Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777.

Bild:
<< vorherige Seite

seiner Säbel heißt Alam Gäir, der Eroberer
der Erde; ein anderer, Fale Alam, der Be-
sieger der Welt. Alle Freytage Morgens, ver-
richtet der Großmogol sein Gebet im Zeughau-
se, Gott zu bitten, daß er mit seinen Sä-
"beln Siege erfechte," und dem Namen des
"Einigen bey seinen Feinden Verehrung erwer-
"ben möge.)

Seine Ställe sind der Menge seiner Sol-
daten gemäß. Sie enthalten erstaunlich viel
Pferde und Elephanten. Seine Pferde sind
etwa 12000 davon er doch nur 20 oder 30 für
seine Person wählet: die übrigen dienen zu
Pracht oder zu Geschenken. Die Großmogo-
len pflegen jedem, von dem sie den geringsten
Dienst erhalten haben ein Pferd und eine Klei-
dung zu geben. Man läßt alle Pferde aus
Persten, Arabien, und der Tartarey kommen.
Die man in Indien zieht, sind stätig, scheu,
weich, und kraftlos. Ihrer kommen jährlich
über 100000 von Balk, Bokara, und Ka-
bul, welches ein ansehnlicher Vortheil für die
Zölle des Reichs ist, die 25 von 100 für ih-
ren Werth bekommen. Die besten werden zum
Dienst des Fürsten abgesondert; die übrigen
denen verkauft, die ihrer Aemter wegen Sol-
daten beritten machen müssen. Man hat in
verschiedenen Nachrichten angemerkt, daß ihr
Futter in Indien nicht dem europäischen ähn-
lich ist, weil man in einem so warmen Lande,
nur an den Ufern der Flüsse Heu sammeln

kann.
D d 4

ſeiner Saͤbel heißt Alam Gaͤir, der Eroberer
der Erde; ein anderer, Fale Alam, der Be-
ſieger der Welt. Alle Freytage Morgens, ver-
richtet der Großmogol ſein Gebet im Zeughau-
ſe, Gott zu bitten, daß er mit ſeinen Saͤ-
„beln Siege erfechte,„ und dem Namen des
„Einigen bey ſeinen Feinden Verehrung erwer-
„ben moͤge.)

Seine Staͤlle ſind der Menge ſeiner Sol-
daten gemaͤß. Sie enthalten erſtaunlich viel
Pferde und Elephanten. Seine Pferde ſind
etwa 12000 davon er doch nur 20 oder 30 fuͤr
ſeine Perſon waͤhlet: die uͤbrigen dienen zu
Pracht oder zu Geſchenken. Die Großmogo-
len pflegen jedem, von dem ſie den geringſten
Dienſt erhalten haben ein Pferd und eine Klei-
dung zu geben. Man laͤßt alle Pferde aus
Perſten, Arabien, und der Tartarey kommen.
Die man in Indien zieht, ſind ſtaͤtig, ſcheu,
weich, und kraftlos. Ihrer kommen jaͤhrlich
uͤber 100000 von Balk, Bokara, und Ka-
bul, welches ein anſehnlicher Vortheil fuͤr die
Zoͤlle des Reichs iſt, die 25 von 100 fuͤr ih-
ren Werth bekommen. Die beſten werden zum
Dienſt des Fuͤrſten abgeſondert; die uͤbrigen
denen verkauft, die ihrer Aemter wegen Sol-
daten beritten machen muͤſſen. Man hat in
verſchiedenen Nachrichten angemerkt, daß ihr
Futter in Indien nicht dem europaͤiſchen aͤhn-
lich iſt, weil man in einem ſo warmen Lande,
nur an den Ufern der Fluͤſſe Heu ſammeln

