hebt. Die Länder in Hindistan bringen einen Ueberfluß an Gedreide, Früchten, Baumwolle, Seide, Zugvieh, Diamanten, und andere schätzbare Nothwendigkeiten hervor, es giebt ader auch in diesen Ländern große Striche, die zur Bearbeitung ganz unfähig sind, und die Einwohner in andern Gegenden geben sich keine Mühe, sie tragbar zu machen. Da auch der Kayser überdieß allein Eigenthümer dieser Län- der ist, und das Volk keinen Theil daran hat, so wird für die Verbesserung derselben nicht ge- sorgt. Um nun dieser Unbequemlichkeit einiger- maßen abzuhelfen, so ließ Akber, der die Fi- nanzen seines Reichs auf einen bessern Fuß ge- setzt hat, den Statthaltern und Gouverneuren, statt der Besoldungen, die ihnen sonst in Gelde ausgezahlt wurden, Ländereyen in ihren beson- dern Departementen anweisen, um sie zu ihren Vortheil anbauen zu lassen, und hielt sie an, für die übrigen Felder eine gewisse Summe, nach Proportion ihrer Fruchtbarkeit zu be- zahlen.
Diese Gouverneurs, die eigetlich zu reden, weiter nichts sind, als Reichspächter, verpach- ten diese wieder an andere. Da aber die Ackersleute weiter nichts als ihren Unterhalt haben, so hält es schwer, ohne Zwang zu dieser Arbeit Bauern zu bekommen. Dadurch werden sie veranlaßt, in die Gebiete der Rajahs zu flüchten, die mit ihnen etwas menschlicher um- gehen. Und dadurch werden die Länder des
Groß-
hebt. Die Laͤnder in Hindiſtan bringen einen Ueberfluß an Gedreide, Fruͤchten, Baumwolle, Seide, Zugvieh, Diamanten, und andere ſchaͤtzbare Nothwendigkeiten hervor, es giebt ader auch in dieſen Laͤndern große Striche, die zur Bearbeitung ganz unfaͤhig ſind, und die Einwohner in andern Gegenden geben ſich keine Muͤhe, ſie tragbar zu machen. Da auch der Kayſer uͤberdieß allein Eigenthuͤmer dieſer Laͤn- der iſt, und das Volk keinen Theil daran hat, ſo wird fuͤr die Verbeſſerung derſelben nicht ge- ſorgt. Um nun dieſer Unbequemlichkeit einiger- maßen abzuhelfen, ſo ließ Akber, der die Fi- nanzen ſeines Reichs auf einen beſſern Fuß ge- ſetzt hat, den Statthaltern und Gouverneuren, ſtatt der Beſoldungen, die ihnen ſonſt in Gelde ausgezahlt wurden, Laͤndereyen in ihren beſon- dern Departementen anweiſen, um ſie zu ihren Vortheil anbauen zu laſſen, und hielt ſie an, fuͤr die uͤbrigen Felder eine gewiſſe Summe, nach Proportion ihrer Fruchtbarkeit zu be- zahlen.
Dieſe Gouverneurs, die eigetlich zu reden, weiter nichts ſind, als Reichspaͤchter, verpach- ten dieſe wieder an andere. Da aber die Ackersleute weiter nichts als ihren Unterhalt haben, ſo haͤlt es ſchwer, ohne Zwang zu dieſer Arbeit Bauern zu bekommen. Dadurch werden ſie veranlaßt, in die Gebiete der Rajahs zu fluͤchten, die mit ihnen etwas menſchlicher um- gehen. Und dadurch werden die Laͤnder des
Groß-
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hebt. Die Laͤnder in Hindiſtan bringen einen
Ueberfluß an Gedreide, Fruͤchten, Baumwolle,
Seide, Zugvieh, Diamanten, und andere
ſchaͤtzbare Nothwendigkeiten hervor, es giebt
ader auch in dieſen Laͤndern große Striche, die
zur Bearbeitung ganz unfaͤhig ſind, und die
Einwohner in andern Gegenden geben ſich keine
Muͤhe, ſie tragbar zu machen. Da auch der
Kayſer uͤberdieß allein Eigenthuͤmer dieſer Laͤn-
der iſt, und das Volk keinen Theil daran hat,
ſo wird fuͤr die Verbeſſerung derſelben nicht ge-
ſorgt. Um nun dieſer Unbequemlichkeit einiger-
maßen abzuhelfen, ſo ließ Akber, der die Fi-
nanzen ſeines Reichs auf einen beſſern Fuß ge-
ſetzt hat, den Statthaltern und Gouverneuren,
ſtatt der Beſoldungen, die ihnen ſonſt in Gelde
ausgezahlt wurden, Laͤndereyen in ihren beſon-
dern Departementen anweiſen, um ſie zu ihren
Vortheil anbauen zu laſſen, und hielt ſie an,
fuͤr die uͤbrigen Felder eine gewiſſe Summe,
nach Proportion ihrer Fruchtbarkeit zu be-
zahlen.
Dieſe Gouverneurs, die eigetlich zu reden,
weiter nichts ſind, als Reichspaͤchter, verpach-
ten dieſe wieder an andere. Da aber die
Ackersleute weiter nichts als ihren Unterhalt
haben, ſo haͤlt es ſchwer, ohne Zwang zu dieſer
Arbeit Bauern zu bekommen. Dadurch werden
ſie veranlaßt, in die Gebiete der Rajahs zu
fluͤchten, die mit ihnen etwas menſchlicher um-
gehen. Und dadurch werden die Laͤnder des
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[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777, S. 426. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777/452>, abgerufen am 25.11.2024.
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