[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777.ihm dieses war gewähret worden, so nahm er seine eigene Gestalt wieder an, und bedeckte mit einem seiner Füße die ganze Erde, mit dem an- dern aber das Paradies. Darauf setzte er den- selben weg, und stellte ihn über die höllischen Gegenden, und bekam also drey Theile in Be- sitz. Doch machte er den Mavali zum Thür- hüter des Paradieses. 6) Die nächste Verwandlung des Vistnou geschah in der Gestalt eines Prassaram, eines schönen Knaben, der aus Gehorsam gegen den Willen seines Vaters, seiner Mutter den Kopf abschlug; allein auf sein Bitten schenkte ihr sein Vater das Leben wieder. Darum wid- mete er sich selbst dem Vistnou zwölf Jahre, in welcher Zeit, er ohne Unterlaß mit kreutzweise übereinander geschlagenen Füßen saß. Indes- sen erschlug ein mächtiger Rajah seinen Vater, ob er gleich sein Schwager war, weil er sich weigerte, ihm Kamdoga, oder die weisse Kuh des Ueberflusses zu geben, die er vom Rajah Inder, dem Könige der seligen Seelen geborgt, um seine Anverwandten desto besser zu bewir- then. Als Passaram dieses von der Kuh er- fuhr, so gieng er hin, und erschlug das ganze Geschlecht der Rajahen, die auf Erden gefun- den wurden. Allein die Seelen seines Vaters und Mutter wurden abgeschickt, die Leiber des Rajah Dasserat und seines Weibes, wieder auf Befehl des Vistnou, zu beleben, welcher ihnen ver-
ihm dieſes war gewaͤhret worden, ſo nahm er ſeine eigene Geſtalt wieder an, und bedeckte mit einem ſeiner Fuͤße die ganze Erde, mit dem an- dern aber das Paradies. Darauf ſetzte er den- ſelben weg, und ſtellte ihn uͤber die hoͤlliſchen Gegenden, und bekam alſo drey Theile in Be- ſitz. Doch machte er den Mavali zum Thuͤr- huͤter des Paradieſes. 6) Die naͤchſte Verwandlung des Viſtnou geſchah in der Geſtalt eines Praſſaram, eines ſchoͤnen Knaben, der aus Gehorſam gegen den Willen ſeines Vaters, ſeiner Mutter den Kopf abſchlug; allein auf ſein Bitten ſchenkte ihr ſein Vater das Leben wieder. Darum wid- mete er ſich ſelbſt dem Viſtnou zwoͤlf Jahre, in welcher Zeit, er ohne Unterlaß mit kreutzweiſe uͤbereinander geſchlagenen Fuͤßen ſaß. Indeſ- ſen erſchlug ein maͤchtiger Rajah ſeinen Vater, ob er gleich ſein Schwager war, weil er ſich weigerte, ihm Kamdoga, oder die weiſſe Kuh des Ueberfluſſes zu geben, die er vom Rajah Inder, dem Koͤnige der ſeligen Seelen geborgt, um ſeine Anverwandten deſto beſſer zu bewir- then. Als Paſſaram dieſes von der Kuh er- fuhr, ſo gieng er hin, und erſchlug das ganze Geſchlecht der Rajahen, die auf Erden gefun- den wurden. Allein die Seelen ſeines Vaters und Mutter wurden abgeſchickt, die Leiber des Rajah Daſſerat und ſeines Weibes, wieder auf Befehl des Viſtnou, zu beleben, welcher ihnen ver-
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dern aber das Paradies. Darauf ſetzte er den-
ſelben weg, und ſtellte ihn uͤber die hoͤlliſchen
Gegenden, und bekam alſo drey Theile in Be-
ſitz. Doch machte er den Mavali zum Thuͤr-
huͤter des Paradieſes.
6) Die naͤchſte Verwandlung des Viſtnou
geſchah in der Geſtalt eines Praſſaram, eines
ſchoͤnen Knaben, der aus Gehorſam gegen den
Willen ſeines Vaters, ſeiner Mutter den Kopf
abſchlug; allein auf ſein Bitten ſchenkte ihr
ſein Vater das Leben wieder. Darum wid-
mete er ſich ſelbſt dem Viſtnou zwoͤlf Jahre, in
welcher Zeit, er ohne Unterlaß mit kreutzweiſe
uͤbereinander geſchlagenen Fuͤßen ſaß. Indeſ-
ſen erſchlug ein maͤchtiger Rajah ſeinen Vater,
ob er gleich ſein Schwager war, weil er ſich
weigerte, ihm Kamdoga, oder die weiſſe Kuh
des Ueberfluſſes zu geben, die er vom Rajah
Inder, dem Koͤnige der ſeligen Seelen geborgt,
um ſeine Anverwandten deſto beſſer zu bewir-
then. Als Paſſaram dieſes von der Kuh er-
fuhr, ſo gieng er hin, und erſchlug das ganze
Geſchlecht der Rajahen, die auf Erden gefun-
den wurden. Allein die Seelen ſeines Vaters
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