medaner fasten nicht so wie die Christen, son- dern sie dürfen von dem Anbruch des Tages, d. i. von der Morgendämmerung an, bis zum Untergang der Sonne, gar nichts genießen. Dieses ist gewiß sehr hart für diejenigen, wel- che genöthigt sind, ihr Brodt des Tages zu ver- dienen. Für die Reichen hingegen, ist dieses Fasten in Arabien, wo der Tag im Sommer nicht viel länger ist, als ein Winter, nicht so beschwerlich, weil sie sich des Nachts überflüßig sättigen, und des Tages ausschlafen können. Aber glücklich sind die nordischen Völker, daß die mohammedanische Religion sich nicht bis in ihre Gränzen ausgedehnt hat. Sie würden, wenn der Ramadan in den Sommer fiele, aus Gehorsam gegen die Religion, todt hungern müßen.
Zu Maskat und in Persien, rechnet man auch nach den vorhin erwähnten Mondenmona- ten. Man hat überdieß noch eine Art, die Zeit zu berechnen, nach welcher das Jahr an dem Tage des Aequinoctiums anfängt. Dieser Tag wird der Naurus genannt. -- Die coptischen Christen in Egypten zählen 5500 Jahre von Er- schaffung der Welt, bis zu Christi Geburt, und von dieser Zeit an, nur 276 Jahre bis zu dem Anfange der diocletianischen Zeitrechnung. Im Jahre 1762 zählten sie nur 1478 Jahre, nach der diocletianischen Zeitrechnung, und 1754 Jahre nach Christi Geburt. Ihre Monate sind alle gleich, und jeder hat dreyßig Tage. Sie
schalten
medaner faſten nicht ſo wie die Chriſten, ſon- dern ſie duͤrfen von dem Anbruch des Tages, d. i. von der Morgendaͤmmerung an, bis zum Untergang der Sonne, gar nichts genießen. Dieſes iſt gewiß ſehr hart fuͤr diejenigen, wel- che genoͤthigt ſind, ihr Brodt des Tages zu ver- dienen. Fuͤr die Reichen hingegen, iſt dieſes Faſten in Arabien, wo der Tag im Sommer nicht viel laͤnger iſt, als ein Winter, nicht ſo beſchwerlich, weil ſie ſich des Nachts uͤberfluͤßig ſaͤttigen, und des Tages ausſchlafen koͤnnen. Aber gluͤcklich ſind die nordiſchen Voͤlker, daß die mohammedaniſche Religion ſich nicht bis in ihre Graͤnzen ausgedehnt hat. Sie wuͤrden, wenn der Ramadan in den Sommer fiele, aus Gehorſam gegen die Religion, todt hungern muͤßen.
Zu Maſkat und in Perſien, rechnet man auch nach den vorhin erwaͤhnten Mondenmona- ten. Man hat uͤberdieß noch eine Art, die Zeit zu berechnen, nach welcher das Jahr an dem Tage des Aequinoctiums anfaͤngt. Dieſer Tag wird der Naurus genannt. — Die coptiſchen Chriſten in Egypten zaͤhlen 5500 Jahre von Er- ſchaffung der Welt, bis zu Chriſti Geburt, und von dieſer Zeit an, nur 276 Jahre bis zu dem Anfange der diocletianiſchen Zeitrechnung. Im Jahre 1762 zaͤhlten ſie nur 1478 Jahre, nach der diocletianiſchen Zeitrechnung, und 1754 Jahre nach Chriſti Geburt. Ihre Monate ſind alle gleich, und jeder hat dreyßig Tage. Sie
ſchalten
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0262"n="236"/>
medaner faſten nicht ſo wie die Chriſten, ſon-<lb/>
dern ſie duͤrfen von dem Anbruch des Tages,<lb/>
d. i. von der Morgendaͤmmerung an, bis zum<lb/>
Untergang der Sonne, gar nichts genießen.<lb/>
