Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777.

Bild:
<< vorherige Seite

Holz und Steinen braucht, desgleichen zu den
Büchertitteln, bey welchen man die Buchstaben
oft mit vieler Kunst und Zierde in einander
schlingt. Diese Buchstaben sind nur größer
oder stärker, in der Figur aber wenig von Nes-
sich
verschieden. Die Cursivschrift der Türken
und Araber, nemlich die Schriftzüge, welche
die vom bürgerlichen Stande in Privatbriefen
und Rechnungen brauchen, nennt man Rorai.
Bey dieser giebt man sich nicht viele Mühe,
schön und deutlich zu schreiben, ja man setzt
fast niemals die Lautbuchstaben, und nur selten
die Unterscheidungspunkte über und unter den
Buchstaben. -- Divani ist gleichfalls eine be-
sondre Schreibart, deren sich die Osmanli,
d. i. die vornehmen Türken, fürnemlich in ih-
ren Canzeleyen und in Briefen bedienen.

Die Imam, die Kadis und andre arabische
Gelehrte, schreiben ihre Namen gerne mit durch
einander geschlungenen Buchstaben, damit sie
nicht leicht nachgeschrieben werden können. Die-
jenigen, welche selbst nicht schreiben können,
lassen ihren Namen unter den Brief setzen, und
drucken ihn, oder ihren Wahlspruch, den sie
gemeiniglich in einem Stein geschnitten an den
Fingern tragen, mit Dinte unter oder auf der
andern Seite des Papiers, auf ihren geschrie-
benen Namen. -- Die Osmanli übersenden
ihre Briefe an andre Vornehme, in langen seid-
nen Beuteln. Die Araber rollen sie etwa in
der Breite eines Daums, platt zusammen, und

klei-
P 2

Holz und Steinen braucht, desgleichen zu den
Buͤchertitteln, bey welchen man die Buchſtaben
oft mit vieler Kunſt und Zierde in einander
ſchlingt. Dieſe Buchſtaben ſind nur groͤßer
oder ſtaͤrker, in der Figur aber wenig von Neſ-
ſich
verſchieden. Die Curſivſchrift der Tuͤrken
und Araber, nemlich die Schriftzuͤge, welche
die vom buͤrgerlichen Stande in Privatbriefen
und Rechnungen brauchen, nennt man Rorai.
Bey dieſer giebt man ſich nicht viele Muͤhe,
ſchoͤn und deutlich zu ſchreiben, ja man ſetzt
faſt niemals die Lautbuchſtaben, und nur ſelten
die Unterſcheidungspunkte uͤber und unter den
Buchſtaben. — Divani iſt gleichfalls eine be-
ſondre Schreibart, deren ſich die Osmanli,
d. i. die vornehmen Tuͤrken, fuͤrnemlich in ih-
ren Canzeleyen und in Briefen bedienen.

Die Imâm, die Kâdis und andre arabiſche
Gelehrte, ſchreiben ihre Namen gerne mit durch
einander geſchlungenen Buchſtaben, damit ſie
nicht leicht nachgeſchrieben werden koͤnnen. Die-
jenigen, welche ſelbſt nicht ſchreiben koͤnnen,
laſſen ihren Namen unter den Brief ſetzen, und
drucken ihn, oder ihren Wahlſpruch, den ſie
gemeiniglich in einem Stein geſchnitten an den
Fingern tragen, mit Dinte unter oder auf der
andern Seite des Papiers, auf ihren geſchrie-
benen Namen. — Die Osmanli uͤberſenden
ihre Briefe an andre Vornehme, in langen ſeid-
nen Beuteln. Die Araber rollen ſie etwa in
der Breite eines Daums, platt zuſammen, und

