ein Clystier setzen laßen. Unser Verfasser hält dieß für unrichtig; denn er erzählt, daß ein Arzt sich dieses Mittels bey Vornehmen zu Ka- hira bedient habe. -- Daß die Mohammeda- ner ihren Kranken bisweilen eine Ader öfnen, ist bekannt. -- Das Schröpfen ist bey den Arabern sehr gemein. Die Werkzeuge, welche sie dazu gebrauchen, sind aber sehr schlecht. Die gemeinen Leute zu Basra, und besonders die Hamals, d. i. die Lastträger, zerhacken sich das Fleisch unter der Wade, daß ihnen das Blut an den Beinen herunter strömt; denn hierdurch glauben sie stark zu werden. Wenn die Araber einem Missethäter die Hand oder ei- nen Fuß abgehauen haben, so stecken sie den Stumpf in gekochtes Oehl, um das Blut zu stillen.
Die südlichen Araber wollen behaupten, daß das Salben den Leib stärke, und sie, da sie fast nackend gehen, gegen die Hitze der Sonne schütze. -- Die Zahnschmerzen scheinen über- haupt bey den Mohammedanern seltner zu seyn, als bey den Europäern, vermuthlich, weil sie sich fleißiger waschen. Sie essen k[a]um Früchte, und noch viel weniger andre Speisen, ohne sich den Mund gleich nachher zu reinigen. Indessen sind die Zahnschmerzen den Arabern, und für- nemlich denen, die in den Städten wohnen, nicht unbekannt. Man hält dafür, daß der üble Geruch auf den Abtritten, welche nicht be- ständig rein gehalten werden, den Zähnen sehr
schädlich
ein Clyſtier ſetzen laßen. Unſer Verfaſſer haͤlt dieß fuͤr unrichtig; denn er erzaͤhlt, daß ein Arzt ſich dieſes Mittels bey Vornehmen zu Ka- hira bedient habe. — Daß die Mohammeda- ner ihren Kranken bisweilen eine Ader oͤfnen, iſt bekannt. — Das Schroͤpfen iſt bey den Arabern ſehr gemein. Die Werkzeuge, welche ſie dazu gebrauchen, ſind aber ſehr ſchlecht. Die gemeinen Leute zu Basra, und beſonders die Hamals, d. i. die Laſttraͤger, zerhacken ſich das Fleiſch unter der Wade, daß ihnen das Blut an den Beinen herunter ſtroͤmt; denn hierdurch glauben ſie ſtark zu werden. Wenn die Araber einem Miſſethaͤter die Hand oder ei- nen Fuß abgehauen haben, ſo ſtecken ſie den Stumpf in gekochtes Oehl, um das Blut zu ſtillen.
Die ſuͤdlichen Araber wollen behaupten, daß das Salben den Leib ſtaͤrke, und ſie, da ſie faſt nackend gehen, gegen die Hitze der Sonne ſchuͤtze. — Die Zahnſchmerzen ſcheinen uͤber- haupt bey den Mohammedanern ſeltner zu ſeyn, als bey den Europaͤern, vermuthlich, weil ſie ſich fleißiger waſchen. Sie eſſen k[a]um Fruͤchte, und noch viel weniger andre Speiſen, ohne ſich den Mund gleich nachher zu reinigen. Indeſſen ſind die Zahnſchmerzen den Arabern, und fuͤr- nemlich denen, die in den Staͤdten wohnen, nicht unbekannt. Man haͤlt dafuͤr, daß der uͤble Geruch auf den Abtritten, welche nicht be- ſtaͤndig rein gehalten werden, den Zaͤhnen ſehr
ſchaͤdlich
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ein Clyſtier ſetzen laßen. Unſer Verfaſſer haͤlt
dieß fuͤr unrichtig; denn er erzaͤhlt, daß ein
Arzt ſich dieſes Mittels bey Vornehmen zu Ka-
hira bedient habe. — Daß die Mohammeda-
ner ihren Kranken bisweilen eine Ader oͤfnen,
iſt bekannt. — Das Schroͤpfen iſt bey den
Arabern ſehr gemein. Die Werkzeuge, welche
ſie dazu gebrauchen, ſind aber ſehr ſchlecht.
Die gemeinen Leute zu Basra, und beſonders
die Hamals, d. i. die Laſttraͤger, zerhacken ſich
das Fleiſch unter der Wade, daß ihnen das
Blut an den Beinen herunter ſtroͤmt; denn
hierdurch glauben ſie ſtark zu werden. Wenn
die Araber einem Miſſethaͤter die Hand oder ei-
nen Fuß abgehauen haben, ſo ſtecken ſie den
Stumpf in gekochtes Oehl, um das Blut zu
ſtillen.
Die ſuͤdlichen Araber wollen behaupten, daß
das Salben den Leib ſtaͤrke, und ſie, da ſie faſt
nackend gehen, gegen die Hitze der Sonne
ſchuͤtze. — Die Zahnſchmerzen ſcheinen uͤber-
haupt bey den Mohammedanern ſeltner zu ſeyn,
als bey den Europaͤern, vermuthlich, weil ſie
ſich fleißiger waſchen. Sie eſſen kaum Fruͤchte,
und noch viel weniger andre Speiſen, ohne ſich
den Mund gleich nachher zu reinigen. Indeſſen
ſind die Zahnſchmerzen den Arabern, und fuͤr-
nemlich denen, die in den Staͤdten wohnen,
nicht unbekannt. Man haͤlt dafuͤr, daß der
uͤble Geruch auf den Abtritten, welche nicht be-
ſtaͤndig rein gehalten werden, den Zaͤhnen ſehr
ſchaͤdlich
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[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777, S. 252. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777/278>, abgerufen am 23.11.2024.
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