in ihrer Vermiſchung vorge-
ſtellt. Wegen dieſer unzuͤchtigen Vorſtellung,
iſt Iſhuren unter den Indianern eben ſo be-
ruͤhmt, als Viſtnou wegen ſeiner zehn Verwand-
lungen.
Wir koͤnnen uns hier auch nicht in eine Be-
ſchreibung der Untergoͤtter einlaſſen, weil wir
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[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777, S. 474. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777/500>, abgerufen am 22.11.2024.
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