klei-
P 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0253" n="227"/>
Holz und Steinen braucht, desgleichen zu den<lb/>
Bu&#x0364;chertitteln, bey welchen man die Buch&#x017F;taben<lb/>
oft mit vieler Kun&#x017F;t und Zierde in einander<lb/>
&#x017F;chlingt. Die&#x017F;e Buch&#x017F;taben &#x017F;ind nur gro&#x0364;ßer<lb/>
oder &#x017F;ta&#x0364;rker, in der Figur aber wenig von <hi rendition="#fr">Ne&#x017F;-<lb/>
&#x017F;ich</hi> ver&#x017F;chieden. Die Cur&#x017F;iv&#x017F;chrift der Tu&#x0364;rken<lb/>
und Araber, nemlich die Schriftzu&#x0364;ge, welche<lb/>
die vom bu&#x0364;rgerlichen Stande in Privatbriefen<lb/>
und Rechnungen brauchen, nennt man <hi rendition="#fr">Rorai.</hi><lb/>
Bey die&#x017F;er giebt man &#x017F;ich nicht viele Mu&#x0364;he,<lb/>
&#x017F;cho&#x0364;n und deutlich zu &#x017F;chreiben, ja man &#x017F;etzt<lb/>
fa&#x017F;t niemals die Lautbuch&#x017F;taben, und nur &#x017F;elten<lb/>
die Unter&#x017F;cheidungspunkte u&#x0364;ber und unter den<lb/>
Buch&#x017F;taben. &#x2014; <hi rendition="#fr">Divani</hi> i&#x017F;t gleichfalls eine be-<lb/>
&#x017F;ondre Schreibart, deren &#x017F;ich die <hi rendition="#fr">Osmanli,</hi><lb/>
d. i. die vornehmen Tu&#x0364;rken, fu&#x0364;rnemlich in ih-<lb/>
ren Canzeleyen und in Briefen bedienen.</p><lb/>
          <p>Die Im<hi rendition="#aq">â</hi>m, die K<hi rendition="#aq">â</hi>dis und andre arabi&#x017F;che<lb/>
Gelehrte, &#x017F;chreiben ihre Namen gerne mit durch<lb/>
einander ge&#x017F;chlungenen Buch&#x017F;taben, damit &#x017F;ie<lb/>
nicht leicht nachge&#x017F;chrieben werden ko&#x0364;nnen. Die-<lb/>
jenigen, welche &#x017F;elb&#x017F;t nicht &#x017F;chreiben ko&#x0364;nnen,<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en ihren Namen unter den Brief &#x017F;etzen, und<lb/>
drucken ihn, oder ihren Wahl&#x017F;pruch, den &#x017F;ie<lb/>
gemeiniglich in einem Stein ge&#x017F;chnitten an den<lb/>
Fingern tragen, mit Dinte unter oder auf der<lb/>
andern Seite des Papiers, auf ihren ge&#x017F;chrie-<lb/>
benen Namen. &#x2014; Die <hi rendition="#fr">Osmanli</hi> u&#x0364;ber&#x017F;enden<lb/>
ihre Briefe an andre Vornehme, in langen &#x017F;eid-<lb/>
nen Beuteln. Die Araber rollen &#x017F;ie etwa in<lb/>
der Breite eines Daums, platt zu&#x017F;ammen, und<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">P 2</fw><fw place="bottom" type="catch">klei-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[227/0253] Holz und Steinen braucht, desgleichen zu den Buͤchertitteln, bey welchen man die Buchſtaben oft mit vieler Kunſt und Zierde in einander ſchlingt. Dieſe Buchſtaben ſind nur groͤßer oder ſtaͤrker, in der Figur aber wenig von Neſ- ſich verſchieden. Die Curſivſchrift der Tuͤrken und Araber, nemlich die Schriftzuͤge, welche die vom buͤrgerlichen Stande in Privatbriefen und Rechnungen brauchen, nennt man Rorai. Bey dieſer giebt man ſich nicht viele Muͤhe, ſchoͤn und deutlich zu ſchreiben, ja man ſetzt faſt niemals die Lautbuchſtaben, und nur ſelten die Unterſcheidungspunkte uͤber und unter den Buchſtaben. — Divani iſt gleichfalls eine be- ſondre Schreibart, deren ſich die Osmanli, d. i. die vornehmen Tuͤrken, fuͤrnemlich in ih- ren Canzeleyen und in Briefen bedienen. Die Imâm, die Kâdis und andre arabiſche Gelehrte, ſchreiben ihre Namen gerne mit durch einander geſchlungenen Buchſtaben, damit ſie nicht leicht nachgeſchrieben werden koͤnnen. Die- jenigen, welche ſelbſt nicht ſchreiben koͤnnen, laſſen ihren Namen unter den Brief ſetzen, und drucken ihn, oder ihren Wahlſpruch, den ſie gemeiniglich in einem Stein geſchnitten an den Fingern tragen, mit Dinte unter oder auf der andern Seite des Papiers, auf ihren geſchrie- benen Namen. — Die Osmanli uͤberſenden ihre Briefe an andre Vornehme, in langen ſeid- nen Beuteln. Die Araber rollen ſie etwa in der Breite eines Daums, platt zuſammen, und klei- P 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777/253
Zitationshilfe: [Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777, S. 227. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777/253>, abgerufen am 25.11.2024.