-- einen Menschen, der ganz liederlich war, der sich völlig den wilden Ausschweifungen sei- ner Leidenschaften ergab -- einen solchen Un- menschen für einen Gesandten Gottes zu halten!
Man meint, daß Mohammed -- ungeach- tet er der Liebe zum Frauenzimmer sehr ergeben war -- im Grunde gegen das schöne Geschlecht wenig Hochachtung gehabt habe. Er gieng eben mit ihnen nicht aufs säuberlichste um, suchte sie immer zu hintergehen, begegnete ihnen sehr übel, und gab so gar ein Gesetz, nach wel- chem es den Männern erlaubt war, ihre Wei- ber, wenn sie es verdienten, derbe durchzuprü- geln. Und doch war er so rasend eifersüchtig, als man sich immer nur einen Menschen denken kann. Wie er einstmal merkte, daß einige sei- ner Schüler mit einem verdächtigen Eifer sein Hauß besuchten, und mit seinen Weibern etwas vertraut umgiengen; so glaubte er den Fehler nachdrücklich ahnden zü müssen. Er erklärte ihnen also von Seiten Gottes, daß sie nicht in des Propheten Haus, ohne sein Vorwissen ge- hen sollten, und der Wohlstand verlange es, sich sogleich nach der Mahlzeit, wenn er sie zum Essen eingeladen hätte, wegzubegeben, und sich nicht in weitläuftige Unterredungen mit seinen Weibern einzulaßen. -- Allem Ansehen nach müssen sein Frauen einen sehr harten Stand bey ihm gehabt haben: denn er verbot, daß niemand nach seinem Tode eine von denselben
heyrathen
— einen Menſchen, der ganz liederlich war, der ſich voͤllig den wilden Ausſchweifungen ſei- ner Leidenſchaften ergab — einen ſolchen Un- menſchen fuͤr einen Geſandten Gottes zu halten!
Man meint, daß Mohammed — ungeach- tet er der Liebe zum Frauenzimmer ſehr ergeben war — im Grunde gegen das ſchoͤne Geſchlecht wenig Hochachtung gehabt habe. Er gieng eben mit ihnen nicht aufs ſaͤuberlichſte um, ſuchte ſie immer zu hintergehen, begegnete ihnen ſehr uͤbel, und gab ſo gar ein Geſetz, nach wel- chem es den Maͤnnern erlaubt war, ihre Wei- ber, wenn ſie es verdienten, derbe durchzupruͤ- geln. Und doch war er ſo raſend eiferſuͤchtig, als man ſich immer nur einen Menſchen denken kann. Wie er einſtmal merkte, daß einige ſei- ner Schuͤler mit einem verdaͤchtigen Eifer ſein Hauß beſuchten, und mit ſeinen Weibern etwas vertraut umgiengen; ſo glaubte er den Fehler nachdruͤcklich ahnden zuͤ muͤſſen. Er erklaͤrte ihnen alſo von Seiten Gottes, daß ſie nicht in des Propheten Haus, ohne ſein Vorwiſſen ge- hen ſollten, und der Wohlſtand verlange es, ſich ſogleich nach der Mahlzeit, wenn er ſie zum Eſſen eingeladen haͤtte, wegzubegeben, und ſich nicht in weitlaͤuftige Unterredungen mit ſeinen Weibern einzulaßen. — Allem Anſehen nach muͤſſen ſein Frauen einen ſehr harten Stand bey ihm gehabt haben: denn er verbot, daß niemand nach ſeinem Tode eine von denſelben
heyrathen
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0174"n="148"/>— einen Menſchen, der ganz liederlich war,<lb/>
der ſich voͤllig den wilden Ausſchweifungen ſei-<lb/>
ner Leidenſchaften ergab — einen ſolchen Un-<lb/>
