des Propheten den Namen Abubecker an, welches so viel als Vater des Mädchens an- deutet. Wie sie sehr viel Artigkeit und Witz zeigte; so ließ er sie sorgfältig unterrichten, und sie machte ihren Lehrern viel Ehre. Vorzüglich erlangte sie eine genaue Kenntniß der arabischen Sprache. Er liebte sie ganz außerordentlich, ob sie gleich überall ihrer Treulosigkeit wegen berüchtigt war. Er wußte, daß man von ihr allgemein übel redete: aber um diesem Gerede gleichfalls ein Ende zu machen, verkündigte er von Seiten des Himmels, daß alle die üblen Nachreden weiter nichts als schändliche Ver- läumdungen wären. Und derjenige, der sichs fernerhin unterstünde, von ihr auf eine uner- laubte Weise zu reden, sollte die gerechten Stra- fen Gottes erfahren. Nach Mohammeds Tode stand sie in großen Ehren, und man hielt sie für eine Prophetinn. Aber dem Aly, der sie des Ehebruchs wegen zuerst angeklagt hatte, konnte sie dieß nie vergeben. Sie legte ihm alles in den Weg, wenn er nach einer vorneh- men Stelle trachtete. Und wie er endlich, wi- der ihren Willen, Calife wurde; so stellte sie sich an die Spitze von 30000 Mann und bekriegte den guten Aly. allein dieser nahm sie gefan- gen, und verwieß sie nach Messina, wo sie im 67sten Jahre ihres Alters verschied.
Mohammed war ohne alle Wissenschaft, und man hält dafür, daß er weder schreiben noch
rechnen
des Propheten den Namen Abubecker an, welches ſo viel als Vater des Maͤdchens an- deutet. Wie ſie ſehr viel Artigkeit und Witz zeigte; ſo ließ er ſie ſorgfaͤltig unterrichten, und ſie machte ihren Lehrern viel Ehre. Vorzuͤglich erlangte ſie eine genaue Kenntniß der arabiſchen Sprache. Er liebte ſie ganz außerordentlich, ob ſie gleich uͤberall ihrer Treuloſigkeit wegen beruͤchtigt war. Er wußte, daß man von ihr allgemein uͤbel redete: aber um dieſem Gerede gleichfalls ein Ende zu machen, verkuͤndigte er von Seiten des Himmels, daß alle die uͤblen Nachreden weiter nichts als ſchaͤndliche Ver- laͤumdungen waͤren. Und derjenige, der ſichs fernerhin unterſtuͤnde, von ihr auf eine uner- laubte Weiſe zu reden, ſollte die gerechten Stra- fen Gottes erfahren. Nach Mohammeds Tode ſtand ſie in großen Ehren, und man hielt ſie fuͤr eine Prophetinn. Aber dem Aly, der ſie des Ehebruchs wegen zuerſt angeklagt hatte, konnte ſie dieß nie vergeben. Sie legte ihm alles in den Weg, wenn er nach einer vorneh- men Stelle trachtete. Und wie er endlich, wi- der ihren Willen, Calife wurde; ſo ſtellte ſie ſich an die Spitze von 30000 Mann und bekriegte den guten Aly. allein dieſer nahm ſie gefan- gen, und verwieß ſie nach Meſſina, wo ſie im 67ſten Jahre ihres Alters verſchied.
