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[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 1. Breslau, 1776.

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ge Stücke aus dem Koran auszuschreiben.
Hierauf bringt man den Körper so geschwind
als möglich in einen Sarg, weil ein todter
Körper innerhalb acht oder zehn Stunden so
aufgeblasen ist, daß man ihn beynahe nicht in
einen Sarg legen kann. Die Ursachen von
dieser sonderbaren Sache, die sich so bald an
dem Verstorbenen ereignet, muß man nur al-
lein in der großen Dürre der Luft suchen. --
Wenn der todte Leichnam an einen entfernten
Ort (welches zuweilen von den Kranken ange-
ordnet wird) soll getragen werden; so füllen sie
den Sarg mit Kalk, Gummi und Salz, wel-
ches den Körper vor Fäulung erhalten soll.
Und dieß ist die gewöhnliche Art, die Körper
in Persien einzubalsamiren.

Die Beerdigung geschieht gemeiniglich bey
dem gemeinen Manne mit so wenigem Pomp,
als es nur immer möglich ist. Ein Mollah
und noch ein paar andere Bediente machen ge-
wöhnlich den ganzen Aufzug aus. Der Kör-
per wird von Sclaven und Freunden getragen,
und von denen, die ihnen unterwegens bege-
gnen, abgelöset. Die Dienstleistung der Per-
ser bey solchen Vorfällen ist hierinn vorzüglich
lobenswürdig. Ja sie geht so weit, daß dieje-
nigen, welche ihnen zu Pferde begegnen, abstei-
gen, und ihre Dienste anbieten.

Das Leichenbegängniß vornehmer Personen
geschieht mit mehrer Pracht. Diese werden
nicht, wie jene, von Menschen getragen, sondern

mit
E 2

ge Stuͤcke aus dem Koran auszuſchreiben.
Hierauf bringt man den Koͤrper ſo geſchwind
als moͤglich in einen Sarg, weil ein todter
Koͤrper innerhalb acht oder zehn Stunden ſo
aufgeblaſen iſt, daß man ihn beynahe nicht in
einen Sarg legen kann. Die Urſachen von
dieſer ſonderbaren Sache, die ſich ſo bald an
dem Verſtorbenen ereignet, muß man nur al-
lein in der großen Duͤrre der Luft ſuchen. —
Wenn der todte Leichnam an einen entfernten
Ort (welches zuweilen von den Kranken ange-
ordnet wird) ſoll getragen werden; ſo fuͤllen ſie
den Sarg mit Kalk, Gummi und Salz, wel-
ches den Koͤrper vor Faͤulung erhalten ſoll.
Und dieß iſt die gewoͤhnliche Art, die Koͤrper
in Perſien einzubalſamiren.

Die Beerdigung geſchieht gemeiniglich bey
dem gemeinen Manne mit ſo wenigem Pomp,
als es nur immer moͤglich iſt. Ein Mollah
und noch ein paar andere Bediente machen ge-
woͤhnlich den ganzen Aufzug aus. Der Koͤr-
per wird von Sclaven und Freunden getragen,
und von denen, die ihnen unterwegens bege-
gnen, abgeloͤſet. Die Dienſtleiſtung der Per-
ſer bey ſolchen Vorfaͤllen iſt hierinn vorzuͤglich
lobenswuͤrdig. Ja ſie geht ſo weit, daß dieje-
nigen, welche ihnen zu Pferde begegnen, abſtei-
gen, und ihre Dienſte anbieten.

Das Leichenbegaͤngniß vornehmer Perſonen
geſchieht mit mehrer Pracht. Dieſe werden
nicht, wie jene, von Menſchen getragen, ſondern

mit
E 2
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[67/0087] ge Stuͤcke aus dem Koran auszuſchreiben. Hierauf bringt man den Koͤrper ſo geſchwind als moͤglich in einen Sarg, weil ein todter Koͤrper innerhalb acht oder zehn Stunden ſo aufgeblaſen iſt, daß man ihn beynahe nicht in einen Sarg legen kann. Die Urſachen von dieſer ſonderbaren Sache, die ſich ſo bald an dem Verſtorbenen ereignet, muß man nur al- lein in der großen Duͤrre der Luft ſuchen. — Wenn der todte Leichnam an einen entfernten Ort (welches zuweilen von den Kranken ange- ordnet wird) ſoll getragen werden; ſo fuͤllen ſie den Sarg mit Kalk, Gummi und Salz, wel- ches den Koͤrper vor Faͤulung erhalten ſoll. Und dieß iſt die gewoͤhnliche Art, die Koͤrper in Perſien einzubalſamiren. Die Beerdigung geſchieht gemeiniglich bey dem gemeinen Manne mit ſo wenigem Pomp, als es nur immer moͤglich iſt. Ein Mollah und noch ein paar andere Bediente machen ge- woͤhnlich den ganzen Aufzug aus. Der Koͤr- per wird von Sclaven und Freunden getragen, und von denen, die ihnen unterwegens bege- gnen, abgeloͤſet. Die Dienſtleiſtung der Per- ſer bey ſolchen Vorfaͤllen iſt hierinn vorzuͤglich lobenswuͤrdig. Ja ſie geht ſo weit, daß dieje- nigen, welche ihnen zu Pferde begegnen, abſtei- gen, und ihre Dienſte anbieten. Das Leichenbegaͤngniß vornehmer Perſonen geſchieht mit mehrer Pracht. Dieſe werden nicht, wie jene, von Menſchen getragen, ſondern mit E 2

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Zitationshilfe: [Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 1. Breslau, 1776, S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik01_1776/87>, abgerufen am 24.11.2024.