Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777.

Bild:
<< vorherige Seite
versprochen hatte, ihre Nachkommenschaft zu
erheben, zu welchem Ende sie einen Sohn, Na-
mens Ram, gleichsam zum Unterpfande beka-
men, der die Materie der siebenten Verwande-
lung ausmacht. Der Zweck dieser sechsten Ver-
wandelung, scheint die Beförderung der Lehre
von der Seelenwandlung zu seyn; ferner hat
dadurch, nach dem Innhalt des Shasters ge-
zeigt werden sollen, wie das Geschlecht der Kut-
terier anfänglich ausgerottet, nachher aber wie-
der hergestellt worden ist.
7) Ram oder Rama, heyrathete Sittra,
die Tochter eines mächtigen Rajah, die er da-
durch gewann, da er sich dem Riesen Rawan
widerseßte. Dieser Riese erhielt, außer zehen
Köpfen und zwanzig Armen, von dem Ishu-
ren das Vorrecht, viele tausend Jahre zu leben.
Als einige Zeit nachher des Ram Bruder, der
Schwester Rawan Nase und Ohren auf sei-
nem Befehl abgeschnitten, und verschiedene
Armeen geschlagen, welche die zugefügte Belei-
digung rächen sollen, so entführte Rawan, in
der Gestalt eines bettelnden Braminen, die
Sittra auf die Insel Seylan. Ram setzte ihm
nach, und gieng unter dem Beystand des Ha-
numan, und anderer Affen, (nach Rogers
Bericht, waren es Engel in Affengestalt) übers
Meer nach Seylan, und zwar vermittelst einer
Brücke von schwimmenden Steinen: und nach-
dem er große Thaten verrichtet, bey deren Be-
schreibung
G g 2
verſprochen hatte, ihre Nachkommenſchaft zu
erheben, zu welchem Ende ſie einen Sohn, Na-
mens Ram, gleichſam zum Unterpfande beka-
men, der die Materie der ſiebenten Verwande-
lung ausmacht. Der Zweck dieſer ſechſten Ver-
wandelung, ſcheint die Befoͤrderung der Lehre
von der Seelenwandlung zu ſeyn; ferner hat
dadurch, nach dem Innhalt des Shaſters ge-
zeigt werden ſollen, wie das Geſchlecht der Kut-
terier anfaͤnglich ausgerottet, nachher aber wie-
der hergeſtellt worden iſt.
7) Ram oder Rama, heyrathete Sittra,
die Tochter eines maͤchtigen Rajah, die er da-
durch gewann, da er ſich dem Rieſen Rawan
widerſeßte. Dieſer Rieſe erhielt, außer zehen
Koͤpfen und zwanzig Armen, von dem Iſhu-
ren das Vorrecht, viele tauſend Jahre zu leben.
Als einige Zeit nachher des Ram Bruder, der
Schweſter Rawan Naſe und Ohren auf ſei-
nem Befehl abgeſchnitten, und verſchiedene
Armeen geſchlagen, welche die zugefuͤgte Belei-
digung raͤchen ſollen, ſo entfuͤhrte Rawan, in
der Geſtalt eines bettelnden Braminen, die
Sittra auf die Inſel Seylan. Ram ſetzte ihm
nach, und gieng unter dem Beyſtand des Ha-
numan, und anderer Affen, (nach Rogers
Bericht, waren es Engel in Affengeſtalt) uͤbers
Meer nach Seylan, und zwar vermittelſt einer
Bruͤcke von ſchwimmenden Steinen: und nach-
dem er große Thaten verrichtet, bey deren Be-
ſchreibung
G g 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <list>
            <item><pb facs="#f0493" n="467"/>
ver&#x017F;prochen hatte, ihre Nachkommen&#x017F;chaft zu<lb/>
erheben, zu welchem Ende &#x017F;ie einen Sohn, Na-<lb/>
mens <hi rendition="#fr">Ram,</hi> gleich&#x017F;am zum Unterpfande beka-<lb/>
men, der die Materie der &#x017F;iebenten Verwande-<lb/>
lung ausmacht. Der Zweck die&#x017F;er &#x017F;ech&#x017F;ten Ver-<lb/>
wandelung, &#x017F;cheint die Befo&#x0364;rderung der Lehre<lb/>
von der Seelenwandlung zu &#x017F;eyn; ferner hat<lb/>