Mohammed war ohne alle Wiſſenſchaft, und man haͤlt dafuͤr, daß er weder ſchreiben noch
rechnen
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0176"n="150"/>
des Propheten den Namen <hirendition="#fr">Abubecker</hi> an,<lb/>
welches ſo viel als <hirendition="#fr">Vater des Maͤdchens</hi> an-<lb/>
deutet. Wie ſie ſehr viel Artigkeit und Witz<lb/>
zeigte; ſo ließ er ſie ſorgfaͤltig unterrichten, und<lb/>ſie machte ihren Lehrern viel Ehre. Vorzuͤglich<lb/>
erlangte ſie eine genaue Kenntniß der arabiſchen<lb/>
Sprache. Er liebte ſie ganz außerordentlich,<lb/>
ob ſie gleich uͤberall ihrer Treuloſigkeit wegen<lb/>
beruͤchtigt war. Er wußte, daß man von ihr<lb/>
allgemein uͤbel redete: aber um dieſem Gerede<lb/>
gleichfalls ein Ende zu machen, verkuͤndigte er<lb/>
von Seiten des Himmels, daß alle die uͤblen<lb/>
Nachreden weiter nichts als ſchaͤndliche Ver-<lb/>
laͤumdungen waͤren. Und derjenige, der ſichs<lb/>
fernerhin unterſtuͤnde, von ihr auf eine uner-<lb/>
laubte Weiſe zu reden, ſollte die gerechten Stra-<lb/>
fen Gottes erfahren. Nach Mohammeds Tode<lb/>ſtand ſie in großen Ehren, und man hielt ſie<lb/>
fuͤr eine Prophetinn. Aber dem Aly, der ſie<lb/>
des Ehebruchs wegen zuerſt angeklagt hatte,<lb/>
konnte ſie dieß nie vergeben. Sie legte ihm<lb/>
alles in den Weg, wenn er nach einer vorneh-<lb/>
men Stelle trachtete. Und wie er endlich, wi-<lb/>
der ihren Willen, Calife wurde; ſo ſtellte ſie ſich<lb/>
an die Spitze von 30000 Mann und bekriegte<lb/>
den guten Aly. allein dieſer nahm ſie gefan-<lb/>
gen, und verwieß ſie nach Meſſina, wo ſie im<lb/>
67ſten Jahre ihres Alters verſchied.</p><lb/><p>Mohammed war ohne alle Wiſſenſchaft, und<lb/>
man haͤlt dafuͤr, daß er weder ſchreiben noch<lb/><fwplace="bottom"type="catch">rechnen</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[150/0176]
des Propheten den Namen Abubecker an,
welches ſo viel als Vater des Maͤdchens an-
deutet. Wie ſie ſehr viel Artigkeit und Witz
zeigte; ſo ließ er ſie ſorgfaͤltig unterrichten, und
ſie machte ihren Lehrern viel Ehre. Vorzuͤglich
erlangte ſie eine genaue Kenntniß der arabiſchen
Sprache. Er liebte ſie ganz außerordentlich,
ob ſie gleich uͤberall ihrer Treuloſigkeit wegen
beruͤchtigt war. Er wußte, daß man von ihr
allgemein uͤbel redete: aber um dieſem Gerede
gleichfalls ein Ende zu machen, verkuͤndigte er
von Seiten des Himmels, daß alle die uͤblen
Nachreden weiter nichts als ſchaͤndliche Ver-
laͤumdungen waͤren. Und derjenige, der ſichs
fernerhin unterſtuͤnde, von ihr auf eine uner-
laubte Weiſe zu reden, ſollte die gerechten Stra-
fen Gottes erfahren. Nach Mohammeds Tode
ſtand ſie in großen Ehren, und man hielt ſie
fuͤr eine Prophetinn. Aber dem Aly, der ſie
des Ehebruchs wegen zuerſt angeklagt hatte,
konnte ſie dieß nie vergeben. Sie legte ihm
alles in den Weg, wenn er nach einer vorneh-
men Stelle trachtete. Und wie er endlich, wi-
der ihren Willen, Calife wurde; ſo ſtellte ſie ſich
an die Spitze von 30000 Mann und bekriegte
den guten Aly. allein dieſer nahm ſie gefan-
gen, und verwieß ſie nach Meſſina, wo ſie im
67ſten Jahre ihres Alters verſchied.
Mohammed war ohne alle Wiſſenſchaft, und
man haͤlt dafuͤr, daß er weder ſchreiben noch
rechnen
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777, S. 150. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777/176>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.