würde. Er ließ sich also in einer dicken Wolke auf den Berg Meropurbati herab, foderte den Brama vor sich, gab ihm ein Buch in die Hand, und befahl ihm, den Innhalt dem zer- streuten Menschengeschlechte bekannt zu machen. Dieß that er auch. Das Buch selbst besteht aus drey Theilen. Im ersten Theile ist das Moralgesetz enthalten. Der zweyte faßt das Cerimoniengesetz in sich, und schreibt die Ge- bräuche vor, die beym Gottesdienste sollen beob- achtet werden. Der dritte Tractat theilt die Menschen in verschiedene Stämme ab, und giebt Regeln, die von einem jeden müssen beob- achtet werden.
Der erste Theil dieses Buchs, der, wie ge- sagt, das Moralgesetz enthält, schreibt haupt- sächlich folgende acht Gebote vor:
1) Das erste verbietet, kein lebendiges Thier zu tödten, weil das Thier sowohl, als der Mensch, eine lebendige Seele hat.
2) Das zweyte verbietet, etwas Böses zu besehen oder zu hören, zu reden, desglei- chen Wein zu trinken, Fleisch zu essen, oder etwas Unreines zu berühren.
3) Das dritte befiehlt die Beobachtung der zur Andacht bestimmten Zeiten, die Rei- nigungen, den Gottesdienst und Gebet zu Gott.
4) Das vierte untersagt alles Lügen, nebst der Absicht, andere im Umgange, im Kaufen und in Contracten zu betrügen.
Das
wuͤrde. Er ließ ſich alſo in einer dicken Wolke auf den Berg Meropurbati herab, foderte den Brama vor ſich, gab ihm ein Buch in die Hand, und befahl ihm, den Innhalt dem zer- ſtreuten Menſchengeſchlechte bekannt zu machen. Dieß that er auch. Das Buch ſelbſt beſteht aus drey Theilen. Im erſten Theile iſt das Moralgeſetz enthalten. Der zweyte faßt das Cerimoniengeſetz in ſich, und ſchreibt die Ge- braͤuche vor, die beym Gottesdienſte ſollen beob- achtet werden. Der dritte Tractat theilt die Menſchen in verſchiedene Staͤmme ab, und giebt Regeln, die von einem jeden muͤſſen beob- achtet werden.
Der erſte Theil dieſes Buchs, der, wie ge- ſagt, das Moralgeſetz enthaͤlt, ſchreibt haupt- ſaͤchlich folgende acht Gebote vor:
1) Das erſte verbietet, kein lebendiges Thier zu toͤdten, weil das Thier ſowohl, als der Menſch, eine lebendige Seele hat.
2) Das zweyte verbietet, etwas Boͤſes zu beſehen oder zu hoͤren, zu reden, desglei- chen Wein zu trinken, Fleiſch zu eſſen, oder etwas Unreines zu beruͤhren.
3) Das dritte befiehlt die Beobachtung der zur Andacht beſtimmten Zeiten, die Rei- nigungen, den Gottesdienſt und Gebet zu Gott.
4) Das vierte unterſagt alles Luͤgen, nebſt der Abſicht, andere im Umgange, im Kaufen und in Contracten zu betruͤgen.
Das
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wuͤrde. Er ließ ſich alſo in einer dicken Wolke
auf den Berg Meropurbati herab, foderte den
Brama vor ſich, gab ihm ein Buch in die
Hand, und befahl ihm, den Innhalt dem zer-
ſtreuten Menſchengeſchlechte bekannt zu machen.
Dieß that er auch. Das Buch ſelbſt beſteht
aus drey Theilen. Im erſten Theile iſt das
Moralgeſetz enthalten. Der zweyte faßt das
Cerimoniengeſetz in ſich, und ſchreibt die Ge-
braͤuche vor, die beym Gottesdienſte ſollen beob-
achtet werden. Der dritte Tractat theilt die
Menſchen in verſchiedene Staͤmme ab, und
giebt Regeln, die von einem jeden muͤſſen beob-
achtet werden.
Der erſte Theil dieſes Buchs, der, wie ge-
ſagt, das Moralgeſetz enthaͤlt, ſchreibt haupt-
ſaͤchlich folgende acht Gebote vor:
1) Das erſte verbietet, kein lebendiges Thier
zu toͤdten, weil das Thier ſowohl, als der
Menſch, eine lebendige Seele hat.
2) Das zweyte verbietet, etwas Boͤſes zu
beſehen oder zu hoͤren, zu reden, desglei-
chen Wein zu trinken, Fleiſch zu eſſen,
oder etwas Unreines zu beruͤhren.
3) Das dritte befiehlt die Beobachtung der
zur Andacht beſtimmten Zeiten, die Rei-
nigungen, den Gottesdienſt und Gebet zu
Gott.
4) Das vierte unterſagt alles Luͤgen, nebſt
der Abſicht, andere im Umgange, im
Kaufen und in Contracten zu betruͤgen.
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[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777, S. 448. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777/474>, abgerufen am 22.11.2024.
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