kann.
D d 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0449" n="423"/>
&#x017F;einer Sa&#x0364;bel heißt Alam Ga&#x0364;ir, der Eroberer<lb/>
der Erde; ein anderer, Fale Alam, der Be-<lb/>
&#x017F;ieger der Welt. Alle Freytage Morgens, ver-<lb/>
richtet der Großmogol &#x017F;ein Gebet im Zeughau-<lb/>
&#x017F;e, Gott zu bitten, daß er mit &#x017F;einen Sa&#x0364;-<lb/>
&#x201E;beln Siege erfechte,&#x201E; und dem Namen des<lb/>
&#x201E;Einigen bey &#x017F;einen Feinden Verehrung erwer-<lb/>
&#x201E;ben mo&#x0364;ge.)</p><lb/>
          <p>Seine Sta&#x0364;lle &#x017F;ind der Menge &#x017F;einer Sol-<lb/>
daten gema&#x0364;ß. Sie enthalten er&#x017F;taunlich viel<lb/>
Pferde und Elephanten. Seine Pferde &#x017F;ind<lb/>
etwa 12000 davon er doch nur 20 oder 30 fu&#x0364;r<lb/>
&#x017F;eine Per&#x017F;on wa&#x0364;hlet: die u&#x0364;brigen dienen zu<lb/>
Pracht oder zu Ge&#x017F;chenken. Die Großmogo-<lb/>
len pflegen jedem, von dem &#x017F;ie den gering&#x017F;ten<lb/>
Dien&#x017F;t erhalten haben ein Pferd und eine Klei-<lb/>
dung zu geben. Man la&#x0364;ßt alle Pferde aus<lb/>
Per&#x017F;ten, Arabien, und der Tartarey kommen.<lb/>
Die man in Indien zieht, &#x017F;ind &#x017F;ta&#x0364;tig, &#x017F;cheu,<lb/>
weich, und kraftlos. Ihrer kommen ja&#x0364;hrlich<lb/>
u&#x0364;ber 100000 von Balk, Bokara, und Ka-<lb/>
bul, welches ein an&#x017F;ehnlicher Vortheil fu&#x0364;r die<lb/>
Zo&#x0364;lle des Reichs i&#x017F;t, die 25 von 100 fu&#x0364;r ih-<lb/>
ren Werth bekommen. Die be&#x017F;ten werden zum<lb/>
Dien&#x017F;t des Fu&#x0364;r&#x017F;ten abge&#x017F;ondert; die u&#x0364;brigen<lb/>
denen verkauft, die ihrer Aemter wegen Sol-<lb/>
daten beritten machen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en. Man hat in<lb/>
ver&#x017F;chiedenen Nachrichten angemerkt, daß ihr<lb/>
Futter in Indien nicht dem europa&#x0364;i&#x017F;chen a&#x0364;hn-<lb/>
lich i&#x017F;t, weil man in einem &#x017F;o warmen Lande,<lb/>
nur an den Ufern der Flu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e Heu &#x017F;ammeln<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">D d 4</fw><fw place="bottom" type="catch">kann.</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[423/0449] ſeiner Saͤbel heißt Alam Gaͤir, der Eroberer der Erde; ein anderer, Fale Alam, der Be- ſieger der Welt. Alle Freytage Morgens, ver- richtet der Großmogol ſein Gebet im Zeughau- ſe, Gott zu bitten, daß er mit ſeinen Saͤ- „beln Siege erfechte,„ und dem Namen des „Einigen bey ſeinen Feinden Verehrung erwer- „ben moͤge.) Seine Staͤlle ſind der Menge ſeiner Sol- daten gemaͤß. Sie enthalten erſtaunlich viel Pferde und Elephanten. Seine Pferde ſind etwa 12000 davon er doch nur 20 oder 30 fuͤr ſeine Perſon waͤhlet: die uͤbrigen dienen zu Pracht oder zu Geſchenken. Die Großmogo- len pflegen jedem, von dem ſie den geringſten Dienſt erhalten haben ein Pferd und eine Klei- dung zu geben. Man laͤßt alle Pferde aus Perſten, Arabien, und der Tartarey kommen. Die man in Indien zieht, ſind ſtaͤtig, ſcheu, weich, und kraftlos. Ihrer kommen jaͤhrlich uͤber 100000 von Balk, Bokara, und Ka- bul, welches ein anſehnlicher Vortheil fuͤr die Zoͤlle des Reichs iſt, die 25 von 100 fuͤr ih- ren Werth bekommen. Die beſten werden zum Dienſt des Fuͤrſten abgeſondert; die uͤbrigen denen verkauft, die ihrer Aemter wegen Sol- daten beritten machen muͤſſen. Man hat in verſchiedenen Nachrichten angemerkt, daß ihr Futter in Indien nicht dem europaͤiſchen aͤhn- lich iſt, weil man in einem ſo warmen Lande, nur an den Ufern der Fluͤſſe Heu ſammeln kann. D d 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777/449
Zitationshilfe: [Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777, S. 423. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777/449>, abgerufen am 26.06.2024.