menſchen fuͤr einen Geſandten Gottes zu halten!</p><lb/><p>Man meint, daß Mohammed — ungeach-<lb/>
tet er der Liebe zum Frauenzimmer ſehr ergeben<lb/>
war — im Grunde gegen das ſchoͤne Geſchlecht<lb/>
wenig Hochachtung gehabt habe. Er gieng<lb/>
eben mit ihnen nicht aufs ſaͤuberlichſte um,<lb/>ſuchte ſie immer zu hintergehen, begegnete ihnen<lb/>ſehr uͤbel, und gab ſo gar ein Geſetz, nach wel-<lb/>
chem es den Maͤnnern erlaubt war, ihre Wei-<lb/>
ber, wenn ſie es verdienten, derbe durchzupruͤ-<lb/>
geln. Und doch war er ſo raſend eiferſuͤchtig,<lb/>
als man ſich immer nur einen Menſchen denken<lb/>
kann. Wie er einſtmal merkte, daß einige ſei-<lb/>
ner Schuͤler mit einem verdaͤchtigen Eifer ſein<lb/>
Hauß beſuchten, und mit ſeinen Weibern etwas<lb/>
vertraut umgiengen; ſo glaubte er den Fehler<lb/>
nachdruͤcklich ahnden zuͤ muͤſſen. Er erklaͤrte<lb/>
ihnen alſo von Seiten Gottes, daß ſie nicht in<lb/>
des Propheten Haus, ohne ſein Vorwiſſen ge-<lb/>
hen ſollten, und der Wohlſtand verlange es,<lb/>ſich ſogleich nach der Mahlzeit, wenn er ſie zum<lb/>
Eſſen eingeladen haͤtte, wegzubegeben, und ſich<lb/>
nicht in weitlaͤuftige Unterredungen mit ſeinen<lb/>
Weibern einzulaßen. — Allem Anſehen nach<lb/>
muͤſſen ſein Frauen einen ſehr harten Stand<lb/>
bey ihm gehabt haben: denn er verbot, daß<lb/>
niemand nach ſeinem Tode eine von denſelben<lb/><fwplace="bottom"type="catch">heyrathen</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[148/0174]
— einen Menſchen, der ganz liederlich war,
der ſich voͤllig den wilden Ausſchweifungen ſei-
ner Leidenſchaften ergab — einen ſolchen Un-
menſchen fuͤr einen Geſandten Gottes zu halten!
Man meint, daß Mohammed — ungeach-
tet er der Liebe zum Frauenzimmer ſehr ergeben
war — im Grunde gegen das ſchoͤne Geſchlecht
wenig Hochachtung gehabt habe. Er gieng
eben mit ihnen nicht aufs ſaͤuberlichſte um,
ſuchte ſie immer zu hintergehen, begegnete ihnen
ſehr uͤbel, und gab ſo gar ein Geſetz, nach wel-
chem es den Maͤnnern erlaubt war, ihre Wei-
ber, wenn ſie es verdienten, derbe durchzupruͤ-
geln. Und doch war er ſo raſend eiferſuͤchtig,
als man ſich immer nur einen Menſchen denken
kann. Wie er einſtmal merkte, daß einige ſei-
ner Schuͤler mit einem verdaͤchtigen Eifer ſein
Hauß beſuchten, und mit ſeinen Weibern etwas
vertraut umgiengen; ſo glaubte er den Fehler
nachdruͤcklich ahnden zuͤ muͤſſen. Er erklaͤrte
ihnen alſo von Seiten Gottes, daß ſie nicht in
des Propheten Haus, ohne ſein Vorwiſſen ge-
hen ſollten, und der Wohlſtand verlange es,
ſich ſogleich nach der Mahlzeit, wenn er ſie zum
Eſſen eingeladen haͤtte, wegzubegeben, und ſich
nicht in weitlaͤuftige Unterredungen mit ſeinen
Weibern einzulaßen. — Allem Anſehen nach
muͤſſen ſein Frauen einen ſehr harten Stand
bey ihm gehabt haben: denn er verbot, daß
niemand nach ſeinem Tode eine von denſelben
heyrathen
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777, S. 148. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777/174>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.