[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777.schreibung die Ersindungskraft ihr äußerstes gethan; so tödtete er Rawan, und bekam Sit- tra wieder in seine Hände. Eilf Jahr nach seiner Rückkunft fuhr er in den Himmel, und damit endigte sich der zweyte Periodus der Zeit. 8) Die achte Erscheinung des Vistnou ge- schah in der Person des Kisna, und wird für die merkwürdigste unter allen gehalten; *) es kann auch dieses nicht geleugnet werden, wenn dasjenige merkwürdig heißt, was sowohl das abendtheuerlichste und unglaublichste, als auch das ungereimteste und lächerlichste ist. Der Inhalt der Legende ist folgender. Als Rajah Kaas, König von Mottera auf der Nord- seite von Agra, durch Wahrsagungen aus den Händen erkannte, daß seine Schwester Deuki, die aus den Kuhhirten an einen Braminen ver- heyrathet war, einen Sohn gebähren würde, der ihn sowohl seines Königreichs, als seines Lebens berauben würde, so ließ er sie in Ver- wahrung bringen, und befahl, daß ihre Kin- der, sobald sie geboren worden, umgebracht werden sollten. Kisna, der jüngste, wurde durch seine eig- ne Macht und Veranstaltung beiseite geschaft: und *) Und dieß aus der Ursache, weil sie sagen, daß
er bey allen Erscheinungen nur einen Theil sei- ner Gottheit geoffenbaret, in dieser aber die ganze Gottheit mitgebracht habe. ſchreibung die Erſindungskraft ihr aͤußerſtes gethan; ſo toͤdtete er Rawan, und bekam Sit- tra wieder in ſeine Haͤnde. Eilf Jahr nach ſeiner Ruͤckkunft fuhr er in den Himmel, und damit endigte ſich der zweyte Periodus der Zeit. 8) Die achte Erſcheinung des Viſtnou ge- ſchah in der Perſon des Kiſna, und wird fuͤr die merkwuͤrdigſte unter allen gehalten; *) es kann auch dieſes nicht geleugnet werden, wenn dasjenige merkwuͤrdig heißt, was ſowohl das abendtheuerlichſte und unglaublichſte, als auch das ungereimteſte und laͤcherlichſte iſt. Der Inhalt der Legende iſt folgender. Als Rajah Kaas, Koͤnig von Mottera auf der Nord- ſeite von Agra, durch Wahrſagungen aus den Haͤnden erkannte, daß ſeine Schweſter Deuki, die aus den Kuhhirten an einen Braminen ver- heyrathet war, einen Sohn gebaͤhren wuͤrde, der ihn ſowohl ſeines Koͤnigreichs, als ſeines Lebens berauben wuͤrde, ſo ließ er ſie in Ver- wahrung bringen, und befahl, daß ihre Kin- der, ſobald ſie geboren worden, umgebracht werden ſollten. Kiſna, der juͤngſte, wurde durch ſeine eig- ne Macht und Veranſtaltung beiſeite geſchaft: und *) Und dieß aus der Urſache, weil ſie ſagen, daß
er bey allen Erſcheinungen nur einen Theil ſei- ner Gottheit geoffenbaret, in dieſer aber die ganze Gottheit mitgebracht habe. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <list> <item><pb facs="#f0494" n="468"/> ſchreibung die Erſindungskraft ihr aͤußerſtes<lb/> gethan; ſo toͤdtete er Rawan, und bekam Sit-<lb/> tra wieder in ſeine Haͤnde. Eilf Jahr nach<lb/> ſeiner Ruͤckkunft fuhr er in den Himmel, und<lb/> damit endigte ſich der zweyte Periodus der<lb/> Zeit.</item><lb/> <item>8) Die achte Erſcheinung des Viſtnou ge-<lb/> ſchah in der Perſon des <hi rendition="#fr">Kiſna,</hi> und wird fuͤr<lb/> die merkwuͤrdigſte unter allen gehalten; <note place="foot" n="*)">Und dieß aus der Urſache, weil ſie ſagen, daß<lb/> er bey allen Erſcheinungen nur einen Theil ſei-<lb/> ner Gottheit geoffenbaret, in dieſer aber die<lb/> ganze Gottheit mitgebracht habe.</note> es<lb/> kann auch dieſes nicht geleugnet werden, wenn<lb/> dasjenige merkwuͤrdig heißt, was ſowohl das<lb/> abendtheuerlichſte und unglaublichſte, als auch<lb/> das ungereimteſte und laͤcherlichſte iſt. Der<lb/> Inhalt der Legende iſt folgender. Als <hi rendition="#fr">Rajah<lb/> Kaas,</hi> Koͤnig von Mottera auf der Nord-<lb/> ſeite von Agra, durch Wahrſagungen aus den<lb/> Haͤnden erkannte, daß ſeine Schweſter Deuki,<lb/> die aus den Kuhhirten an einen Braminen ver-<lb/> heyrathet war, einen Sohn gebaͤhren wuͤrde,<lb/> der ihn ſowohl ſeines Koͤnigreichs, als ſeines<lb/> Lebens berauben wuͤrde, ſo ließ er ſie in Ver-<lb/> wahrung bringen, und befahl, daß ihre Kin-<lb/> der, ſobald ſie geboren worden, umgebracht<lb/> werden ſollten.</item><lb/> <item><hi rendition="#fr">Kiſna,</hi> der juͤngſte, wurde durch ſeine eig-<lb/> ne Macht und Veranſtaltung beiſeite geſchaft:<lb/> <fw place="bottom" type="catch">und</fw><lb/></item> </list> </div> </div> </body> </text> </TEI> [468/0494]
ſchreibung die Erſindungskraft ihr aͤußerſtes
gethan; ſo toͤdtete er Rawan, und bekam Sit-
tra wieder in ſeine Haͤnde. Eilf Jahr nach
ſeiner Ruͤckkunft fuhr er in den Himmel, und
damit endigte ſich der zweyte Periodus der
Zeit.
8) Die achte Erſcheinung des Viſtnou ge-
ſchah in der Perſon des Kiſna, und wird fuͤr
die merkwuͤrdigſte unter allen gehalten; *) es
kann auch dieſes nicht geleugnet werden, wenn
dasjenige merkwuͤrdig heißt, was ſowohl das
abendtheuerlichſte und unglaublichſte, als auch
das ungereimteſte und laͤcherlichſte iſt. Der
Inhalt der Legende iſt folgender. Als Rajah
Kaas, Koͤnig von Mottera auf der Nord-
ſeite von Agra, durch Wahrſagungen aus den
Haͤnden erkannte, daß ſeine Schweſter Deuki,
die aus den Kuhhirten an einen Braminen ver-
heyrathet war, einen Sohn gebaͤhren wuͤrde,
der ihn ſowohl ſeines Koͤnigreichs, als ſeines
Lebens berauben wuͤrde, ſo ließ er ſie in Ver-
wahrung bringen, und befahl, daß ihre Kin-
der, ſobald ſie geboren worden, umgebracht
werden ſollten.
Kiſna, der juͤngſte, wurde durch ſeine eig-
ne Macht und Veranſtaltung beiſeite geſchaft:
und
*) Und dieß aus der Urſache, weil ſie ſagen, daß
er bey allen Erſcheinungen nur einen Theil ſei-
ner Gottheit geoffenbaret, in dieſer aber die
ganze Gottheit mitgebracht habe.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |