Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777.

Bild:
<< vorherige Seite

heyrathen sollte. Sie mußten also insgesammt
den harten Wittwenstand aushalten *).

Unter der Zahl der Weiber waren ihrer drey,
die er aufs zärtlichste zu lieben schien, nemlich
Kadhige, Haphsa und Ayesha. Die erste
starb drey Jahre vor dem Anfang der Hegira.
Sie hat mit ihm acht Kinder gezeugt, die aber
alle vor ihrem Vater starben, ausgenommen
Fathime welche ihrem Vater einige Monathe
überlebte, und an den Aly verheyrathet war.
Mohammed hatte so viel Hochachtung für sie,
daß er sich mit ihr allein begnügte und ihr keine
zweyte Frau zugesellte. Aber so bald sie starb;
so überließ er sich ganz den Wollüsten. Haph-
sa
war eine Tochter Omars. Mohammed hey-
rathete sie drey Jahre nach der Hegira, und
vertraute ihr, da er starb, das Original seiner
vorgegebenen Offenbarungen, d. i. die Mate-
rialien, die zum Bau seiner neuen Religion
dienten. Die Ayesha war nur sieben Jahr
alt, wie er sie zur Frau nahm. Ihr Vater
hieß Abdallah, nahm aber nachher auf Befehl

des
*) Was mußte wohl die Ayesha hierzu sagen, die
damals gerade zwanzig Jahr alt war, wie der
Prophet das Zeitliche seegnete! Wenn man sich
hierbey denket, daß er diese Ayesha vorzüglich
liebte; so muß man sich darüber wundern, daß
er ihr einen so harten Stand anwieß. Aber
was thut nicht die leidige Eifersucht!
K 3

heyrathen ſollte. Sie mußten alſo insgeſammt
den harten Wittwenſtand aushalten *).

Unter der Zahl der Weiber waren ihrer drey,
die er aufs zaͤrtlichſte zu lieben ſchien, nemlich
Kadhige, Haphſa und Ayesha. Die erſte
ſtarb drey Jahre vor dem Anfang der Hegira.
Sie hat mit ihm acht Kinder gezeugt, die aber
alle vor ihrem Vater ſtarben, ausgenommen
Fathime welche ihrem Vater einige Monathe
uͤberlebte, und an den Aly verheyrathet war.
Mohammed hatte ſo viel Hochachtung fuͤr ſie,
daß er ſich mit ihr allein begnuͤgte und ihr keine
zweyte Frau zugeſellte. Aber ſo bald ſie ſtarb;
ſo uͤberließ er ſich ganz den Wolluͤſten. Haph-
ſa
war eine Tochter Omars. Mohammed hey-
rathete ſie drey Jahre nach der Hegira, und
vertraute ihr, da er ſtarb, das Original ſeiner
vorgegebenen Offenbarungen, d. i. die Mate-
rialien, die zum Bau ſeiner neuen Religion
dienten. Die Ayesha war nur ſieben Jahr
alt, wie er ſie zur Frau nahm. Ihr Vater
hieß Abdallah, nahm aber nachher auf Befehl

des
*) Was mußte wohl die Ayesha hierzu ſagen, die
damals gerade zwanzig Jahr alt war, wie der
Prophet das Zeitliche ſeegnete! Wenn man ſich
hierbey denket, daß er dieſe Ayesha vorzuͤglich
liebte; ſo muß man ſich daruͤber wundern, daß
er ihr einen ſo harten Stand anwieß. Aber
was thut nicht die leidige Eiferſucht!
K 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0175" n="149"/>
heyrathen &#x017F;ollte. Sie mußten al&#x017F;o insge&#x017F;ammt<lb/>
den harten Wittwen&#x017F;tand aushalten <note place="foot" n="*)">Was mußte wohl die <hi rendition="#fr">Ayesha</hi> hierzu &#x017F;agen, die<lb/>
damals gerade zwanzig Jahr alt war, wie der<lb/>
Prophet das Zeitliche &#x017F;eegnete! Wenn man &#x017F;ich<lb/>
hierbey denket, daß er die&#x017F;e <hi rendition="#fr">Ayesha</hi> vorzu&#x0364;glich<lb/>
liebte; &#x017F;o muß man &#x017F;ich daru&#x0364;ber wundern, daß<lb/>
er ihr einen &#x017F;o harten Stand anwieß. Aber<lb/>
was thut nicht die leidige Eifer&#x017F;ucht!</note>.</p><lb/>
          <p>Unter der Zahl der Weiber waren ihrer drey,<lb/>
die er aufs za&#x0364;rtlich&#x017F;te zu lieben &#x017F;chien, nemlich<lb/><hi rendition="#fr">Kadhige, Haph&#x017F;a</hi> und <hi rendition="#fr">Ayesha</hi>. Die er&#x017F;te<lb/>
&#x017F;tarb drey Jahre vor dem Anfang der Hegira.<lb/>
Sie hat mit ihm acht Kinder gezeugt, die aber<lb/>
alle vor ihrem Vater &#x017F;tarben, ausgenommen<lb/><hi rendition="#fr">Fathime</hi> welche ihrem Vater einige Monathe<lb/>
u&#x0364;berlebte, und an den Aly verheyrathet war.<lb/>
Mohammed hatte &#x017F;o viel Hochachtung fu&#x0364;r &#x017F;ie,<lb/>
daß er &#x017F;ich mit ihr allein begnu&#x0364;gte und ihr keine<lb/>
zweyte Frau zuge&#x017F;ellte. Aber &#x017F;o bald &#x017F;ie &#x017F;tarb;<lb/>
&#x017F;o u&#x0364;berließ er &#x017F;ich ganz den Wollu&#x0364;&#x017F;ten. <hi rendition="#fr">Haph-<lb/>
&#x017F;a</hi> war eine Tochter Omars. Mohammed hey-<lb/>
rathete &#x017F;ie drey Jahre nach der Hegira, und<lb/>
vertraute ihr, da er &#x017F;tarb, das Original &#x017F;einer<lb/>
vorgegebenen Offenbarungen, d. i. die Mate-<lb/>
rialien, die zum Bau &#x017F;einer neuen Religion<lb/>
dienten. Die <hi rendition="#fr">Ayesha</hi> war nur &#x017F;ieben Jahr<lb/>
alt, wie er &#x017F;ie zur Frau nahm. Ihr Vater<lb/>
hieß Abdallah, nahm aber nachher auf Befehl<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">K 3</fw><fw place="bottom" type="catch">des</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[149/0175] heyrathen ſollte. Sie mußten alſo insgeſammt den harten Wittwenſtand aushalten *). Unter der Zahl der Weiber waren ihrer drey, die er aufs zaͤrtlichſte zu lieben ſchien, nemlich Kadhige, Haphſa und Ayesha. Die erſte ſtarb drey Jahre vor dem Anfang der Hegira. Sie hat mit ihm acht Kinder gezeugt, die aber alle vor ihrem Vater ſtarben, ausgenommen Fathime welche ihrem Vater einige Monathe uͤberlebte, und an den Aly verheyrathet war. Mohammed hatte ſo viel Hochachtung fuͤr ſie, daß er ſich mit ihr allein begnuͤgte und ihr keine zweyte Frau zugeſellte. Aber ſo bald ſie ſtarb; ſo uͤberließ er ſich ganz den Wolluͤſten. Haph- ſa war eine Tochter Omars. Mohammed hey- rathete ſie drey Jahre nach der Hegira, und vertraute ihr, da er ſtarb, das Original ſeiner vorgegebenen Offenbarungen, d. i. die Mate- rialien, die zum Bau ſeiner neuen Religion dienten. Die Ayesha war nur ſieben Jahr alt, wie er ſie zur Frau nahm. Ihr Vater hieß Abdallah, nahm aber nachher auf Befehl des *) Was mußte wohl die Ayesha hierzu ſagen, die damals gerade zwanzig Jahr alt war, wie der Prophet das Zeitliche ſeegnete! Wenn man ſich hierbey denket, daß er dieſe Ayesha vorzuͤglich liebte; ſo muß man ſich daruͤber wundern, daß er ihr einen ſo harten Stand anwieß. Aber was thut nicht die leidige Eiferſucht! K 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777/175
Zitationshilfe: [Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777, S. 149. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777/175>, abgerufen am 23.11.2024.