Dieſes iſt gewiß ſehr hart fuͤr diejenigen, wel-<lb/>
che genoͤthigt ſind, ihr Brodt des Tages zu ver-<lb/>
dienen. Fuͤr die Reichen hingegen, iſt dieſes<lb/>
Faſten in Arabien, wo der Tag im Sommer<lb/>
nicht viel laͤnger iſt, als ein Winter, nicht ſo<lb/>
beſchwerlich, weil ſie ſich des Nachts uͤberfluͤßig<lb/>ſaͤttigen, und des Tages ausſchlafen koͤnnen.<lb/>
Aber gluͤcklich ſind die nordiſchen Voͤlker, daß<lb/>
die mohammedaniſche Religion ſich nicht bis in<lb/>
ihre Graͤnzen ausgedehnt hat. Sie wuͤrden,<lb/>
wenn der Ramadan in den Sommer fiele, aus<lb/>
Gehorſam gegen die Religion, todt hungern<lb/>
muͤßen.</p><lb/><p>Zu Maſkat und in Perſien, rechnet man<lb/>
auch nach den vorhin erwaͤhnten Mondenmona-<lb/>
ten. Man hat uͤberdieß noch eine Art, die Zeit<lb/>
zu berechnen, nach welcher das Jahr an dem<lb/>
Tage des Aequinoctiums anfaͤngt. Dieſer Tag<lb/>
wird der Naurus genannt. — Die coptiſchen<lb/>
Chriſten in Egypten zaͤhlen 5500 Jahre von Er-<lb/>ſchaffung der Welt, bis zu Chriſti Geburt, und<lb/>
von dieſer Zeit an, nur 276 Jahre bis zu dem<lb/>
Anfange der diocletianiſchen Zeitrechnung. Im<lb/>
Jahre 1762 zaͤhlten ſie nur 1478 Jahre, nach<lb/>
der diocletianiſchen Zeitrechnung, und 1754<lb/>
Jahre nach Chriſti Geburt. Ihre Monate ſind<lb/>
alle gleich, und jeder hat dreyßig Tage. Sie<lb/><fwplace="bottom"type="catch">ſchalten</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[236/0262]
medaner faſten nicht ſo wie die Chriſten, ſon-
dern ſie duͤrfen von dem Anbruch des Tages,
d. i. von der Morgendaͤmmerung an, bis zum
Untergang der Sonne, gar nichts genießen.
Dieſes iſt gewiß ſehr hart fuͤr diejenigen, wel-
che genoͤthigt ſind, ihr Brodt des Tages zu ver-
dienen. Fuͤr die Reichen hingegen, iſt dieſes
Faſten in Arabien, wo der Tag im Sommer
nicht viel laͤnger iſt, als ein Winter, nicht ſo
beſchwerlich, weil ſie ſich des Nachts uͤberfluͤßig
ſaͤttigen, und des Tages ausſchlafen koͤnnen.
Aber gluͤcklich ſind die nordiſchen Voͤlker, daß
die mohammedaniſche Religion ſich nicht bis in
ihre Graͤnzen ausgedehnt hat. Sie wuͤrden,
wenn der Ramadan in den Sommer fiele, aus
Gehorſam gegen die Religion, todt hungern
muͤßen.
Zu Maſkat und in Perſien, rechnet man
auch nach den vorhin erwaͤhnten Mondenmona-
ten. Man hat uͤberdieß noch eine Art, die Zeit
zu berechnen, nach welcher das Jahr an dem
Tage des Aequinoctiums anfaͤngt. Dieſer Tag
wird der Naurus genannt. — Die coptiſchen
Chriſten in Egypten zaͤhlen 5500 Jahre von Er-
ſchaffung der Welt, bis zu Chriſti Geburt, und
von dieſer Zeit an, nur 276 Jahre bis zu dem
Anfange der diocletianiſchen Zeitrechnung. Im
Jahre 1762 zaͤhlten ſie nur 1478 Jahre, nach
der diocletianiſchen Zeitrechnung, und 1754
Jahre nach Chriſti Geburt. Ihre Monate ſind
alle gleich, und jeder hat dreyßig Tage. Sie
ſchalten
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777, S. 236. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777/262>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.