dadurch, nach dem Innhalt des Sha&#x017F;ters ge-<lb/>
zeigt werden &#x017F;ollen, wie das Ge&#x017F;chlecht der Kut-<lb/>
terier anfa&#x0364;nglich ausgerottet, nachher aber wie-<lb/>
der herge&#x017F;tellt worden i&#x017F;t.</item><lb/>
            <item>7) <hi rendition="#fr">Ram</hi> oder <hi rendition="#fr">Rama,</hi> heyrathete <hi rendition="#fr">Sittra,</hi><lb/>
die Tochter eines ma&#x0364;chtigen Rajah, die er da-<lb/>
durch gewann, da er &#x017F;ich dem Rie&#x017F;en <hi rendition="#fr">Rawan</hi><lb/>
wider&#x017F;eßte. Die&#x017F;er Rie&#x017F;e erhielt, außer zehen<lb/>
Ko&#x0364;pfen und zwanzig Armen, von dem I&#x017F;hu-<lb/>
ren das Vorrecht, viele tau&#x017F;end Jahre zu leben.<lb/>
Als einige Zeit nachher des Ram Bruder, der<lb/>
Schwe&#x017F;ter Rawan Na&#x017F;e und Ohren auf &#x017F;ei-<lb/>
nem Befehl abge&#x017F;chnitten, und ver&#x017F;chiedene<lb/>
Armeen ge&#x017F;chlagen, welche die zugefu&#x0364;gte Belei-<lb/>
digung ra&#x0364;chen &#x017F;ollen, &#x017F;o entfu&#x0364;hrte Rawan, in<lb/>
der Ge&#x017F;talt eines bettelnden Braminen, die<lb/>
Sittra auf die In&#x017F;el Seylan. Ram &#x017F;etzte ihm<lb/>
nach, und gieng unter dem Bey&#x017F;tand des Ha-<lb/>
numan, und anderer Affen, (nach Rogers<lb/>
Bericht, waren es Engel in Affenge&#x017F;talt) u&#x0364;bers<lb/>
Meer nach Seylan, und zwar vermittel&#x017F;t einer<lb/>
Bru&#x0364;cke von &#x017F;chwimmenden Steinen: und nach-<lb/>
dem er große Thaten verrichtet, bey deren Be-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">G g 2</fw><fw place="bottom" type="catch">&#x017F;chreibung</fw><lb/></item>
          </list>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[467/0493] verſprochen hatte, ihre Nachkommenſchaft zu erheben, zu welchem Ende ſie einen Sohn, Na- mens Ram, gleichſam zum Unterpfande beka- men, der die Materie der ſiebenten Verwande- lung ausmacht. Der Zweck dieſer ſechſten Ver- wandelung, ſcheint die Befoͤrderung der Lehre von der Seelenwandlung zu ſeyn; ferner hat dadurch, nach dem Innhalt des Shaſters ge- zeigt werden ſollen, wie das Geſchlecht der Kut- terier anfaͤnglich ausgerottet, nachher aber wie- der hergeſtellt worden iſt. 7) Ram oder Rama, heyrathete Sittra, die Tochter eines maͤchtigen Rajah, die er da- durch gewann, da er ſich dem Rieſen Rawan widerſeßte. Dieſer Rieſe erhielt, außer zehen Koͤpfen und zwanzig Armen, von dem Iſhu- ren das Vorrecht, viele tauſend Jahre zu leben. Als einige Zeit nachher des Ram Bruder, der Schweſter Rawan Naſe und Ohren auf ſei- nem Befehl abgeſchnitten, und verſchiedene Armeen geſchlagen, welche die zugefuͤgte Belei- digung raͤchen ſollen, ſo entfuͤhrte Rawan, in der Geſtalt eines bettelnden Braminen, die Sittra auf die Inſel Seylan. Ram ſetzte ihm nach, und gieng unter dem Beyſtand des Ha- numan, und anderer Affen, (nach Rogers Bericht, waren es Engel in Affengeſtalt) uͤbers Meer nach Seylan, und zwar vermittelſt einer Bruͤcke von ſchwimmenden Steinen: und nach- dem er große Thaten verrichtet, bey deren Be- ſchreibung G g 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777/493
Zitationshilfe: [Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777, S. 467. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777/493>, abgerufen am 18.06.2024.